Auf welche Entwicklungen müssen sich angehende Unternehmensberater einstellen? Welche Fähigkeiten sind für deinen Job-Erfolg kritisch? squeaker.net gibt Karrieretipps, die dich weiterbringen.
Die Branche konzentriert sich: Das reine Strategie-Geschäft ist härter umkämpft als je zuvor und Wachstum oft nur noch möglich durch das Angebot von implementierungsnahen Zusatzleistungen und Partnerschaften mit Unternehmen aus benachbarten Industrien. Größenvorteile werden wichtiger und Experten orakeln bereits, dass internationale Strategieberatungen mit weniger als 2 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz langfristig nicht alleine überlebensfähig sind.
Diese Hürde nehmen derzeit nur McKinsey und BCG vielleicht noch Bain. Und selbst diese Traditionshäuser experimentieren mit neuen Einnahmequellen, wie durch den Aufbau von Marktforschungs-, Bildungs- oder Business Technology-Dienstleistungen. Dabei gewinnen auch Kooperationen, wie beispielsweise zwischen McKinsey und Lufthansa Systems oder PwC und Google an Bedeutung.
Wirtschaftsprüfung 2.0
Wirtschaftsprüfung 2.0: Größter Gewinner sind dabei die Wirtschaftsprüfergesellschaften, für die das Beratungsgeschäft noch immer im Vergleich zu ihren Prüfungs- und Tax-Services deutlich höhere Margen verspricht. Die Big4 haben ihre Beratungsabteilungen durch Zukäufe und massive Neueinstellungen vergrößert, um so ihren Kunden Rundum-Service aus einer Hand anbieten zu können. Konzentrierten sie sich mit ihren Akquisitionen zunächst vor allem auf spezialisierte Boutiquen (EY kaufte J&M Management Consulting, KPMG übernahm Stratley und CTG), trauen sie sich mittlerweile auch Großeinkäufe zu. Zunächst akquirierte Deloitte die Monitor Group und später griff PwC bei Booz & Company zu, um unter der Marke strategy& eine global eigenständig agierende Strategieberatung aufzubauen.
“Es gibt weniger (Top-)Adressen, weil die Big-4 den Markt leerkaufen. Wer zu einem „Pure Player“ gehen möchte, trifft auf eine kleiner gewordene Anzahl globaler Strategieberatungen und einige Hidden Champions. Und die Branche wandelt sich: „Studien“ für den Papierkorb sind out. Gefragt ist eine größere Umsetzungsbefähigung für gemeinsam mit dem Kunden erarbeitete Konzepte. Dies bedingt sowohl einschlägige Erfahrung als auch eine hohe soziale Kompetenz.”Dr. Jens Petersen, Partner, Ebner Stolz Management Consultants
Was bedeuten diese Veränderungen für deine Karriere im Consulting?
Die Aufgaben und Karriere-Chancen für Berufseinsteiger ändern sich damit nicht unmittelbar. Die Beratung bleibt weiterhin ein herausforderndes und abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld für Top-Absolventen. Wie auch in den vergangenen Jahren wird es für die Beratung immer eine wesentliche Herausforderung bleiben, auf die sich wandelnden Anforderungen der Kunden zu reagieren. So werden Branchen-Know-how und Umsetzungskompetenz bei strategischen Fragestellungen immer wichtiger. Aber auch Themen mit transformatorischem Charakter wie die fortschreitenden Digitalisierung in vielen Unternehmensfunktionen gewinnen an Bedeutung.
