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Voll remote – das halte ich für unrealistisch

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08.11.2024
Köln
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Dr. Tim Montag, Partner bei Ebner Stolz Management Consultants, und sein Kollege Felix von Trotha, Consultant, diskutieren über die Zukunft der Beratung.

SQUEAKER

Dr. Tim Montag ist Partner bei Ebner Stolz Management ConsultantS. Tim ist Sparringspartner für Gesellschafter und Geschäftsführer in besonders herausfordernden Situationen und hilft mit seiner Situationsexpertise aktiv dabei, sehr schnell die beste, aber nicht die erstbeste Lösung in diesen Situationen zu entwickeln und umzusetzen. 

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Felix von Trotha ist nach dem Finance & Accounting Studium in Bamberg im Juli 2020 bei Ebner Stolz Management Consultants in München eingestiegen. Er ist als Consultant in den Bereichen Restrukturierung und Performance Management tätig. Die Gründe für Ebner Stolz waren für Felix der Fokus auf den Mittelstand, die Möglichkeit, echte Veränderungen herbeizuführen und der exzellente Team-Spirit.

Tim: Lieber Felix, stellen wir uns einen typischen Beratertag im Jahr 2041 vor: Wie könnte dieser deiner Meinung nach aussehen? 
Felix: Spannende Frage! Prinzipiell stellt sich erst mal die Frage, wie ein Beratertag heutzutage aussieht: Anreise zum Kunden, ins Büro oder auch zu Hause. Der Laptop wird aufgeklappt und die Projektarbeit geht los: der Tag ist geprägt von vielen Kundenterminen, von Analysen und Aufbereitungen.
Bis 2041 wird meiner Meinung nach der Digitalisierung eine noch größere Bedeu­tung zukommen, nicht substituierend, sondern vielmehr unterstützend. Unseren Kunden stehen immer mehr Datensätze zur Verfügung, dies wird im Handling und der Analyse immer komplexer. Eine immer weitergehende toolseitige Unterstützung wird kommen: noch weniger Powerpoint, noch mehr Dashboards oder z.B. neue Workshop-Methoden wie z.B. zuletzt bei uns Lego Serious Play als ein Beispiel. Aber am Ende bleibt immer die Notwendigkeit der Interpretation sowie der Ableitung von Maßnahmen durch den Berater.
Daneben gewinnt die Nachhaltigkeit unseres Tuns immer mehr Bedeutung. Nachhaltigkeit im umweltökologischen Sinn, aber auch im Sinne des langfristigen Mehrwertes für unseren Kunden. Die Bewältigung von Krisen, nicht nur finanzgetriebenen, könnten auch stärker in den Fokus unseres Leistungsportfolios rücken.  

Tim: Wird die künftige Zusammenarbeit komplett digital ablaufen?
Felix: Voll remote – nein, das halte ich für unrealistisch. Virtuell ist viel möglich, das haben uns die letzten Monate eindrucksvoll gezeigt. Nichtsdestotrotz sind die persönlichen Gespräche, das Kennenlernen der Mitarbeitenden und des Unternehmens z.B. durch Produktionsführungen zwingend notwendig. Von daher steigender Remote-Anteil ja, aber immer in Verbindung mit dem persönlichen Kontakt. Ich bin ja auch Berater geworden, um kollaborativ zusammenzuarbeiten, mit den Kunden und den Kolleginnen und Kollegen in direkten Kontakt zu treten. Die Interaktion ist dabei Schlüsselfunktion unseres Erfolgs als Berater.

Tim: Wie schätzt du die Rolle von künstlicher Intelligenz ein?
Felix: Dabei geht es in meinen Augen im Wesentlichen um das Thema Daten: Analyse großer Datenmengen und Verarbeitung von Massendaten. Neben der verstärkten Automatisierung und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz erfordert es weiterhin aber den menschlichen Sachverstand, um unter Berücksichtigung der individuellen Gesichtspunkte des Unternehmens, der Situation und des Kunden die „richtige“ Interpretation und Ableitung von Entscheidungen zu finden. 

Wie viel Automatisierung wird bei der Erstellung von Folien, Berichten oder Dashboards in Zukunft möglich sein?

Tim: Welches Tool sollte man für den Consulting-Alltag erfinden?
Felix: Der Markt für Beratungs-Tools ist bereits heute sehr groß und vielseitig. Das agile, kollaborative Arbeiten mit Hilfe digitaler Tools, wie Trello, Asana, jira, Miro Boards oder Teams ist heutzutage bereits – auch dank der Corona-Pandemie – Normalität. Die Möglichkeit, unterschiedliche Programme und Systeme zu verknüpfen, wird weiter zunehmen. Dabei stehen die Nachvollziehbarkeit und Qualität der Daten an oberster Stelle. Interessant wird die zukünftige Bedeutung von Powerpoint sein. Wie viel Automatisierung wird bei der Erstellung von Folien, Berichten oder Dashboards in Zukunft möglich sein?

