Markus Kosellek berichtet im Interview mit squeaker.net von seinen Erfahrungen im berufsbegleitenden MBA-Studium an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.
Wie kamen Sie auf die Idee, ein MBA-Studium zu machen?
Bereits während meines Erststudiums kam ein Kommilitone auf mich zu, der mir davon berichtete, dass an der Albert-Ludwig-Universität in Freiburg ein neuer Studiengang auf den Weg gebracht worden sei. Federführend sei der in Wirtschaftskreisen sehr bekannte und renommierte Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen. Bekannt durch seine Beratertätigkeit im Dienste der Bundesregierung und seiner Mitarbeit an „Riester“ und „Rürup“ war mir der Name auch ein Begriff. Deswegen begann ich mich in das Thema MBA einzulesen und in mir reifte der Wunsch, diesen MBA Estate Planning zu absolvieren. Der Preis von 18.900 € bezieht sich auf ein viersemestriges Studium: Ich habe im November 2008 begonnen und besuche Ende September dieses Jahres meine letzten Vorlesungen. Danach steht das Abfassen der Master Thesis auf dem Plan, die ungefähr 60-90 Seiten stark sein sollte.
Anwesenheitspflicht in Freiburg ist alle zwei Monate für eine vollständige Woche, die sich dann sehr intensiv gestaltet. An der Albert-Ludwigs-Universität gibt es bereits den MBA-Studiengang Taxation: Dahingehend ist das Online-Portal sehr professionell und effizient gestaltet für die Benutzer. Der Studiengang Taxation ist – wie der Name schon vermuten lässt – sehr steuerlastig mit Fokus auf Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung. Nachweislich erlangen Absolventen der Universität Freiburg hohe Positionen in Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und erhöhen damit den Ruf der Hochschule. Der MBA Estate Planning ist mehr für die Finanzdienstleister wie Banker und Vermögensberater konzipiert, wobei mein Jahrgang der erste Durchlauf dieses Studiengangs war. Wir sind gewissermaßen die Betatester und Versuchskaninchen.
Welchen Eindruck haben Sie von der Beta-Version?
Verglichen mit einem Hochschulstudium ist es bisher perfekt organisiert. Ich bin mit meinen 31 Jahren mit Abstand der jüngste Student. Unser Spektrum reicht von 31 bis 76 Jahren.
76?
Wir haben einen Kommilitonen, eigentlich ein Rechtsanwalt, Notar und Kanzlei-Inhaber – verantwortlich für eine immense Summe im Bereich der Altersvorsorge für Anwälte und Notare. Ihn reizte es wohl, sich ausführlich über Financial Planning zu informieren – für ihn wahrscheinlich eine eher private Weiterbildung.
Gab es denn besondere Zulassungsvoraussetzungen für das MBA-Studium in Freiburg?
Ein Bachelor-Studium genügte. Allerdings benötigt man 210 ECTS-Punkte und ein normales Bachelor-Studium beinhaltet nur 180 ECTS-Punkte. In Freiburg wurden Anrechnungskurse angeboten, die auch mit Extra-Kosten verbunden waren. In meinem Fall gestaltete sich diese Hürde eher einfach: Ich war noch in Paderborn eingeschrieben und hatte ein paar meiner Kurse mehr als erfüllt, so dass mir die 30 fehlenden ECTS-Punkte im Bachelor-Zeugnis ausgewiesen wurden. Ansonsten hatten wir keine besonderen Voraussetzungen zu erfüllen. Ich habe per E-Mail bekundet, dass ich Interesse am MBA-Studiengang habe, wurde dann zum Frühstück mit ein paar Professoren eingeladen, hab meine erste Rate überwiesen und zählte mich fortan zu den Studenten des Master of Business Administration.
War es einfach für Sie mit dieser Altersstruktur umzugehen?
Mein erster Eindruck war eher verhalten, da ich feststellen musste, dass die anderen Teilnehmer des Kurses älter waren und schon viel mehr geleistet haben als ich. Einige meiner Kommilitonen sind bereits Geschäftsführer ihrer eigenen Firmen, andere wollen den MBA nur deshalb absolvieren, um später eine Promotion ablegen zu können.
Wäre ein Master-Studium dann nicht einfacher und kostengünstiger, um die Promotionsvoraussetzungen zu schaffen?
Das Problem der Masterstudiengänge sind die Präsenzzeiten. Ein MBA-Studium ist besser planbar und leichter zu vereinbaren mit einer Berufstätigkeit. Im Prinzip ist das Studium an der Freiburger Hochschule ein perfekt vorbereiteter Fernstudiengang – allerdings sollte der Terminus Fernstudium vermieden werden, da es sich ja um ein Teilzeit-Programm handelt. Wie schon erwähnt kommen wir alle zwei Monate für eine Woche zusammen – die Vorlesungen finden von 8 bis 18 Uhr statt. Danach kommt es häufig vor, dass man noch bis 22 Uhr Gruppenarbeit zu erledigen hat.
Was für Auswirkungen hatte die Anmeldung bei der Albert-Ludwigs-Universität?
