Der SQUEAKER Ratgeber
Dritte Seite
Die dritte Seite im Lebenslauf
Eine individuelle dritte Seite im Lebenslauf ist vergleichbar mit einer gut gestalteten Visitenkarte: Sie weckt Interesse. Die persönliche Botschaft auf der dritten Seite macht Personaler neugierig – ein nützliches Selbstmarketing-Tool für Bewerber.
Lebenslauf, Anschreiben, Zeugnisse und Anlagen – Personaler scannen Bewerbungsunterlagen in Sekundenschnelle. Eine individuell gestaltete “Dritte Seite” mit einer persönlichen Botschaft ist die große Chance für einen Bewerber, sich von der Masse abzuheben und die Aufmerksamkeit des Personalers zu wecken. Sinnvoll ist eine solche dritte Seite besonders bei Stellen, um die sich unzählige Bewerber bemühen. Daher wird diese persönliche Botschaft vor allem bei heißbegehrten Jobs im Consulting, in der Wirtschaftsprüfung und in der Finanz- und Banken-Branche immer üblicher. Oft macht die dritte Seite im Lebenslauf allerdings nur bei berufserfahrenen Bewerbern Sinn, da diese bei dieser Gelegenheit Kernerfahrungen darstellen können.
Was unterscheidet die dritte Seite von Lebenslauf und Anschreiben?
Die dritte Seite eines Lebenslaufs soll dem Leser in wenigen, prägnanten Sätzen das richtige Bild vom Bewerber vermitteln und Argumente für eine Einladung zum Vorstellungsgespräch liefern. Die persönliche Botschaft – und damit der Personal Fit – stehen auf dieser individuell gestalteten dritten Seite im Vordergrund und der Bewerber kann Engagement und Kreativität beweisen. Darüber hinaus kann man Details zu den gemachten Erfahrungen und dem Erlernten der einzelnen Stationen im Lebenslauf erläutern. Diese subjektive Prägung wäre in einem sachlich gehaltenen Lebenslauf unangebracht.
„Weniger ist oft mehr. Die ‘Dritte Seite’ soll dem Leser in wenigen, prägnanten Sätzen das richtige Bild vom Bewerber vermitteln”, sagt Unternehmensberater und squeaker.net-Gründer Stefan Menden.
Inhalt der Dritten Seite
Auf die dritte Seite gehören Argumente und Aussagen zur Person, Motivation und Kompetenz des Bewerbers, die für eine Einladung zum Vorstellungsgespräch sprechen. Der Bewerber muss dem Personaler eine nachvollziehbare Argumentation darlegen, die seine Eignung für die ausgeschriebene Stelle belegen. Eine Aneinanderreihung von Superlativen über die eigene Person wirkt hingegen unglaubwürdig und unsympathisch. Anregungen für gelungenes Selbstmarketing und prägnante Botschaften zur eigenen Person geben dir auch unsere Tipps zum Motivationsschreiben für ein Stipendium. Natürlich musst du deine Aussagen auf der dritten Seite genau auf die von dir angestrebte Stelle ausrichten.
Formalien und Aufbau
Überschriften wie “Was mir wichtig ist”, “Meine Motivation”, “Zu meiner Bewerbung”, “Was mich qualifiziert” machen deutlich, warum der Bewerber eine dritte Seite hinzugefügt hat, und sollten zum Inhalt passen. 7-15 Zeilen sind ausreichend für eine prägnante und gelungene Selbstpräsentation, max. 60 Anschläge in üblicher Schriftgröße. Ein absolutes Muss ist die ansprechende Gestaltung auf dem gleichen Papier wie Lebenslauf und Anschreiben. Es empfiehlt sich, das Dokument zu unterschreiben, um die persönliche Note zu unterstreichen. Selbstverständlich muss die dritte Seite genauso sauber und sorgfältig erstellt sein wie die übrigen Bewerbungsunterlagen.
Im Folgenden stellen wir dir ein besonders schlechtes und ein besonders gutes Beispiel für die dritte Seite vor.
Die dritte Seite: Negativbeispiel
Was Sie über mich wissen sollten
Was mir wichtig ist? “Kreative Freiräume, die meinem vielschichtigen Charakter gebührenden Gestaltungsspielraum lassen, um neueste Ideen in die von mir bevorzugt betreuten Gebiete meiner Anstellung einbringen zu können. Perfektion bedeutet mir genauso viel wie Fantasie, die neue Lösungen erst möglich macht.”
Was gewinnen Sie durch meine Einstellung? “Sie bekommen einen unglaublich leistungsbereiten Berufseinsteiger, der zuverlässig und sehr flexibel ist. Ich werde ausdauernd und hochmotiviert arbeiten, um dem Unternehmen den nächsten Schritt vorwärts zu ermöglichen.”
Warum Sie mir eine Chance geben sollten! “Guter Nachwuchs ist auch für Ihr Unternehmen unverzichtbar. Wer heute nicht vorsorgt, wird morgen das Nachsehen haben. Binden Sie mich in Ihr High Potential Programm ein, um für die Herausforderung Zukunft gerüstet zu sein.”
