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Der SQUEAKER Ratgeber

Vom Kollegen zum Chef

10 Tipps für deine neue Rolle

Auf dem Gipfel wird die Luft dünner. Unsere 10 Tipps zeigen dir, wie dein Rollenwechsel ohne Chefgehabe gelingt und das Feierabendbier im Team trotzdem noch schmeckt.

Du bist vor einigen Jahren in dem Unternehmen deiner Träume angekommen. Du hast dich reingekniet, jede Chance für dich genutzt und bist von einer Beförderung zur nächsten gejagt. Kurzum: Du bist der Chef. Das bedeutet für dich nicht nur mehr Geld, Macht und Verantwortung, sondern vor allem den schwierigen Rollenwechsel vom Kollegen zum Chef. Denn in der neuen Rollenverteilung verbergen sich jede Menge Stolperfallen. Von dem richtigen Ton gegenüber den alten Kollegen bis hin zur Mehrbelastung kann die neue Rolle viel Potential freisetzen aber auch Zündstoff bergen. Wir verraten dir in unseren 10 Tipps, wie dir Führen ohne Chefgehabe gelingt.

1. Neid & Missgunst nach der Beförderung

Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung, heißt es. Bedeutet es also zwangsläufig, dass du alles richtig gemacht hast, wenn die Zahl deiner Neider unermesslich ist? Leider nein. Mal davon abgesehen, dass Neid und Missgunst das Betriebsklima dauerhaft vergiften, kann es sein, dass du bei deinem Aufstieg einigen Kollegen auf die Füße gestiegen bist. Was du jetzt tun kannst? Erst einmal die Ruhe bewahren. Denn blinder Aktionismus, bestehend aus Drohungen oder Beförderungen schaden zu diesem Zeitpunkt. Nun gilt es erst einmal, hinter die Kulissen von Missgunst, Neid und Zweifel zu schauen. In der Regel haben die neidischen Blicken nicht unweigerlich etwas mit deiner Person zu tun, es sei denn du hast deinen Aufstieg mit schmutzigen Tricks bezahlt. Deine Kollegen haben schlichtweg Angst vor den bevorstehenden Veränderungen und sind verunsichert, ob ihrer persönlichen Zukunft und die des Unternehmens. Also, Ruhe bewahren, transparent agieren und die ehemaligen Kollegen auch mal für ein Gespräch unter zwei Augen zur Seite nehmen.

2. Getting started: Mache eine Bestandsaufnahme des Unternehmens

Du hattest immer das Gefühl, dein Unternehmen wie aus dem Effeff zu kennen, doch von soweit oben sieht der Laden ganz anders aus? Das ist der richtige Zeitpunkt für deine persönliche Bestandsaufnahme. Sie gibt nicht nur dir Sicherheit, sondern strahlt auch gegenüber der Führungsetage und den Angestellten Sicherheit und Souveränität aus.

Insider-Tipp: Diese Fragen solltest du in den ersten Wochen als Chef klären

  • Wer hat was zu sagen, wie ist das Unternehmen aufgebaut?
  • Was ist die mittelfristige und langfristige Perspektive des Unternehmens? 
  • Welche Hebel müssen dafür in Gang gesetzt werden?
  • Passen deine Vorstellungen mit denen deiner Mitarbeiter zusammen? 
  • Gibt es weitere Knackpunkte für deine Ziele? 

3. Duzen, Siezen – alles auf Anfang?

Gestern wart ihr noch Robby, Andi und Steffi, aber heute kommst du ins Stottern, wenn du deine ehemaligen Kollegen ansprechen willst? Grundsätzlich: Es gibt keine allgemeingültige Regelung, ob beim Rollenwechsel vom Kollegen zum Chef auch die Ansprache geändert werden muss. Um eine allgemeine Verunsicherung zu vermeiden, solltest du den Anfang machen und deinem Team das “Du” oder “Sie” anbieten, nicht andersherum. Möchtest du als Boss lieber gesiezt werden, weil es vor den Kunden oder der Führungsetage einen professionelleren Eindruck macht, ist dagegen nichts einzuwenden. Ganz wichtig ist allerdings, dass die gewählte Anrede für alle Mitarbeiter deiner Abteilung gilt. Alles andere gibt böses Blut!