Tim: Wird es in 20 Jahren mehr Beratungen geben oder weniger? Stärkere Spezialisierungen oder breit aufgestellte Player?
Felix: Beratung ist People Business. Der Erfolg beruht auf Netzwerk, Bekanntheit und Empfehlung sowie der fachlichen Expertise. Die Frage ist doch, welche Beratungshäuser schaffen es am besten, erstens erfolgreich Kunden von sich zu überzeugen und zweitens Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für sich zu gewinnen und insbesondere langfristig – auch im Hinblick auf eine Work-Life-Balance – an sich zu binden. Inhaltlich ist die Herausforderung als Beratungshaus, sich immer weiter zu spezialisieren mit noch mehr fachlichem Tiefgang und großer Situationsexpertise. Gleichzeitig bedarf es eines General Management-Beraters mit Überblick und Orientierung – im Sinne eines One-Stop Shoppings für den Kunden.

Tim: Wie sind die Berater:innen 2041 unterwegs? 
Felix: Ist der Flieger wirklich immer die erste Wahl? Schon aktuell nutzen wir den Flieger nur selten, bei uns ist das Hauptverkehrsmittel die Bahn. Bereits heute stellt sich jeder von uns individuell die Frage nach Notwendigkeit und Umsetzung einer Reise. Ressourcen zu schonen steht sowohl in Bezug auf unsere persönlich verfügbare Zeit als auch der umweltökonomischen Ausgangssituation im Fokus. Unsere auch privat nutzbare Bahncard hilft uns im Übrigen auch privat, den persönlichen CO₂-Footprint im Blick zu behalten.

Tim: Wer jetzt in die Beratung einsteigt, wird 2041 noch im Einsatz sein: Was ist Dein wichtigster Tipp für den Consulting-Nachwuchs?
Felix: Empathie. Beratung ist People Business. Die zwischenmenschliche Ebene zu verstehen und zu antizipieren, ist neben der Fachlichkeit die höchste Kompetenz eines Beraters. 

Tim: Wie wirkt die zunehmende Digitalisierung darauf? 
Felix: Durch einen reduzierten persönlichen Austausch können Mimik, Gestik oder Stimmung noch schwieriger aufgenommen werden. Die Herausforderung ist dadurch sicherlich größer und die nötige Kompetenz in diesem Bereich wird ebenfalls wichtiger.

Beratung ist naturgemäß Change: als Ergebnis unserer Arbeit, beim Kunden genauso wie intern.

Tim: Wie gehst du selbst mit den Veränderungen in den nächsten 20 Jahren um?
Felix: Für mich ist Veränderung keine Herausforderung, mit der ich umgehen muss, sondern vielmehr eine positive Entwicklung, ein gemeinsamer Weg, den wir selber mitgestalten können. Beratung ist naturgemäß Change: als Ergebnis unserer Arbeit, beim Kunden genauso wie intern. Durch ständiges Hinterfragen, Reflektion, neue Impulse und engem Austausch sowie Feedback schaffen wir es als individuelle Persönlichkeit wie auch als Company, uns bestmöglich den Veränderungen anzupassen und daran zu wachsen.

Tim: Was wünschst Du Dir für die Zukunft der Consulting-Branche?
Felix: Aus meiner Sicht gibt es drei Facetten zu beleuchten: 

Für die ganze Branche?
Wünsche ich mir durch einen nachhaltigen Beratungs­ansatz eine positive Wahrnehmung und Wertschätzung der Branche.

Für unser Unternehmen?
Wünsche ich mir die Aufrechterhaltung unserer Positionierung mit nachhaltigen, langfristigen Kundenbeziehungen und einem familiären Arbeitsumfeld, mit dem gleichen positiven Teamspirit.

Für mich ganz persönlich?
Wünsche ich mir neue Ideen einzubringen, Mehrwert beim Kunden wie intern zu generieren und mich persönlich weiter zu entfalten.

Tim: Ich wünsche dir, uns allen, unserem Unternehmen und der ganzen Beratungs­branche, mit viel Freude die kommenden Veränderungen anzugehen. Der gesellschaftliche Auftrag der Consultingbranche, die Wirtschaft zu stärken, positive Impulse zu liefern und mit Veränderungsdrang voranzugehen ist dabei auch unser Motor. Vielen Dank Felix, dass (fast wie im Beratungsalltag 😉 ) ich die Fragen stellen durfte und du aus deiner Perspektive die Insights gegeben hast – das war auch für mich spannend und einsichtsreich! 

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