Fazit: Viel Lärm um nichts, Selbstüberschätzung, Drückermentalität
Der Personaler kann aus der Überschrift der dritten Seite „Was Sie noch über mich wissen sollten“ entnehmen, dass ihn im Folgenden weitere Informationen über den Bewerber erwarten, die sich noch nicht aus dem Anschreiben herauslesen ließen. Schnell wird jedoch klar, dass diese Hoffnung enttäuscht wird. Statt klare Aussagen zu treffen und diese durch passende Beispiele zu untermauern, versteckt der Bewerber sich hinter Floskeln und erweckt so Befürchtungen, er neige auch im Berufsalltag zum Herumschwafeln.
Einzelne Formulierungen werden sich dann direkt gegen den Bewerber. „Sie bekommen einen außerordentlich leistungsbereiten Berufseinsteiger“ oder „Binden Sie mich in Ihr High Potential Portfolio ein“ erzeugen eher das Bild eines Marktschreiers als einer talentierten Nachwuchsführungskraft, da kein Beleg für die tatsächliche Qualifikation geliefert wird.
Verzweiflung wird dann durch den letzten Absatz offensichtlich. Sie ist in diesem Fall sehr kontraproduktiv, da auch hier wieder keine Begründung für die Aufforderung zur Anstellung geliefert wird.
Der Erkenntnisgewinn, den der Personaler also aus dieser dritten Seite des Lebenslaufs zieht, ist gleich null. Der Bewerber dokumentiert hier eindeutig, dass er nur wenig Mühe darauf verwandt hat, sich selbst und sein Stärkenprofil zu analysieren. Stattdessen flüchtet er sich in Phrasendrescherei, die abschreckend statt ansprechend wirkt. Mit dieser dritten Seite wirst du sicherlich nicht zum persönlichen Vorstellungsgespräch eingeladen werden.
Die dritte Seite: Positivbeispiel
Leistungsbilanz
Praxiserfahrung
- Controlling KGaA, Hannover, Bereich Logistik, Praktikant; Aufgabe: Analyse und Ausarbeitung von Vorschlägen zur Lagerbestandoptimierung und Reduktion der Lagerhaltungskosten
- Institut für Marktforschung GmbH, Köln, Bereich Datenerhebung, Praktikant; Aufgabe: Erstellung einer Marktstudie zur Vorbereitung von Produkteinführungen auf dem finnischen Markt
Projekte
- Studentische Unternehmensberatung OCKAR, Fragebogenentwicklung und Kundenbefragung zur Produktzufriedenheit für die Curly Fries AG, Düsseldorf
- Aufbau und Pflege einer Internetseite für die Studenteninitiative Sandstrand am Rhein e.V.
- Marktstudie „Business Opportunities in Sweden“ für die Import-Export AG, Berlin
Auslandsaufenthalte
- Einmonatiger Aufenthalt in Finnland zur Primärdatenerhebung für das Institut für Marktforschung GmbH, Köln
- Teilnahme am MBA-Programm an der Stockholm School of Economics, Schweden; Kurse: Multivariate Datenanalyse, Innovationsmanagement, Multilevelmarketing
- Praxisgerechter Aufbau: Hier hat der Bewerber seine dritte Seite sinnvoll gegliedert. Es werden Punkte aufgegriffen, über die sich auch Personaler beim Lesen der Bewerbung Gedanken machen: Verfügt der Bewerber über relevante Praxiserfahrung? Hat er sich außeruniversitär engagiert? Hat er internationale Erfahrungen gesammelt? Diese Leistungsbilanz kommt somit dem Informationsbedürfnis der Personalabteilung entgegen.
- Auf den Punkt gebracht: Damit die wesentlichen Aussagen der Leistungsbilanz schnell erfasst werden, sind diese stichwortartig herausgestellt. Auf Ballast wird bewusst verzichtet. Umfangreiche praktische Erfahrungen kann der Bewerber mit seiner Praxiserfahrung und seiner Leistungsbreitschaft viel besser untermauern als durch floskelhaftes Behaupten.
- Aussagekräftige Soft Skills: Statt inhaltsfreier Floskeln lässt der Bewerber in dieser Leistungsbilanz sein Soft Skill-Potenzial bei den bewältigten beruflichen Aufgaben durchblicken. Ein professioneller Leser wird beispielsweise aus der „Analyse von Vorschlägen zur Lageroptimierung“ auf die Fähigkeit zum analytischen Arbeiten schließen. Die „Kundenbefragung zur Produktzufriedenheit“ beweist kommunikatives Geschick. Und die Auslandsaufenthalte sind gute Belege für die räumliche Mobilität und geistige Flexibilität.
Fazit
Hier nutzt der Absolvent die zusätzliche Seite optimal. Mit dieser intelligenten Auflistung hat er aus vielfältigen Praxiserfahrungen ein schlüssiges Profil entwickelt, das sich deutlich von der Masse abhebt. Es zeigt sich, dass Aufgaben im internationalen Marketing problemlos übernommen werden können. Auch die Soft Skills werden dem Personaler plausibel nahegebracht. Überzeugen Anschreiben, Lebenslauf und dritte Seite, ist die Einladung zum Vorstellungsgespräch sicher.
Weitere Beispiele und Tipps für die Gestaltung deiner Bewerbungsunterlagen findest du in unser Ratgeber-Rubrik.