Das MBA-Studium: Der Weg in die Top-MBA-Programme
Worauf legen Admission Officers bei der Bewerbung angehender MBA-Studenten den Fokus? GMAT-Score und Berufserfahrung gehören zu den wichtigsten Auswahlkriterien der Business Schools. So wirst du an deiner favorisierten Business School zugelassen!
MBA
Mit der steigenden Beliebtheit des MBA auch im deutschsprachigen Raum wurde die Aufnahme an den bekannten und prestigeträchtigen Business Schools im Laufe der 90er Jahre immer schwieriger. MBA-Bewerber sollten rechtzeitig mit der Suche nach dem passenden MBA-Programm beginnen, bei der verschiedene Kriterien zu beachten sind:
- Spezialisierung der Business School, Internationalität, Standort
- Programmstruktur (Programmgröße/Studentenanzahl, Vollzeit-/Teilzeit-Programm oder Fernstudium)
- Akkreditierung
- Platzierung in relevanten Rankings
- Studiengebühren
Die Vorauswahl der MBA-Programme kann den Erfolg einer Bewerbung begünstigen, denn bei den renommierten Hochschulen liegt die Quote der angenommenen Bewerber oft nur um die 10 Prozent. Allerdings gehen die Bewerberzahlen nach der Finanzkrise, während derer viele den MBA zur Überbrückung nutzten, insgesamt wieder zurück. Daher haben sich die Chancen auf einen begehrten Platz an der Wunsch-Universität verbessert – vor allem für die an internationalen Business Schools begehrten deutschen Bewerber.
Für dich als Bewerber stellt sich die Frage, anhand welcher Kriterien die Admission Committees die Studenten für ihr MBA-Programm aussuchen. Prinzipiell bewerten die Admission Officers eine MBA-Bewerbung nach folgenden Faktoren:
- Berufserfahrung
- GMAT Score
- Noten im Studium(Transcripts)
- Soziale Kompetenz & Führungsfähigkeiten
- Application Essays
- References (Empfehlungsschreiben)
- TOEFL Score (Der Nachweis deiner Englisch-Kenntnisse ist eher eine notwendige als eine hinreichende Bedingung für eine erfolgreiche MBA-Bewerbung: Ein hervorragendes TOEFL-Ergebnis bringt dir lange nicht den entscheidenden Vorteil wie ein herausragender GMAT-Score.)
- Interview (optional)
GMAT-Score, Berufserfahrung & Social Skills
Ein Blick auf die Statistiken der letzten Jahre ist sehr aufschlussreich: So liegt der durchschnittliche GMAT-Score der angenommenen Bewerber an der Stanford Business School über 730 Punkten, an der Columbia Business School über 710 Punkten, und auch die beiden europäischen Top-Programme, London Business School und INSEAD, verlangen im Schnitt mehr als 700 Punkte. Diese auffallend hohen Ergebnisse, die tendenziell noch steigen, legen den Schluss nahe, dass es seltener der interessante Lebenslauf, die Arbeitserfahrung oder die einnehmende Referenz mancher Bewerber ist, die den Ausschlag für ihre Zulassung in das Programm gibt. In erster Linie scheint der GMAT der maßgebliche Faktor für viele Zulassungen zu sein. Der GMAT-Score ist nun mal das einzig objektive Kriterium, welches den Business Schools von allen Kandidaten vorliegt.
Aber keine Sorge, du kannst auch durch andere Qualitäten punkten! Bei den MBA-Anbietern findet nämlich ein Umdenken statt – nach der Finanzkrise sind auch Querdenker gefragt: Business Schools legen bei ihren Bewerbern immer häufiger Wert auf kreatives und innovatives Denken, soziale Kompetenz und Führungsqualitäten.
Insider-Tipps für deinen Weg zum MBA
Networking:
Nutze Infotage der Hochschulen und Messen (wie die QS MBA World Tour) für deine Suche nach dem passenden MBA-Studium und lerne vor deiner Bewerbung die Mitarbeiter der Business Schools und ehemalige Studenten persönlich kennen. Alumni-Gruppen bieten eine gute Möglichkeit, einen Einblick in die Atmosphäre an der Hochschule oder Business School zu bekommen.