4. Die richtige Balance nach dem Aufstieg finden

Wir kennen es noch aus der Schule: Auf der einen Seite gab es da diese herrlich netten Lehrer, die am liebsten selbst noch mal die Schulbank gedrückt hätten und mit denen man herrlich diskutieren konnte. Auf der anderen Seite gab es die unnachgiebigen Oberfeldwebel, die die Abschaffung des Rohrstocks heimlich betrauern. Fest steht, du möchtest weder der Best-Buddy der Praktikanten sein noch der Bürodrache, über den nach Feierabend in Kollegen rücksichtslos gelästert wird. Zugegeben, es gibt kein Patentrezept mit dem man den Zwiespalt zwischen kollegialer Nähe und Freundschaft und zu professioneller Distanz und Strenge gegenüber den Ex-Kollegen aufzulösen.

SQUEAKER 5-Punkte-Plan für die richtige Balance

  • Schaffe transparente Regeln, Programme und Strukturen, die sowohl für Mitarbeiter als auch die Führungsetage nachvollziehbar sind
  • Begreife dich selbst als Teil des Systems 
  • Definiere Grenzen: Spannungen auf der sachlichen Ebene nicht erlaubt, alles andere muss aufgelöst werden 
  • Schenke deinen Mitarbeitern Vertrauen: durch ständige Befehlen und Kontrolle verlierst du ihren Rückhalt 
  • Sei fair zu allen und bevorzuge niemanden

 Mehr zu den wichtigsten Soft Skills beim Aufstieg, haben wir auf squeaker.net ausführlich für dich beschrieben.

5. Gestern noch Fußballkumpel, heute Vorgesetzter

Ganz gleich, wie eng ihr euch als Kollegen unter Kollegen wart, deine neue Position verändert alles. Tagsüber als Chef Kante zu zeigen aber abends als Fußball Ersatzmann auf der Bank und später in der Bar zu sitzen, ist für alle Beteiligten eine riesige Herausforderung. Und die meisten scheitern daran, die Kurve vom Kumpelkollegen zum Boss professionell zu nehmen. Unser Tipp: Lass es auf einen Versuch ankommen und spreche nach dem Pilotversuch deine Kollegen offen darauf an, ob sie damit leben können wie früher auf dem Platz auch mal einzustecken oder ob es ihnen Unbehagen bereitet, mit ihrem neuen Geldgeber zu duschen oder einen trinken zu gehen. Dieselbe Frage solltest du dir auch selbst stellen. Werden die leisesten Zweifel wach, suche dir andere Leute für den After-Work Cocktail, alles andere ist krampfig. Falls es aber gelingt: Achte darauf, dass du das Kumpelverhältnis nach Feierabend an der Tür zum Büro abgibst und die Rollenverteilung im Büro klar ist, es gibt schließlich noch andere Kollegen, die schnell argwöhnisch werden.

6. They’re wachting you, Boss: Achte auf kleine Gesten

An deinen ersten Tagen auf dem Chefsessel stehst du unter ständiger Beobachtung. Du solltest nun so feinfühlig wie möglich gegenüber den Stimmungen deiner alten Kollegen sein und auf ganz alltägliche Gesten achten. So werden vermeintliche Kleinigkeiten wie eine offene oder geschlossene Bürotür, ein Klaps auf die Schulter eines Mitarbeiters, die Bestellung des neuen Diensthandys am ersten Tag oder die Nichtteilnahme/Teilnahme am Meeting von den Kollegen gründlich registriert und nicht selten überinterpretiert. Jetzt aber bloß nicht panisch werden oder deine menschliche Seite verstecken, etwas Fingerspitzengefühl genügt.

7. Mit Kompetenz überzeugen

Wie du neidische Ex-Kollegen am besten davon überzeugst, dass der Richtige auf dem Chefsessel sitzt. Auch wenn dein neuer Job noch so toll ist, der Chef verständnisvoll und die Kollegen echte Perlen: Frage dich immer, ob du dort bist, wo du hin möchtest, oder dich zumindest auf dem Weg dahin befindest. Es ist eine gigantische Arbeitswelt, die vieles für dich zu bieten hat, wenn du erstmal den Einstieg geschafft hast. Viele Berufseinsteiger machen heute den Fehler, sich zu sehr im Top-Job einzunisten. Schadet es dir, zwischendurch mal die Jobportale und squeaker.net zu durchforsten und mit einer Bewerbung deinen Marktwert zu testen? Nein. Und wer weiß, vielleicht springt etwas noch spannenderes dabei heraus. Wie sagte schon Gordon More, Mitbegründer von Intel? „Wenn dir alles gelingt, was du versuchst, dann versuchst du nicht genug.“

