Der SQUEAKER Ratgeber
Master in Management
MBA Alternative: Master in Management
Der Master in Management (MIM) wird häufig mit dem Master of Business Administration (MBA) verwechselt. Dabei unterscheiden sich die beiden Studiengänge fundamental.
Der Master of Business Administration ist nach wie vor die Postgraduierten-Ausbildung im General Management schlechthin. Er gilt immer noch als Ausgangspunkt für Karriere- und Gehaltssprünge für Absolventen des jeweiligen MBA-Programms. Weltweit gibt es tausende MBA-Studiengänge, die Nachwuchs-Manager und Führungskräfte mit dem nötigen Handwerkszeug für Managementaufgaben ausstatten sollen.
Vergleichsweise klein wirkt da die Anzahl der Master in Management Programme, die in den letzten Jahren auf dem Bildungsmarkt erscheinen. Die Internet-Plattform „Master in Management Compass“ verfügt über eine Datenbank mit rund 707 sogenannte MIM-Programmen weltweit und bietet damit die umfassendste Übersicht zum Master in Management. Was also ist ein Master in Management und worin unterscheidet er sich von der klassischen Managementausbildung eines MBAs?
Der Master in Management – ein Master of Science
Der Programmname „Master in Management“ bezeichnet zunächst einmal Programme, die mit dem Master of Science in Management (MSc in Management) abschließen. Selbstverständlich gibt es auch Management-Programme mit anderen Abschlüssen wie dem „Master of Arts“ oder dem „Master Phil.“ Master of Science in Management-Programme aber haben mit Abstand die größte Verbreitung in Europa und zunehmend auch außerhalb davon. Unterstützt wurde dies durch die europaweite Umstellung der nationalen Bildungssysteme auf ein zweigeteiltes Bachelor/Master-System.
Viele Namen für ein Master-Programm
Der Master of Science in Management (MIM) ist solch ein wirtschaftswissenschaftlicher Master, auch wenn er nicht immer exakt diesen Namen trägt. Programme mit den Bezeichnungen „Master in International Management“, „Master of Science in Business Administration“ oder „Master of Management“ werden im Financial Times Ranking ebenfalls als Master in Management-Programme geführt. Wer unsicher ist, ob ein bestimmter Studiengang ein Master in Management ist, wirft am besten einen Blick auf das jeweilige Curriculum und den Studienablauf. Ein Master in Management deckt von der Grundidee her alle wichtigen Managementthemen ab, von Marketing über Strategy bis zu Finance und Organizational Behaviour, auch wenn manch ein Studiengang Spezialisierungen anbietet. Zudem enthält er methodische Fächer und bietet häufig auch Praxisbezug in Form von Fallstudien und Praktika.
Konsekutiv oder nicht-konsekutiv
Rund ein Drittel der Master in Management Studiengänge sind so genannte konsekutive Studiengänge, die ein wirtschaftswissenschaftliches Bachelor-Studium (oder Äquivalentes) voraussetzen. Bei den übrigen zwei Dritteln spielt das Fachgebiet des ersten akademischen Abschlusses keine Rolle, womit die Frage nach den Unterschieden zum MBA ins Spiel kommt, da beide – MBA und MIM – eine Ausbildung im General Management bieten.
Unterschied 1: Alter und Berufserfahrung der Studierenden
Der vielleicht offensichtlichste Unterschied zwischen einem MBA- und einem MIM-Studium liegt in den Zielgruppen und folglich in der Zusammensetzung der Studierenden. Ein Vollzeit-MBA richtet sich vor allem an Personen mit 3-5 Jahren Berufserfahrung. Die MBA-Studierenden sind im Schnitt meist Ende 20 bis Anfang 30, während die MIM-Studierenden durchschnittlich um die 23 Jahre alt sind. Auch die Bandbreite des Alters unterscheidet sich: Studierende eines Vollzeit-MBAs sind zwischen 22 und 33 Jahre alt, während MIM-Studierende in der Regel unter 26 sind.
Unterschied 2: Studieninhalte
Bei den Studieninhalten sind sich MIM und MBA schon ähnlicher. Beide Programmtypen vermitteln Kenntnisse im General Management und damit vor allem Überblickswissen. In beiden werden neben Büchern und Seminaren auch Fallstudien als Lehrmethode verwendet und Praxisbezüge hergestellt, zum Beispiel durch ins Studium integrierte Praktika. Während die Teilnehmer des Master in Management aber keine Berufserfahrung ins Studium einbringen, ist gerade das ein wesentlicher Bestandteil eines MBA-Studiums: Durch möglichst heterogen zusammengestellte Gruppen sollen MBA-Studierende beispielsweise in der Teamarbeit voneinander profitieren und lernen. Jedoch ist der MBA inhaltlich häufig oberflächlicher oder – positiv ausgedrückt – praxisbezogener als der Master of Science in Management. Um es etwas provokativ zu formulieren: Beim MBA interessiert nicht, woher eine bestimmte Formel, eine Kennzahl oder eine Methode kommt, sondern ausschließlich, wie man sie anwendet. Beim traditionellen Master of Science spielen das Herleiten und die Theorie dagegen eine wichtige Rolle, insbesondere wenn das Studium konsekutiv auf einem wirtschaftswissenschaftlichen Erststudium aufbaut.