Gründlichkeit:
Ein Flüchtigkeitsfehler kann bereits zum Ausschluss führen. Zeig den Admission Officers deine Motivation, indem du eine Bewerbung höchster Qualität ablieferst, die genau auf die jeweilige Business School zugeschnitten ist.
Einzigartigkeit:
Business Schools wollen große Diversität unter den Studenten: Wenn du also z.B. wenig Arbeitserfahrung hast, stelle andere Qualitäten in deiner Bewerbung heraus. Erfahrung mit Team-Arbeit kann mangelnde Berufserfahrung ausgleichen. Begründe anhand von Referenzerfahrungen überzeugend, warum du trotzdem ein interessanter Kandidat bist.
Weitsicht:
Es muss keine der amerikanischen Top Business Schools sein – die europäischen MBA-Programme holen auf. Sie gewinnen an Renommee, dauern kürzer und die Klassen sind internationaler. Auch die Business Schools in Asien bieten immer häufiger interessante MBA-Programme an. Wenn du doch an eine amerikanischen Top Business School willst, überlege dir, ob du es schaffst, an eine der Top-5 Hochschulen zu kommen.
Weniger Konkurrenz:
Die Zeiten für eine MBA-Bewerbung sind günstig, denn die Bewerberzahlen gehen zurück. Viele Business Schools würden gerne mehr deutsche Bewerber annehmen, wenn es sie gäbe.
Finanzierung:
squeaker.net hilft dir bei der Suche nach der passenden Finanzierung deines MBA. Über Stipendien oder Sponsoring deines Arbeitgebers kannst du dir dein MBA-Studium finanzieren.
Motivation Karriere:
Der Aufwand für die Bewerbung lohnt sich – immer mehr MBA-Absolventen haben bereits beim Abschluss ein Jobangebot. Häufig pflegen die Business Schools über Alumni Kontakte zu interessanten Unternehmen, vor allem in der Beratung und der Finanzbranche.
Erfahrungsberichte der Squeaker zum MBA
Die Insider Reports aus der squeaker.net-Community zur MBA-Bewerbung, zu Business Schools und verschiedenen MBA-Programmen helfen dir auf deinem Weg zum MBA:
- Erfahrungsbericht zum MBA-Studium an der London Business School
- Erfahrungsbericht zur Bewerbung an der IESE Business School
- Erfahrungsbericht zum MBA-Studium an der Universität St. Gallen
- Erfahrungsbericht zum MBA-Studium an der ESCP Europe
- Erfahrungsbericht zum MBA-Studium an der Handelshochschule Leipzig
Weitere Insider-Einblicke der Squeaker findest du unter MBA Erfahrungsberichte und bei den Insider Reports zu Hochschulen.
Das MBA-Studium: Die Akkreditierung
Die Akkreditierung ist ein Instrument der Qualitätssicherung für MBA-Studiengänge. Mithilfe dieser Kontrolle sollen angehende MBA-Studenten vor ihrer Bewerbung die Qualität verschiedener Business Schools und ihrer MBA-Programme vergleichen können.
MBA-Akkreditierung in den USA
Jeder MBA-Bewerber sollte auf die Akkreditierung seines Wunschprogramms achten. Nordamerikanische Schulen beispielsweise sollten die Akkreditierung durch die AACSB, der ältesten nationalen Akkreditierungs-Agentur, besitzen. Wer an einer der circa 370 amerikanischen Schulen mit dem Gütesiegel der AACSB seinen MBA absolviert, kann sicher sein, dass er eine qualitativ hochwertige Ausbildung erhält.
MBA-Akkreditierung in Europa
In Großbritannien sollte die Schule von der Association of MBAs (AMBA) bzw. von der Association of Business Schools (ABS), in Italien von der Associazione per la formazione alla direzione aziendale (ASFOR) und in Spanien von der Asociación Española de Representantes de Escuelas de Dirección de Empresas (AAEDE) akkreditiert sein. In Frankreich gibt es das Chapître de Management de la Conférence des Grandes Ecoles Françaises als qualitätssichernde Institution, allerdings finden sich in deren Liste nicht alle in Frankreich empfehlenswerten Programme (zum Beispiel INSEAD). Auch in Russland und Polen gibt es bereits Organisationen, die sich um die Qualitätssicherung von Management Studiengängen kümmern.
