Bei welcher Management-Beratung einsteigen? Welche ist die Beste? Eine Frage, viele Antworten: Eine gute Marktübersicht geben dir Rankings. Entweder aus Mitarbeitersicht oder aus Sicht der Kunden der Beratungen.
Studien und Rankings im Consulting gibt es viele. Sehr viele: Aus Sicht der Kunden der Beratungen von der WGMB bis brand eins, aus Mitarbeitersicht vom Staufenbiel Institut oder squeaker.net. Und alle verwenden leicht verschiedene Methoden: Rankings für die Rankings wären angebracht. Und dann wären diese beiden vorn dabei: Fink und Knoblach. Die Köpfe der WGMB, der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Management und Beratung, schauen Managementberatungen seit bereits zwanzig Jahren auf die Finger. Ihr alljährlicher Bericht basiert auf Befragungen der Kunden der Beratungen. So kennt er Risiken, Potentiale, Personalien, Hidden Champions und, vielleicht am wichtigsten, die Trends. Die Analyse für 2018 zeichnet ein Bild geprägt von den Themen Wachstum, immer wieder Digitalisierung, aber auch Disruption und Themenverschiebung. In unserem Insider-Artikel betrachten wir den Beratermarkt aus Perspektive dieser „Fink-Studie“. Andere Studien können zu anderen Ranking-Reihenfolgen kommen.
Making-of einer Consulting-Studie
Dr. Dietmar Fink und Bianka Knoblach, wissenschaftlicher Direktor und geschäftsführende Direktorin der WGMB, verfolgen mit ihrem Tun das Ziel, die Transparenz im Beratungsmarkt zu erhöhen. Dafür befragt ihr Team regelmäßig mehr als tausend Führungskräfte aus der deutschen Wirtschaft, vom Projektleiter bis zum Vorstandsmitglied. Die Teilnahmebereitschaft der Entscheider sichert Fink und Knoblach den Erfolg und die Zuverlässigkeit der Studie. Um was geht es? Zum Beispiel um Kompetenzen und Leistungsfähigkeit der Berater, immer jeweils aus festgelegten, unterschiedlichen Perspektiven beurteilt: aus Sicht eines Vorstands, eines Budgetverantwortlichen sowie eines Projektleiters. Wer hat die Kompetenzen bei Digitalisierung, Marketing und Vertrieb, M&A, Strategischer Beratung oder Talent Management? In welchen der Bereiche investieren Consulting-Kunden das meiste Geld? Wer kennt den Markt, wer hat überzeugt? Wer besticht im Team, wer brilliert mit analytischen Fähigkeiten? Und dann geht es ums Ganze. Die Top 5: Wer ist es? Wer wird es bleiben?
Das aktuelle Ranking:
Informiere dich über die renommiertesten Beratungen im Ranking in den Bereichen Consulting, Inhouse Consulting, IT Consulting und Hidden Champions. Welche Unternehmensberatung gehört bei über 20.000 Firmen zu den Besten der Consulting Branche?
Consulting-Boom 2018: Gold ohne Glanz?
In der aktuellen Studie aus dem Jahr 2018 prognostizierte WGMB für das Geschäft der deutschen Unternehmensberater ein sehr sattes Plus von bis zu fünfzehn Prozent. Die Consulting-Studie, die Dr. Dietmar Fink und Bianka Knoblach für das manager magazin verfasst haben, war damit noch optimistischer als etwa der Unternehmensberater-Bundesverband. Und ja, es boomt: Die Nachfrage im Consulting ist hoch, Nachwuchs ist im Verhältnis knapp und die Berater zum Beispiel bei Gehaltsfragen damit in einer top Verhandlungsposition. Was erstmal nach Goldgräberstimmung klingt, habe auf Kundenseite aber für Ernüchterung gesorgt, berichten Fink und Knoblach: Das Vertrauen sei oft durch waghalsige Ideen und inhaltsleere Beratung verspielt worden. Vor allem beim Schwerpunkt-Thema Digitalisierung scheinen manche Irrlichter ins Nichts zu leiten.
Tacheles vorab: die Gehaltsfrage
Das Geld stimmt: Für das Consulting-Gehalt sieht es nach Auffassung von Fink & Co. gut aus. Der Honorar-Druck sei zurückgegangen, so Dr. Fink, Unternehmen handeln zwar weiter ökonomisch vorsichtig, doch stiegen „durch die Knappheit des Gutes Beratung natürlich die Preise wieder nach oben“. Was bedeutet das konkret? Die Spannweite geht von 1.500 pro Tag rauf bis an die 15.000 Euro auf Partner-Level. Kaum jemand interessiere sich dabei noch für erfolgsabhängige Vergütung.
Beratermarkt 2018: Drei Große
Wer dominiert die Top-Rangliste? Die Zahl Drei beherrscht die Tabellen des WGMB-Rankings. Drei Namen, die alles beeinflussen, also auch die Entscheidungen von Studenten- und Absolventen. Sei es in puncto Kunden-Zufriedenheit, Branchenkenntnisse oder Fähigkeiten in den Fachdisziplinen – BCG und McKinsey sind aus den erlauchten Positionen nicht wegzudenken. Die beiden, so Fink, „sind gesetzt“ und hätten „die nötige Größe“, um zu bleiben – mit Bain, der „letzten klassischen Strategieberatung“ im „Aufholmodus“ dank ihrer Positionierung. Immerhin halten Fink und Knoblach auch Oliver Wyman für fähig, oben mitzumischen, allein die Bekanntheit des Labels fehle da noch. Noch weniger verbreitet seien nur die Berater-Leistungen der sonst top integrierten Wirtschaftsprüfer wie PwC, EY oder KMPG – in Deloitte allerdings sieht das WGMB-Ranking das Potential, dem „Dreigestirn“ gefährlich zu werden.