Unterschied 3: Studiengebühren
Die Studiengebühren für MBA-Studiengänge sind in den letzten Jahren je nach Reputation der Ausbildungsstätte teils massiv gestiegen und erreichen mittlerweile auch in Europa Spitzenbeträge bis zu 72.000 Euro (z. B. an der London Business School). Selbstverständlich geht es auch günstiger oder sogar zum „Nulltarif“ an einer staatlichen deutschen Universität oder Fachhochschule, die lediglich Semestergebühren verlangt. Spricht man über „den MBA“, meint man aber in der Regel international ausgerichtete Programme an Business Schools mit internationaler Akkreditierung (zum Beispiel AACSB, EQUIS und AMBA) und einer guten Vernetzung mit der Wirtschaft. Dabei schaut man gerne auch auf MBA-Rankings der englischsprachigen Wirtschaftspresse (z. B. Financial Times, The Economist und Business Week). Diese renommierten Programme sind unter 20.000 Euro kaum zu haben und können bis zu 98.000 Euro (108.000 US-Dollar) kosten, wie es beispielsweise an US-amerikanischen Business Schools wie Wharton der Fall ist.
Den Master in Management bekommt man im Gegensatz dazu noch deutlich günstiger, mit Höchstpreisen knapp 40.000 Euro. Vermutlich werden die Studiengebühren beim MIM im Schnitt immer niedriger als beim MBA sein, da MIM-Studierende wegen ihrer fehlenden Berufserfahrung meist über weniger finanzielle Mittel verfügen als MBA-Studierende. Andererseits ähnelt die Vermarktung des MIM heute schon stark der des MBA, sodass vermutlich auch die MIM-Studiengebühren weiter steigen werden, zumindest an den Business Schools, die gute Plätze in den Rankings belegen.
Unterschied 4: Reputation
Der ursprünglich aus dem US-amerikanischen Raum stammende MBA hat sich vor allem seit den 1990er Jahren auch in Europa einen Namen gemacht. Die zunehmende Anzahl so genannter Business Schools, deren Marketing-Aktivitäten und die damit verbundene Presseresonanz haben dazu beigetragen, dass der MBA heute eine Marke ist, deren Wert sich in der Höhe der Studiengebühren ausdrückt.
So gesehen kann der Master in Management sicherlich (noch) nicht mit der Bekanntheit und Reputation des MBAs mithalten. Jedoch kommt der MBA nicht überall gut an, und mancher Bücher schreibende Ex-Manager sieht in MBA-Absolventen oberflächlich ausgebildete Möchtegern-Manager, die der Gesellschaft eher schaden als nützen. Der Master in Management hingegen ist in dieser Hinsicht weniger vorbelastet und wird als ein fundiertes wissenschaftliches Masterstudium von einigen Unternehmen vielleicht sogar dem MBA vorgezogen werden.
MBA oder Master in Management – wie entscheiden?
Der Master in Management scheint sich mehr und mehr zum ernstzunehmenden Konkurrenten für den MBA zu entwickeln. Viele Business Schools haben das erkannt und bieten einfach beide Programme an – eine kluge Entscheidung, da sie so ihre Zielgruppe vergrößern. Durch die unterschiedlichen Profile der Studiengänge besteht für beide eine Nachfrage. Interessenten können sich aussuchen, welcher Master besser zu ihren eigenen Bedürfnissen und ihrer Situation passt.
- Wer zum Zeitpunkt des geplanten Studiums schon 3-5 Jahre Berufserfahrung hat, wählt den MBA.
- Wer keine oder nur wenig Berufserfahrung hat und schon früh das Bedürfnis nach einer fundierten akademischen Management-Ausbildung in sich spürt, kann den Master in Management studieren.
- Wer ein wirtschaftswissenschaftliches Erststudium absolviert hat, sucht sich dabei am besten ein konsekutives Master-Programm aus.
- Wer ein fachfremdes Erststudium mitbringt, studiert einen nicht-konsekutiven Master in Management, also ein Programm, das offen für Absolventen aller Fachbereiche ist.
Diese Faustregeln gelten für das Vollzeitstudium. Etwas komplizierter wird es beim berufsbegleitenden Studium, zum Beispiel beim Teilzeitstudium mit Präsenzphasen, Online-Studium oder bei einer Mischform (blended programs). Teilnehmer solcher Programme sind in der Regel schon etwas älter und verfügen über mehrere Jahre Berufserfahrung, sodass für sie MBA und Master in Management gleichermaßen in Frage kämen. Hier entscheidet letztlich die persönliche Präferenz, zum Beispiel, welcher der beiden Studiengänge beim aktuellen oder künftigen Arbeitgeber anerkannter ist, und wie viel Geld man in seine Weiterbildung investieren will.