MBA-Akkreditierung in Deutschland
Seit der Änderung des Hochschulrahmengesetzes 1998 können nun auch in Deutschland Bachelor- und Master-Studiengänge, und damit das MBA-Studium angeboten werden. Gleichzeitig haben die Kultusministerien einen Akkreditierungsrat gegründet, der Agenturen berechtigt, ihrerseits die neuen Bachelor- und Master-Studiengänge zu akkreditieren. Kurz gesagt, seit März 2000 ist die Foundation for International Business Administration Accreditation (FIBAA) berechtigt, Akkreditierungen von MBA-Programmen im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich und der Schweiz) zu vergeben und hat bereits einigen empfehlenswerten Programmen ihr Gütesiegel verliehen. Die European Foundation for Management Development (EFMD) vergibt aufbauend auf der gemeinsamen Arbeitsgruppe EQUAL (European Quality Link) der europäischen Akkreditierungs-Organisationen Akkreditierungen auf europäischer Ebene. Bisher haben nur einige wenige, sehr gute Schulen die Akkreditierung der EFMD erlangt.
Das MBA-Studium: Dauer und Programmstruktur
Dauer & Programmstruktur der vielen MBA-Programme sind von mehreren Faktoren abhängig. Grundsätzlich können die MBA-Studiengänge in Vollzeit-, Teilzeit- und Fernstudien sowie Junior und Executive MBAs differenziert werden.
Der klassische amerikanische MBA dauert 2 Jahre als Vollzeitprogramm. Wegen der heutigen Vielzahl an Variationen hinsichtlich der zeitlichen Durchführung des Programms kann man jedoch keine generellen Aussagen zur Dauer eines MBA-Studiums machen. Wir halten folgende Einteilung für sinnvoll:
MBA: Vollzeitprogramme
In den USA stellt der zweijährige Vollzeit-MBA die bei weitem häufigste Programmstruktur dar. Einige amerikanische Schulen wie zum Beispiel die Kellogg Graduate School of Management bieten auch beschleunigte Programme an, die zwischen 1 Jahr und 18 Monaten dauern. In Europa sind Vollzeitprogramme über ein Jahr die gängigste Variante.
MBA: Teilzeitprogramme
Sie erlauben dem MBA Studenten ein berufsbegleitendes Studium am Abend bzw. Wochenende und dauern in der Regel 2-3 Jahre, können jedoch je nach Aufbau 5, manchmal sogar bis zu 8 Jahre in Anspruch nehmen. Im Gegensatz zum Fern- oder Online-MBA ist bei Teilzeitprogrammen die Präsenz des Studenten am Studienort erforderlich.
Fern- und Online-MBA-Programme (distance learning)
Sie erlauben dem MBA Studenten ebenfalls ein berufsbegleitendes Studium , die Präsenz des Studenten am Studienort ist jedoch nur sporadisch oder gar nicht erforderlich. Teilweise werden diese Programme mit einer digitalen Lernplattform ergänzt, die das Networking und die Gruppenarbeit an Präsenzuniversitäten ersetzen soll.
Berufserfahrung: Junior und Executive MBA-Programme
Neben obiger Unterscheidung können MBA-Programme je nach Berufserfahrung der Studierenden auch in folgende Kategorien eingeordnet werden:
- “Junior MBA”-Programme für Studierende mit circa 2-5 Jahren Berufserfahrung – die überwältigende Mehrheit der Programme
- “Executive MBA”-Programme für Personen mit mehr als 5, häufig mehr als 10 Jahren Berufserfahrung, die bereits im gehobenen Management tätig waren (engl. Executive = Manager im gehobenen Management)
Beide Programmtypen gibt es sowohl in der Vollzeit-, als auch in der Teilzeit- und Fern-Variante.
Das MBA-Studium: Das europäische Modell
Das europäische Modell des MBA hat Vor- und Nachteile – genauso wie der amerikanische MBA im Vollzeit-Studium. Hier findest du die wichtigsten Fakten zu Programmstruktur, Angebot, Internationalität und potenziellen Arbeitgebern für europäische MBAs.
