Hochschule
Université d'Angers
Titel des Studiengangs
Master 1
Standort
Angers
Zeitraum
September 2010 - Mai 2011
Fachrichtung
Jura, Rechtswissenschaften
Bewertung von
Anonym
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Meinen Studienaufenthalt in Frankreich würde ich als Erfolg bezeichnen. So habe ich einen tiefen Einblick in ein anderes Rechtssystem erhalten und war damit in der Lage die Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten zum deutschen Recht herausarbeiten. Zudem konnte ich meine Kenntnisse der französischen Sprache weiter vertiefen. Ich fühle mich damit besser gerüstet für eine von mir angestrebte Arbeit in einer internationalen Position. Die entstandenen Kontakte und geschlossenen Freundschaften stellen ebenfalls einen unschätzbaren Wert für mich dar.
Master (MSc, MA, etc.)
Die Stadt sowie auch die Université d’Angers ist eine empfehlenswerte Alternative für all diejenigen, die der Metropole Paris den Rücken kehren und in der Provinz leben wollen. Dabei ist zu erwähnen, dass die französische Provinz aus Sicht der Pariser alles außerhalb Paris darstellt. In Angers lässt es sich deshalb so gut leben, weil im Gegensatz zu Paris die Wege kurz sind (bei einer weitestgehenden verkehrsberuhigten Innenstadt) und die Stadt eine familiäre Atmosphäre trotz seiner 150 000 Einwohnern ausstrahlt, ganz im Gegensatz zur anonymen Großstadt Paris. Das erleichtert es auch einen Kontakt zu französischen Studenten aufzubauen. Und für alle diejenigen, die ab und an den Drang verspüren nach Paris zu gehen, so dauert die Zugfahrt von Angers nach Paris nur eineinhalb Stunden. Zu der Wohnungsmiete sei gesagt, dass diese um bis zu zwei Drittel günstiger sein kann in Angers als in Paris. Deshalb zieht es auch den einen oder an¬deren in Paris Arbeitenden nach Angers, der dann jeden Tag hin und her pendelt. Die Lebensmittel sind in Frankreich in der Regel teurer als in Deutschland.
Die juristische Fakultät liegt im Viertel St. Serge in der Nähe der Altstadt und überzeugt durch seinen modernen und offen gestalteten Neubau und durch eine letztes Jahr wiedereröffnete Bibliothek.
Zum Einblick in das französische Rechtssystem: In einer juristischen Fachzeitschrift bin ich auf einen Bericht gestoßen, der darlegt, dass trotz der Umstellung des Studiensystems auf Bachelor und Master es an einigen wenigen französischen Universitäten weiterhin möglich sei, die maîtrise, in meinem Falle die maîtrise en droit abzulegen. Die maîtrise stellte vor der Umstellung im Prinzip das erste Jahr des heutigen Masters dar. Sie unterscheidet sich aber insoweit von diesem, dass sie bei erfolgreichem Bestehen zu einem Diplom ermächtigt, während hingegen das erste Jahr des Masters keinen weiteren Abschluss dar¬stellt. So habe ich nach Universitäten gesucht, die weiterhin die Möglichkeit offerierten die maîtrise en droit abzulegen. Dafür müssen im Endeffekt die Prüfun¬gen des Masters 1 bestanden werden und die Ausstellung des Diploms „maître en droit“ beantragt werden. Mit der Suche nach geeig¬neten Universitäten begann ich bei den Partneruniversitäten meiner eigenen Hochschule und bin so bei der Université d’Angers fündig geworden. Daraufhin habe ich mich beim Akademischen Auslandsamt meiner Heimatuni um einen Platz im Rahmen des Erasmus-Programmes beworben. Gleichzeitig habe ich mich auf direktem Wege bei der Université d’Angers um die Zulassung zum Master 1 en droit privé général beworben. Diese Bewerbung stellte die eigentliche Schwierigkeit dar, denn um zugelassen zu werden, bedarf es einer Anerkennung der bisherigen Studienleistungen in Deutschland. Man sollte daher zuvor drei Jahre in Deutschland studiert und im Falle der Rechtswissenschaften alle Großen Scheine abgelegt haben. Die direkte Bewerbung an der französischen Universität (neben der Bewerbung über das Akademische Auslandsamt an der eigenen Hochschule) ist deshalb notwenig, weil im Rahmen des Erasmus-Programmes eine Teilnahme am Master 1 nicht möglich ist. Zu den Formalitäten einer direkten Bewerbung ist zu sagen, dass viele Gerüchte über die französische Administration zutreffen, dass sich aber auch viele formale Hürden bei näherem Hinschauen und vor allem bei persönlichem Kontakt in Schall und Rauch auflösen.