Ich habe zeitnah sehr gute Jobangebote bekommen. Ausschlaggebend für diese Jobangebote war meiner Meinung nach der Name Raffelhüschen in meinem Lebenslauf. Zudem darf man hinzufügen, dass man an der Albert-Ludwigs-Eliteuniversität studiert, da die Uni zur Exzellenz-Initiative in Deutschland gehört. Ich kann nur feststellen, dass die Personaler, mit denen ich im Vorstellungsgespräch zu tun hatte, im Detail nicht wissen, was ein Bachelor-, Master– oder MBA-Degree ist. Gerade der Terminus MBA ist für viele schwer positionierbar: Aber sie lesen den Namen Raffelhüschen oder Kessler, der für die Steuerbranche immens wichtig ist, oder Blaurock, der wiederum eine Koryphäe im juristischen Bereich ist. Eigentlich kann man hier von einem „People Business“ sprechen: Namen tauchen im Lebenslauf auf, die für die jeweilige Branche eine Bedeutung haben und dementsprechend läuft das Bewerbungsgespräch völlig anders ab. Ich wurde nicht nach meinen Noten gefragt. Ich habe mich auf Führungspositionen beworben, mit denen eine Personalverantwortung von über 300 Menschen verbunden war, ohne vorher einen ähnlichen Job gemacht zu haben – im Bewerbungsgespräch wurde ich gefragt, ob ich mich nicht zu Höherem berufen fühle und was ich in dem Unternehmen wolle. Es war höchstwahrscheinlich auch eine für Bewerbungsgespräche typisch provozierende Frage, ich hatte dennoch den Eindruck, dass meine Interviewer sich explizit auf die Elite-Universität bezogen haben. Genauso habe ich es dann auch in meinen Lebenslauf geschrieben und das kann ich nur empfehlen. Das Wort Elite und der Name Raffelhüschen haben mehr gezogen, als der eigentliche Abschluss MBA!
Gibt es besonders positive oder negative Erfahrungen, die Sie an der Hochschule in Freiburg gesammelt haben?
Im Vergleich zur normalen Universität hat man es sehr leicht. Die ewige Warterei, die im normalen Studium zur Routine gehört, sei es im Dekanat oder vor den Türen der Professoren, entfällt. Man hat keine Probleme an Bücher heranzukommen, die an der konventionellen Bibliothek eventuell ausgeliehen oder gar versteckt wurden. Ich habe Erinnerungen an Vorlesungen in Audimax-Hörsälen, in denen 600-800 Studenten saßen und dem Professor zuhören wollten. In Freiburg ist dies völlig anders: Man bekommt für das Geld, was man bezahlt, auch einen Full-Service. Zu Beginn einer jeden Präsenzphase wird eine Klausur geschrieben über die vorige Präsenzphase. Insgesamt hat man sechs Präsenzwochen. Zusätzlich müssen Einsendeaufgaben bewältigt werden. Bei diesen Einsendeaufgaben wird natürlich auch Sekundärliteratur angegeben. Diese Literatur ist immer downloadbar als PDF-File. Man hat einen Online-Zugang, eine Art schwarzes Brett, über den sich die Studenten austauschen können, man hat einen Teletutor, der die komplette Technik erklärt. Es gibt einen Ansprechpartner, der permanent erreichbar ist über Handy. Sollte ich Probleme haben beim Verfassen meiner Masterarbeit in Bezug auf Literatur, dann kümmert sich die Uni darum, dass mir die fehlenden Seiten eingescannt und zugeschickt werden. Bei den Präsenzphasen ist für Verpflegung gesorgt.
Würden Sie das Studium noch mal machen?
Auf jeden Fall! Das Studium ist so ausgelegt, dass ich nur die Seminare belegen muss, die mich weiterbringen. Im Studium in Paderborn habe ich einige Scheine eher mit unterdurchschnittlichem Erfolg erhalten. In Freiburg habe ich selten schlechter als sehr gut abgeschnitten, weil ich mich hier mit Themen befassen konnte, die genau auf mich und meine Arbeitssituation zugeschnitten waren – und das ohne gefühlte Anstrengung. Der Lehrstuhl gibt an, dass man sich ungefähr 20 Stunden pro Woche mit dem Studium befassen müsste, um die Einsendeaufgaben zu bearbeiten. Ich habe noch nie mehr als zwei Stunden pro Woche investiert. Kritik kam dann von meinen älteren Kommilitonen, die aus dem Lernprozess schon sehr viel länger raus waren als ich.
Wird Ihnen Ihr Netzwerk in Zukunft weiterhelfen können?
Das hat es ja schon. Letztendlich hätte ich mich zu solch einem frühen Zeitpunkt nicht beworben. Ein Kommilitone hat mir geraten, mich aus dem Studium heraus zu bewerben. Er macht gerade einen ähnlichen Job wie den, auf den ich mich beworben habe. Ich glaube, der wichtigste Effekt für mich ist der Name der Universität. Ein Programm ist immer nur so gut, wie der Name oder der Lehrstuhl, der dahintersteht.