Im Vergleich zum amerikanischen Modell dauern MBA-Programme in Europa normalerweise zwischen neun und zwölf Monaten. Grund hierfür ist der zeitlich intensivere Studienverlauf europäischer Studenten. Das Erststudium in Europa nimmt durchschnittlich mehr Zeit in Anspruch als ein vergleichbares Studium in den USA. Der Altersdurchschnitt der europäischen MBA-Studenten liegt dementsprechend leicht über dem in den USA, trotz der meist geringeren Berufserfahrung der europäischen MBAs. So ist es auch zu erklären, dass dem Großteil der europäischen Bewerber ein zweijähriges MBA-Studium zu lange dauert.
a) Geringeres Angebot
2010 gibt es in den USA über 600 Institute, die ein MBA-Programm anbieten. In Europa sind es weit weniger MBA-Programme: Im Jahr 2010 kann man über 300 Anbieter zählen. Die meisten davon sitzen in Großbritannien, Frankreich, Spanien und den Niederlanden. Auch Deutschland macht sich mittlerweile bemerkbar. Viele der vorhandenen Programme können sich durchaus sehen lassen. MBA-Anbieter wie INSEAD, IESE und die London Business School zählen zur Weltspitze.
b) Gründung unter Beteiligung von Wirtschaftsunternehmen
Die Business Schools in den USA bieten ihre MBA-Programme an und sind im Regelfall autonom, während in Deutschland oftmals die wirtschaftswissenschaftlichen Institute bzw. Fachbereiche von Universitäten den MBA als Studium anpreisen. Anders im übrigen Europa: Dort ist die MBA-Ausbildung oftmals gerade nicht an eine Fachhochschule oder Universität angeschlossen, sondern sie wird durch private Institute bereitgestellt, die auf Initiative von Wirtschaftsunternehmen hin gegründet werden. Das garantiert einen hervorragenden Praxisbezug der Programme und gute Beziehungen zu potenziellen Arbeitgebern .
c) Kleinere Institute
Die meisten europäischen MBA-Anbieter erreichen nicht die Größe der US-Business-Schools. Dementsprechend stehen weniger Gelder für Forschung zur Verfügung, und es werden weniger Wahlfächer angeboten.
d) Internationalität
Die MBA-Programme in Europa haben im Schnitt eine deutlich internationalere Ausrichtung als in den USA. Fast drei Viertel ausländische Studenten sind in europäischen Programmen keine Seltenheit. Zudem kommen mehr als 60% der Dozenten europäischer MBA-Programme aus dem Ausland. Andererseits haben auch die europäischen Programme gewisse geographische Beschränkungen. So wie die US-Programme sich sehr stark mit dem Wirtschaftsraum USA beschäftigen, sind die europäischen Programme in erster Linie auf den europäischen Wirtschaftsraum und Managementstil ausgerichtet.
e) Viele Programmoptionen
In Europa gibt es eine erfreuliche Vielfalt an Programm-Varianten: Die Spannweite reicht von 9-monatigen Programmen bis hin zu Teilzeit-MBAs für Berufstätige, die sich über mehr als fünf Jahre erstrecken können. Es zeichnet sich allerdings ab, dass die USA diesen Trend nachvollziehen.
f) Multi-Center-Programme
Vor allem in Europa haben auch die sogenannten Multi-Center-MBA-Programme Konjunktur. Das sind MBA-Programme, die gemeinsam von mehreren Partner-Universitäten (beziehungsweise privaten MBA-Anbietern) aus verschiedenen europäischen Ländern eingerichtet werden. Die Teilnehmer studieren an mehreren europäischen Standorten. Auf britischer Seite sind etwa die Universitäten von Strathclyde und Cranfield vielfältig an solchen Partnerschaften beteiligt. Diese und andere Programme werden teilweise auch bilingual angeboten, etwa in englischer und französischer oder spanischer Sprache.
g) Kürzere Ausbildung
Wie erwähnt sind die MBA-Programme in Europa grundsätzlich kürzer. Fast alle europäischen MBA-Veranstalter bieten einjährige beziehungsweise 9-monatigeProgramme an, während ein amerikanisches Vollzeit-MBA-Programm in der Regel zwei Jahre dauert (einige Ausnahmen gibt es bereits). Das macht auch Sinn: Die europäischen Studenten haben im Schnitt mehr Berufserfahrung und sind älter, weshalb viele von ihnen nicht noch einmal zwei Jahre studieren möchten.