Spuren der Digitalisierung
Dank wachsendem Fokus auf Digitalthemen zieht auch Accenture in der 2018er Studie bei den passenden Fachdisziplinen auf vorderste Plätze. Der Spezialist habe das richtige Maß an „Expertise, Aggressivität und Finanzkraft“, so Fink, um die IT-Themen auch in Zukunft bedienen zu können. Was ist das Fazit? Insgesamt sind nach Fink und Knoblach damit sechs Namen relevant fürs Topsegment, nach der von Fink zitierten Faustformel „drei plus zwei plus eins“, die sich auf das Dreigestirn der Managementberater, dann zwei Wirtschaftsprüfer und als IT-Spezi auf Accenture bezieht.
Und Größe ist nicht alles
Den Hidden Champions widmet WGMB gleich eine eigene, vielleicht noch populärere Studienreihe. Seit 15 Jahren zeichnen Fink & Knoblach regelmäßig auch die weniger bekannten aber hochqualifizierten Berater aus – denen zum Beispiel in ihrem Fach eine höhere Expertise als McKinsey, BCG oder Bain bescheinigt wird. So wurde etwa das inhabergeführten Beratungsunternehmen Iskander Business Partner durch WGMB als Hidden Champion im Bereich „Innovation & Wachstum“ ausgezeichnet. Die Bedingungen: Bekanntheit im Markt darf nicht über 15% liegen, die Hälfte der befragten Kunden muss auch mit einem der „Großen“ zusammenarbeiten und – die Kompetenz im Fachgebiet muss höher geschätzt werden als die des Marktführers.
Insider-Tipp: Wozu kannst du Consulting-Rankings bei der Bewerbung nutzen?
Als Bewerber solltest du dich nicht 1:1 an Consulting-Rankings halten, sondern die Aufgaben der Unternehmen inhaltlich genauer verstehen, Berater kennenlernen und Erfahrungsberichte lesen. Überleg dir, in welchem Umfeld du arbeiten möchtest und wie dein weiterer Karriereplan aussieht:
- Ist es dir wichtig, bei einer Strategieberatung zu arbeiten, deren Name renommiert ist?
- Möchtest du in einem kleineren Team arbeiten und eher von der persönlichen Karriereentwicklung profitieren und Themen mit aufbauen?
- Möchtest du in einer namhaften, aber größeren Full-Service-Beratung arbeiten, wo vielleicht weniger Druck herrscht?
- Schätzt du die Möglichkeit, in einer Inhouse-Beratung oder beim Hidden Champion das Sprungbrett ins Konzern-Management zu nutzen?
- Möchtest du dich auf bestimmte inhaltliche Themen konzentrieren?
Ausblick: Wie arbeiten Unternehmensberater in 2019?
Zurück ins große Haifischbecken: Was kommt auf uns zu? Auch der gegenwärtige Digitalisierungs-Boom im Consulting wird enden. Andererseits: Ein Berater wäre kein Berater, wenn er keine Strategie bereithält – wenigstens für sich selbst. Denn auch das Consulting ist auf den großen Futtertrog der Gesamtwirtschaft angewiesen und da lassen gesenkte Gewinnprognosen bei den Dax-Größen das Wachstumsfeuer derzeit etwas blass erscheinen. Also jetzt mitnehmen, was nur irgendwie geht? Wie ähnlich sind sich Goldgräber- und Endzeitstimmung? Bianka Knoblach von der WGMB rät den Beratern, sie sollten sich jetzt nicht „verzetteln und Randthemen bearbeiten“. Sei es Konsolidierung oder Themenwechsel, selbst Krisen können dem Berater in die Hände spielen. Zu Zeiten der Verunsicherung – durch digitale Herausforderungen, Disruption, Brexit oder politischer Schieflagen – holt sich manches Unternehmen gern die Arbeit einer führungsstarken, soliden Beratung ins Haus. Gleichzeitig, so Knoblach, könnten die Dämpfer-Themen im Consulting auch ein guter Schutz vor der nächsten „wirtschaftlichen Delle“ sein.
Welche Fähigkeiten verlangen die Auftraggeber von Consultants in 2019?
Ein Trend der 2000er war die Entwicklung von bis dato primär auf Strategie fokussierte Beratungen hin zu mehr Implementierung. Früher erstellten die traditionellen Strategieberatungen wie McKinsey und BCG hauptsächlich Konzepte und Strategien. Implementierungsprojekte verband man vorher typischerweise mit den sogenannten Big Four, also dem Beratungszweig der Wirtschaftsprüfungen von Deloitte, EY, KPMG und PwC sowie den Technologieberatungen wie Accenture oder BearingPoint. Die Anspruchshaltung der Kunden jedoch stieg (zu Recht) – denn was nützt ihnen ein schönes Konzept auf Papier, wenn dieses nicht implementiert wurde? An die Erwartung des Kunden, dass Konzepte auch implementiert werden sollten, haben sich die meisten Beratungen angenähert. Die Kunden der Beratungen verlangen erstklassige Fähigkeiten ohne Berater-Fehler bei Analytik, Methodik, Fach- und Branchenwissen, dem Vorausdenken, Teamplay, Kommunikation und vor allem dem Umsetzen von Ideen. Die Wirtschaftsprüfer sind laut Kundenurteil derzeit noch die besten Umsetzer von Ideen, Accenture liegt hier vorn.