Es ist zudem zu erwarten, dass es innerhalb der großen Consulting-Firmen zunehmend verschiedene Karrierepfade mit unterschiedlichen Arbeitszeiten, Reiseanforderungen und Gehaltsklassen geben wird. So wird beispielsweise ein Einsteiger bei McKinsey Solutions weniger Strategiearbeit leisten, sondern vielmehr hochkomplexes Data Mining betreiben. Bei PWC oder Deloitte hingegen, wird man möglicherweise in einer globalen Strategy Consulting Unit landen, die mit dem traditionell implementierungsnahen Advisory der WP-Gesellschaften kaum mehr etwas zu tun hat. Bei der Arbeitgeberwahl solltest du dich bemühen, genau zu verstehen, wo der potenzielle Job innerhalb des Unternehmens aufgehängt ist.
Im Zuge der Konsolidierung wird auch der Kampf um Talente immer härter, sodass die Beratungen sich als attraktive Arbeitgeber positionieren müssen. Wie auch unsere Consulting-Excellence-Studie von squeaker.net belegt, legen Bewerber und junge Berater heute größeren Wert auf Work Life Balance. Auch um den Frauenanteil unter den Consultants von durchschnittlich 20 Prozent weiter zu steigern, müssen die Beratungen flexiblere Arbeitsmodelle anbieten, die mit Familienplanung vereinbar sind. Dazu gehören mittlerweile Teilzeitmodelle für Berater, wie die Personal Time bei McKinsey, sowie die Möglichkeit, während Sabbaticals ein Jahr das Unternehmen zu verlassen.
Welche Fähigkeiten sind für deinen Job-Erfolg kritisch?
- “Zunächst die gleichen, zeitlosen Fähigkeiten: ein gutes „Handwerkszeug“, Interesse an der eigentlichen Aufgabe, Biss, Flexibilität und immer etwas Frustrationstoleranz. Was aber zunehmend wichtiger wird: Methoden- und Problemlösungskompetenz. Wie finde ich die richtigen Informationen und Lösungsansätze? Und wie wende ich sie an? Dies wird in einer immer ausgeprägteren Informationsgesellschaft das Top-Thema werden. Bleiben sie authentisch. Nicht jede Beratung ist die „Richtige“ für Sie: es ist ein gewisser Suchaufwand erforderlich, die für Ihre Ausbildung, Ihre Persönlichkeit und Ihre Karriereziele passende Unternehmensberatung zu finden.”Dr. Jens Petersen, Partner, Ebner Stolz Management Consultants
- “Insgesamt verändert sich unser Beratungsgeschäft genauso schnell, wie die Bedingungen und Herausforderungen unserer Klienten. Unsere Berater beschäftigen sich mit hochaktuellen Themen wie Industrie 4.0, dem Internet der Dinge oder dem demografischen Wandel. Das erfordert immer mehr Spezialwissen. Fast 30 Prozent unserer Berater kommen mittlerweile mit mehreren Jahren Erfahrung aus der Industrie zu uns. Aber auch die Uniabsolventen, die bei uns einsteigen, bringen schon Auslands- und Berufserfahrung mit. Viele sind sehr industrienah. Außerdem haben unsere Berater sehr unterschiedliche Hintergründe, vom Mathematiker über den Ingenieur bis hin zur Psychologin.” Dr. Thomas Fritz, Director of Recruiting, McKinsey
- “Neben analytischen Fähigkeiten sind für den Beraterjob und insbesondere auch bei Oliver Wyman praktische Erfahrungen in der Industrie von Vorteil. Denn Berater müssen sich bei Projekten schnell in die jeweilige Unternehmensstruktur und -kultur der Kunden hineinversetzen. Ein Grundverständnis für große und mittelständische Unternehmen ist daher sehr hilfreich. Für die Einsteiger sind bei Oliver Wyman darüber hinaus soziale Kompetenz, ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten und Flexibilität sowie Motivation und Eigeninitiative entscheidend. Auch auf außeruniversitäres und ehrenamtliches Engagement legen wir großen Wert. Aufgrund des internationalen Arbeitsumfelds sollten die Einsteiger zudem umfassende Auslandserfahrung und interkulturelle Kompetenz mitbringen”. Karen Brandt, Talent Managerin, Oliver Wyman