Das MBA-Fernstudium: Distance Learning
Viele Einsteiger absolvieren ihren MBA berufsbegleitend in einem Fernstudium. MBA-Programme als Fernstudiengänge sind natürlich anders aufgebaut als ein klassischer MBA. Das sogenannte “Distance Learning” hat Vor- und Nachteile für MBA-Studenten.
Per Fernstudium erworbene Master of Business Administraton haben bislang nicht den gleichen Marktwert erreicht wie ein klassischer MBA. Die wesentlichen Nachteile des Distance Learning liegen auf der Hand:
- weniger bis kein unmittelbarer Kontakt mit dem Lehrkörper und Kommilitonen; man profitiert viel weniger von dem Wissen der anderen
- keine direkte und regelmäßige Zusammenarbeit und Freundschaften mit internationalen Kommilitonen; deshalb kein nennenswerter Erwerb von kulturellem Know-how
- Soft Skills, die durch Projektarbeit in Gruppen (wichtiger Bestandteil der MBA-Ausbildung) gewonnen werden, bleiben auf der Strecke
- mündliche Fremdsprachenfertigkeiten werden kaum verbessert
Dennoch: Für viele, die keinen Voll– oder Teilzeit-MBAabsolvieren können, kann das Fernstudium eine sinnvolle Option sein, um betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Managementfertigkeiten zu erwerben. Durch moderne Technologien, zumindest durch E-Mailing-Listen, teilweise auch durch gelegentliche Treffen, sind Fernstudiengänge mittlerweile deutlich interaktiver gestaltet als noch vor einigen Jahren; im Bestfall werden die Studenten über E-Mail eng von den Tutoren und Professoren betreut.
Das MBA-Studium: Die Geschichte des MBA
Wie hat sich der Studiengang Master of Business Administration entwickelt? Hier findest du mehr zur Erfolgsstory des MBA, heutzutage einer der populärsten Graduate Degrees – von den Anfängen als amerikanisches Vollzeit-Studium zum europäischen MBA.
Das Dartmouth College in New Hampshire, USA bot zu Beginn des 20. Jahrhunderts das erste Master Degree in Business an: den “Master of Commmercial Science”, der im Jahr 1902 erstmals an sieben Absolventen verliehenen wurde. Damit war das Programm aus der Taufe gehoben worden, das sich nach einem beispiellosen Siegeszug zu Beginn des 21. Jahrhunderts unter dem Namen “Master of Business Administration” (MBA) zu dem weltweit populärsten Graduate Degree entwickelt hat. In dem folgenden historischen Abriss werden die wesentlichen Stationen dieser Erfolgsgeschichte wiedergegeben – im Wesentlichen aus US-Perspektive .
Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts: Der MBA im Schatten des Bachelors
Anfang des 20. Jahrhunderts mehrten sich in den USA die Beschwerden über die Praxisferne des amerikanischen Bildungssystems. Es wurde befürchtet, dass die USA in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht gegenüber anderen Ländern, vor allem gegenüber Deutschland, zunehmend an Boden verlieren würde. Missmanagement, unterbelegte Colleges und nicht zuletzt das armselige Lehrangebot ließen Rufe laut werden nach einer praxisnahen Wirtschaftsausbildung an den US-Universitäten. Nach dem Dartmouth College war die Harvard University die zweite Universität, die den Forderungen an eine praxisbezogene und effektive Ausbildung für eine neue Management-Elite entsprach. Der Beginn einer neuen Ära des amerikanischen Ausbildungswesens wird gemeinhin mit dem seit 1908 angebotenen, praxisorientierten Lehrprogramm der Harvard Business School verbunden, in deren Rahmen auch ein Master Degree in Commerce erworben werden konnte.
Ab 1910 wurden zahlreiche weitere Master-Programme an Business Schools in den USA, aber auch vor allem in England, eingerichtet. In den USA wurden 1920 ca. 110 Master Degrees in Business angeboten. Die Master-Programme nahmen nur einen sehr kleinen Teil, etwa 6 Prozent, der Wirtschaftsausbildung ein. Bis zum Jahr 1950 erhöhte sich die Anzahl der allein in den USA angebotenen Master Degrees in Business auf immerhin fast 4500. Noch rasanter hatten sich in diesem Zeitraum allerdings die Bachelor Degrees vermehrt, so dass die Master in Business nach wie vor nur einen vergleichsweise bescheidenen Anteil an der Gesamtausbildung einnahmen. Unter der universitären Business Education wurde deshalb gemeinhin nur der erste universitäre Abschluss (in den USA: “Undergraduate Degree”) verstanden.