Einmal an der Université d’Angers angekommen, konnte ich feststellen, dass das Niveau der Prüfungen zwischen ordentlich eingeschriebenen – so auch ich dank meiner direkten Bewerbung – und Erasmusstudenten im eigentliche Sinne erheblich voneinander abweicht. Dennoch sind auch die (ordentlichen) Prüfungen zu bewältigen, insbesondere weil sich die Arbeitsmoral der französischen Studenten in der Regel von der Arbeitsmoral der deutschen Studenten unterscheidet und weil die Professoren gerade in den mündlichen (und damit nicht anonymisierten) Prüfungen die Schwierigkeiten würdigen, denen ausländischen Stundenten ausgesetzt sind. An dieser Stelle sei auch noch darauf hingewiesen, dass der französische Vorlesungsstil weitestgehend einer Vorlesung im eigentlichen Sinne entspricht. Die Dozentin (der Dozent) ließt ihr (sein) Skript weitestgehend vor und die französischen Studenten versuchen möglichst haargenau jedes Wort mitzuschreiben. Das fördert eine große Passivität und eine gewisse Monotonie in der Vorlesung, da die Studenten nicht die Zeit haben über das Gesagte nachzudenken, denn sie sind unentwegt damit beschäftigt Notizen anzufertigen. In der Prüfung wird dann auch nur das in der Vorlesung Behandelte abgefragt. Es lohnt sich auf jeden Fall einen französischen Studenten nach seinem Skript zu fragen, da es für uns ausländische Stu¬denten schwierig ist ein eigenes anzufertigen. Im Regelfall händigen sie dir dieses gerne aus, ge¬rade wenn sie ein ernsthaftes Bemühen des ausländischen Studenten feststellen.
Die maîtrise en droit (droit privé général) wird – so zumindest an meiner Heimatuni – nicht anerkannt für das (deutsche) rechtswissenschaftliche Studium. In Betracht käme allenfalls eine An¬erkennung im Rahmen eines Schwerpunktstudiums im ausländischen Recht, doch bedarf es hierfür einen Einblick in alle drei Rechtsgebiete (Privatrecht, Öffentliches Recht, Strafrecht), was mit einer maîtrise en droit im allgemeinen Privatrecht gerade nicht der Fall ist.
In Frankreich lernt der Student vor allem mit seinen Notizen der Vorlesung und nur sehr selten mit Büchern aus der Bibliothek. In dieser Hinsicht war die Bibliothek gut ausgestattet! Der Campus ist verstreut über die ganze Stadt. Die juristische Fakultät bildet mit der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät aber einen einheitlichen Campus. Im Übrigen verweise ich auf meine Angaben zur Studienwahl.
Die französische Studentenschaft in Angers ist vielfältig und es gibt auch zahlreiche weitere Erasmusstudenten aus aller Herren Länder. Ich würde aber dringend raten den Kontakt zu Einheimischen zu suchen, um einen unverfälschten Eindruck des Lebens und der Bedingungen vor Ort zu erhalten und nicht zuletzt um die eigenen Sprachkenntnisse zu verbessern.
In Frankreich bestehen grundsätzlich keine Studiengebühren, sondern allenfalls ein Verwaltungskostenbeitrag. Die Lebenserhaltungskosten in Angers wie auch im Rest der "Provinz", d.h. alles außer Paris, dürften ungefähr vergleichbar mir denen in Deutschland sein.
Ich empfehle eine Bewerbung beim Erasmus-Programm, beim Deutschen Akademischen Austauschdienst und - sofern die Heimatuni in Bayern liegt - beim Bayerisch-Französischen Hochschulzentrum.
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