Die großen Beratungen haben Diversity Management zum Teil ihres Personalmanagements gemacht und fördern soziale, kulturelle und ethnische Vielfalt. Wir haben mit unterschiedlichen Menschen aus verschiedenen Beratungen gesprochen. Sie unterscheiden sich vom klassischen Berater:innen-Stereotyp, das noch in vielen Köpfen lebt und in vielen Teams noch immer die Mehrheit darstellt. Wie fühlt sich das an und was unternimmt die Consulting-Branche, um Diversity zu fördern? Wir haben offene Antworten und spannende Insights zu diesen Fragen.
Diversity bedeutet für mich, unterschiedliche Blickwinkel auf den gleichen Sachverhalt einnehmen zu können. Es bedeutet für mich, Menschen in ihrer Vielfalt als etwas Bereicherndes wahrzunehmen und davon überzeugt zu sein, dass Großartiges dann entsteht, wenn Menschen, die sich in ihren Erfahrungen und Sichtweisen unterscheiden, gemeinsam an etwas arbeiten.
Ehrlich gesagt: Der Beratungsalltag ist nicht immer divers. ABER: Es wird besser!
Dies bezieht sich auf mein eigenes Verständnis von Diversität, also auf die Menschen, mit denen man zu tun hat. Sowohl die Kundenseite als auch die eigene Branche ist meist (noch) sehr homogen.
Deutet man Diversität hingegen als Abwechslungsreichtum in Bezug auf sich ändernde Einsatzfelder, Arbeitsorte und Teams, kann ich mir kaum einen abwechslungsreicheren Job vorstellen.
Ich stehe – privat wie beruflich – ganz offen dazu, dass ich schwul bin. Hinzu kommt, dass ich „Arbeiterkind“, also Erstakademiker meiner Familie bin.
Bei Kundenprojekten, also dem Kern meiner Tätigkeit, hat meine Sexualität oder der Bildungsgrad meiner Eltern keinen direkten Einfluss. Dennoch merke ich, dass ich andere Erfahrungen als viele meiner Kolleg:innen im Leben gemacht habe, die mich und meine Arbeitsweise bereichern.
Innerhalb meines Unternehmens bin ich zudem aktives Mitglied des Roland Berger „Just be“ Netzwerkes, unserer LGBTQ+ Initiative. Auch dieses interne Engagement gehört für mich zu meinem Berufsalltag.
Patrick Kazmaier ist Senior Consultant im Automotive-Team von Roland Berger und seit 2018 im Unternehmen tätig. In seiner Arbeit konzentriert er sich auf die Themen Strategieentwicklung und Performance Improvement. Sein BWL-Studium absolvierte er an der Uni Mannheim und der Università Bocconi. In seiner Freizeit begeistert er sich für Young- und Oldtimer Fahrzeuge und engagiert sich in der Kinder- und Jugendförderung.
Tatsächlich habe ich noch nie Nachteile erlebt und kann mich hierüber sicher sehr glücklich schätzen. Ich will nicht sagen, dass ein offener Umgang mit Homosexualität für jede und jeden in meinem beruflichen Umfeld selbstverständlich ist. Allerdings hat mich dies bisher noch nie jemand – im negativen Sinne – spüren lassen.
Ich habe aber schon Vorteile erlebt. Meine Kolleg:innen bei Roland Berger schätzen mich für meine Offenheit. Ich hatte schon oft die Chance, gute Gespräche zu führen und großartige Menschen kennenzulernen, weil ich offen dazu stehe, wer ich bin. Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass mir vieles zugetraut wird, weil ich als gefestigte Person wahrgenommen werde, die sich nicht verstellt. In einer Branche, in der man sich früh in herausfordernden Situationen behaupten muss, wird einem diese Eigenschaft als sehr positiv angerechnet.
Mein Tipp an Einsteiger:innen in einer ähnlichen Situation: „Sei überzeugt, dass du gut bist, wie du bist!“ – Das gilt für jede Lebenssituation. Ich erlebe Menschen, die einer Minderheit angehören oder einen diversen Hintergrund haben, oft als besonders reflektiert. Ich habe mich schon früh sehr intensiv mit mir selbst auseinandergesetzt und dadurch gelernt, wer ich bin und was ich möchte. Das kommt mir heute auch beruflich zugute. Authentizität ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor.
Wünschen würde ich mir, dass auf allen Ebenen die Überzeugung wächst, dass ein diverses Team nicht nur
ein Verkaufsargument ist, sondern auch inhaltlich unglaubliches Potenzial birgt: Potenzial, bessere Ergebnisse für unsere Kunden zu erzielen. Potenzial, einen noch engeren Zusammenhalt im Team zu schaffen. Potenzial, immer die besten Talente anzuziehen. Ein diverses Team ist eine Win-Win Situation für alle Beteiligten. Ich wünsche mir, dass das Bewusstsein hierfür bei allen reift.