Die 50er und 60er im Spiegel der MBA-Entwicklung
Zunächst noch überwiegend als unbedeutender Zusatzerwerb zum Bachelor Degree gehandelt, ist der MBA endgültig seit ungefähr 1950 in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Bis dahin boten die meisten MBA-Programme lediglich die Möglichkeit, nach einem Business Degree noch eine gewisse Spezialisierung zu erhalten, beziehungsweise zu vertiefen. Ab 1950 wurde das Kursangebot der MBA-Programme erheblich erweitert, und – noch bedeutender – es wurden für alle Teilnehmer verbindliche Pflichtkurse eingeführt, vor allem Buchführung, Management, Finanzierung und Marketing. Abgesehen davon verschob sich der Schwerpunkt der Management-Ausbildung weg von den eher technischen Fertigkeiten hin zum Faktor Mensch (optimale Produktionsbedingungen, richtiger Einsatz personeller Ressourcen, Motivation): Fertigkeiten, deren Vermittlung vor allem die MBA-Programme versprachen. Aus diesen Gründen erhielten die MBA-Programme zunehmend mehr Anerkennung und Zulauf. Ende der 50er Jahre wurden 5600 Master Degrees in Business angeboten, und der MBA nahm bereits 15% der universitären Business-Ausbildung ein.
1960-70: Sozialere Ausrichtung der MBA-Programme
Der Aufwärtstrend des MBA setzte sich im Wesentlichen fort und geriet erstmals in größere Gefahr, als durch die Studentenunruhen Ende der 60er Jahre – vornehmlich durch den Vietnamkrieg ausgelöst – das Interesse und die Wertschätzung der Studenten an einer Business-Ausbildung stark nachließen. Viele Business Schools versuchten, dem aktuellen Trend zu entsprechen, indem sie mehr ethische Inhalte in Ihre MBA-Programme aufnahmen. Unter den weiteren Maßnahmen, mit denen die Business Schools den Forderungen der neuen Studentengeneration entgegenkommen wollten, gehörten die Aufnahme von Minderheiten, vor allem Schwarzen, in die MBA-Programme und die Gewährung von Darlehen für Studenten aus Familien mit niedrigem Einkommen. Der MBA erfreute sich außerdem ungebrochen zunehmender Wertschätzung auf dem Arbeitsmarkt . MBA-Absolventen wurden wegen ihrer sehr guten praktischen Einsetzbarkeit und ihrer professionellen Einstellung geschätzt. Sie wurden als weit überdurchschnittlich flexibel, intelligent und einsatzbereit empfunden. Der Erfolg des MBA blieb deshalb auch in den kritischen Jahren 1967-1971ungebrochen, als die Business Schools insgesamt einen Abwärtstrend erlebten.
Der Boom der 70er Jahre
Zu Anfang der Rezession in den 70er Jahren veröffentlichten namhafte Wirtschaftsmagazine und Zeitungen wie das Wall Street Journal einen regelrechten Abgesang auf die MBA-Programme: Im Rahmen einer düsteren Zukunftsprognose für die amerikanische Wirtschaft wurden weniger Studenten für die Business Schools und weniger Jobs für MBA-Absolventen vorausgesagt.
Das Gegenteil trat ein: Überraschenderweise erlebten die MBA-Programme in den 70er Jahren ein explosiveres Wachstum als je zuvor. Viermal so viele MBAs wie in den 60ern wurden in dieser Zeit verliehen, mehr als 20 Mal so viele wie in den 40er Jahren, in denen der MBA noch ein Schattendasein neben dem Bachelor Degree führte. Auch die Anzahl der neu angebotenen MBA-Programme stieg in den 70ern überdurchschnittlich an: Ende der 70er wurde durchschnittlich alle zehn Tage ein neues MBA-Programm freigegeben. Der Grund für diesen enormen Erfolg des MBA lag darin, dass Amerika Anfang der 70er Jahre schneller als erwartet der Antikriegsstimmung überdrüssig wurde. Die Business Schools erlangten ihre Popularität zurück, was auch den MBA-Programmen höhere Zuwachsraten einbrachte. Weiteren Zulauf erhielten die Business Schools von Studenten anderer Fachrichtungen, deren Arbeitsmarktperspektiven sich verschlechtert hatten: Rechtswissenschaften, Philosophie, Geschichte, Englisch.