8. Chefsache Frau: Frauen machen Karriere

Eigentlich sollte man meinen, dass Frauen in Zeiten von Angela Merkel, Marissa Mayer und Magret Suckale in Chefpositionen keine hohen Wellen mehr schlagen. Doch insbesondere Frauen, die Karriere machen, erwarten nach ihrem Wechsel vom Großraumbüro ins Chefzimmer ganz besondere Herausforderungen, besonders in der Männerdomäne Consulting. Ulrike Moritz, ehem. Beraterin bei PwC ist sich sicher: „Was wirklich zählt, ist die eigene Leistung, nicht das Geschlecht.“ Doch gefangen im Irrglauben, dass sie auf dem Chefsessel beweisen müssen, dass sie genauso hart wie Männer durchgreifen können, schlüpfen erfolgreiche Frauen oft in die Rolle der bossy Chefin, die ihre Ex-Kollegen kompromisslos deckelt. Es kann aber sogar sein, dass man dich als Frau neben deinen Erfolgen und deinen Kompetenzen auch aufgrund deiner vermeintlich typisch weiblichen Soft Skills wie Verständnis und Einfühlsamkeit befördert hat. Also, schlüpfe bloß nicht in stereotypische Herrenschuhe – sie passen nicht. Steh deine Frau, überzeuge Neider mit deinen Kompetenzen, handle transparent, lass’ das bossy Gehabe zuhause und spreche Fälle von Missgunst ganz klar und offen an.

Insider-Tipp

Unternehmen wie McKinsey bieten häufig Programme für Frauen an, die Karriere machen wollen:  Das Female Leadership Program bietet dir alles, was du als Frau in der Chefetage brauchst. Melde dich jetzt an!

Auch im Insider-Interview mit Ulrike Moritz, ehem. Beraterin bei PwC, kannst du dir die wichtigsten Tipps zu diesem Thema holen.

9. Nicht über das Ziel hinaus schießen, Chef

Du bist an dem Ziel deiner Träume angekommen, hoch motiviert und hättest am liebsten gestern schon alles umgekrempelt. Nun aber sachte mit den jungen Pferden! Selbstverständlich hat man dich auch befördert, damit ein frischer Wind durch die Abteilungen weht und neue Projekte angepackt werden. Zunächst solltest du aber mit klaren Ansprachen und transparentem Handeln das Vertrauen deines Teams in dich gewinnen. Schließlich brauchen deine Ex-Kollegen Zeit, um sich an den Rollenwechsel im Job zu gewöhnen. Galoppierst du deinem Team mit zu schnellen Veränderungen anfangs davon, verlierst du es auf der Strecke.

10. Everybody’s Darling? Alles geben fürs Betriebsklima?

Es ist völlig verständlich: Gerade zu Beginn deiner neuen Rolle als Vorgesetzter möchtest du bei all deinen Mitarbeitern beliebt sein. Nun darf man aber nicht in die Harmoniefalle tappen und die Probleme und Aufgaben seiner Ex-Kollegen zu den eigenen machen. Gibt es Baustellen innerhalb des Teams, solltest du sie gemeinsam mit deinen Mitarbeitern angehen und ruhig hier und da mit deinen Soft Skills und Fähigkeiten durchblicken lassen, warum du aufgestiegen bist. An anderer Stelle ist auch Zurückhaltung gefragt. Schnell werden kleine Probleme zu großen Problemen, sobald der Chef eingreift. Die Devise heißt: Analysieren, ein offenes Ohr haben, den Mitarbeitern die Chance geben, Probleme selbst zu lösen und nur in schwierigeren Fällen mitanpacken. Gleichzeitig darfst du dich auch nicht dazu verleiten lassen, deinen Mitarbeitern Dinge zu versprechen, bei denen die Geschäftsleitung nicht mitmacht. Ehe du dich versiehst, fällst du bei beiden Lagern in Ungnade. 

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