Noch ausschlaggebender war der enorme Ansturm von Studentinnen auf die MBA-Programme, der sich erst in den 70er Jahren voll entfaltete. In den 70er Jahren strömten auch mehr Angehörige von Minderheiten und internationale Studenten an die US-Business-Schools. Bemüht, angesichts der Fülle der MBA-Angebote ein eigenes Profil zu wahren, warteten die Business Schools in den 70er Jahren mit vielen Innovationen im Lehrangebot und neuen Lehrmethoden auf. Um ein Beispiel zu nennen: An der Southern Methodist University konnten die Marketing-Studenten des MBA-Programms erstmals ein echtes Unternehmen führen. Das soziale Prestige des MBA nahm erheblich zu, wie auch das Interesse der Medien am MBA. Bezeichnend ist, dass die durchschnittlichen Gehälter der MBA-Absolventen selbst in den Zeiten der Rezession jährlich deutlich stiegen und ständig neue MBA-Absolventen eingestellt wurden.
Der MBA wird in den 80ern zum populärsten Graduate Degree
Anfang der 80er-Jahre wurde angesichts dieses Booms befürchtet, dass der Markt die Anzahl der MBA-Absolventen nicht würde aufnehmen können. Eine Welle der Kritik brach über die MBA-Programme herein, bezogen auf die angebliche Arroganz und den Materialismus ihrer Absolventen und deren Unfähigkeit, sich mit altgedienten Mitarbeitern zu arrangieren. Die Kritik entfachte eine öffentliche Diskussion und initiierte entsprechende Untersuchungen durch “Research Institutes” und Universitäten. Die Ergebnisse waren eindeutig: Die Kritik war allenfalls vereinzelt berechtigt. Die meisten Absolventen der MBA-Programme verfügten über sehr gute Soft Skills und besaßen das Rüstzeug für einen vielversprechenden, kooperativen Führungsstil.
Im Anschluss an diese Studien setzte sich der Siegeszug des MBA während der 80er Jahre ungebremst fort. Lediglich Ende der 80er Jahre gab es eine vorübergehende Unsicherheit um die MBA-Programme, deren Zulauf aus Angst vor späterer Arbeitslosigkeit sank. Die Business Schools antworteten mit erneuten Veränderungen in ihren Programmen, die ihnen das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückbrachten. Vor allem in den 90er Jahren gab es wegweisende Veränderungen in der grundsätzlichen Ausrichtung der MBA-Programme. Die Business Schools sahen sich bis dahin dem Vorwurf ausgesetzt, ihre Ausbildung fast ausschließlich auf die Fachkompetenz zu konzentrieren. Das hat sich fundamental geändert: Fast alle Programme schauen mittlerweile über den fachlichen Tellerrand hinaus und betrachten das wirtschaftliche Handeln eingebettet in ökonomische, soziale und politische Rahmenbedingungen. Neue Ausbildungsschwerpunkte sind zudem Führungs- und Verhandlungstechniken, Präsentations- und Kommunikationsfähigkeiten.
Letztlich ist es diese Innovationsbereitschaft und Flexibilität der MBA-Programme, die seit den 50er Jahren bis heute ihren enormen Erfolg garantiert haben. Der Boom ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts ungebrochen. Der MBA setzt sich weltweit immer stärker als der Abschluss für das Top Management verschiedenster Bereiche durch. Auch in Deutschland wird der Stellenwert des MBA zunehmend erkannt. Der Trend ist eindeutig: Die Bedeutung und die Wertschätzung des MBA wird angesichts der Internationalisierung der Wirtschaftswelt im Laufe der nächsten Jahre und Jahrzehnte in Deutschland einen anhaltenden Aufschwung erleben. Immer mehr Jungmanager mit internationalem Hintergrund, die einen MBA haben oder mit der Bedeutung des Degrees vertraut sind, werden in die Chefetagen drängen und den MBA in Deutschland so bekannt und begehrt machen wie in den USA . Das MBA Degree kann ohne Untertreibung als das erfolgreichste und viel versprechendste Graduate Degree bezeichnet werden.