Jeder steht irgendwann vor der gleichen Herausforderung im Job, der Gehaltsverhandlung. In unseren 10 Tipps erfährst du, welche Strategie die richtige ist, um mehr Gehalt zu verlangen im Gespräch zu überzeugen.
Wer kennt das nicht? Es gibt Situationen im Job, die schiebt man immer wieder vor sich her und wenn es dann so weit ist, geht man mit einem Knoten im Bauch ins Büro und setzt sich mit feuchten Händen an den Platz. Warum eigentlich? Wir sagen zwar nicht, dass Gehaltsgespräche Spaß machen sollen, aber Panik, Sorgen oder Ängste gehören nun wirklich nicht an den Verhandlungstisch. Unsere Strategien verraten dir, worauf du achten solltest, um selbstsicher und erfolgreich durch das Gespräch zu gehen.
1. Laissez-faire-Attitude versus Branchenwissen
Ohne jegliches Gespür und Wissen über den „Wert“ deiner Qualifikationen im entsprechenden Unternehmen und der Branche solltest du keine Gehaltsverhandlung antreten. Dabei gilt es, die Faktoren Unternehmensgröße, Unternehmensstandort, Ausbildung und Erfahrung im Blick zu behalten, um ein Gefühl für deinen Marktwert zu bekommen. Denn von der Großkanzlei über die Versicherungsbranche bis zur Wirtschaftsprüfung oder Unternehmensberatung gibt es Unterschiede. Zum Glück bist du dank der ausführlichen Erfahrungsberichte unserer Insider an der richtigen Quelle. Werde zum Gehaltsexperten für deine Position und überzeuge in deiner nächsten Gehaltsverhandlung!
Gehaltsangabe im Anschreiben deiner Bewerbung
Nicht nur im Gehaltsgespräch kommst du nicht drum herum, zu einem gewissen Zeitpunkt dein konkretes Wunschgehalt auf den Tisch zu legen. Immer öfter verlangen Unternehmen schon in der schriftlichen Bewerbung, dass Bewerber ihre Gehaltsvorstellungen angeben. An dieser Stelle bekommt der Personaler einen ersten Eindruck davon, ob du deinen Wert richtig einschätzen kannst, zu hoch pokerst (+/- 15-20% Abweichung von der internen Vorstellung gelten als zu viel) oder dich unter Wert verkaufst. Werden Gehaltsvorstellungen gefordert, solltest du das auf keinen Fall ignorieren. Informiere dich vor der Angabe in der schriftlichen Bewerbung über das branchenübliche Gehalt in deiner Position. Falls du als Young Professional aus einem anderen Beschäftigungsverhältnis kommst, kannst du auf dein altes Jahresgehalt bis zu 15% dazurechnen – schließlich möchtest du dich bei deiner Karriere auch beim Gehalt weiterentwickeln. Betrachte auch die mögliche Boni und geldwerte Vorteile als Teil deines Gehalts. Eventuell haben ehemalige Mitarbeiter das auch schon öffentlich (digital) geäußert? Unser Gehaltsvergleich hilft dir bestimmt weiter!
2. Ohne Übung keine Meister
Gehaltsgespräche laufen meist nach einem ähnlichen Muster ab. Wer während der Verhandlung keine stichhaltigen Argumente parat hat und sich und seine Qualifikationen weder präsentieren noch verkaufen kann, steht am Ende schlecht da. Zudem ist dein Gegenüber als Chef oder Personaler bestens vertraut mit solchen Verhandlungen und dir daher immer einen Schritt voraus. 1:0 für ihn! Um dieses Ungleichgewicht auszugleichen, solltest du dich gut vorbereiten. Frage dich im ersten Schritt, warum dir eine Gehaltserhöhung zusteht und welche gewinnbringenden Leistungen du für das Unternehmen vorweisen kannst (zum Beispiel in Form von guten Verkaufszahlen, Teilerfolgen in einem großen Projekt, mehr Verantwortung im Teams o.ä.). Vielleicht hast du im Verlauf der Zeit auch neue Kenntnisse erlangt, die der Firma zukünftig nutzen können? Schreibe dir die Ergebnisse auf und frage dich dabei auch, wie Kollegen dich in letzter Zeit wahrgenommen haben. In welchen Bereichen stecken deine Stärken? Wann hast du zuletzt Anerkennung und Lob erhalten?
Insider-Tipp: Der Joker
Falls du wertvolle Argumente für deine Selbstvermarktung aufgeschrieben und eingeübt hast, überlege dir auch, welche Gegenargumente dein Vorgesetzter im schlimmsten Fall erwidern könnten und bereite mögliche Antworten vor. Zu guter Letzt: Schaue dir deine Stichpunkte an: Welcher ragt als Hauptargument heraus? Dieses stärkste Argument solltest du dir als „Joker“ aufbewahren.
3. Der richtige Zeitpunkt
Der wichtigste Kunde ist weggebrochen? Ein Projekt ist geplatzt, weil ein Auftraggeber unzufrieden war? Du bist gerade braungebrannt aus dem Urlaub zurück? Du willst die ausgelassene Stimmung auf der Firmenfeier nutzen und sprichst deinen Vorgesetzten zwischen Bier und Würstchen auf deine Gehaltserhöhung an? Bitte nicht! Egal wie gut du dich vorbereitet hast und wie berechtigt dir eine Gehaltserhöhung in deiner beruflichen Entwicklung erscheint – der Zeitpunkt nimmt dabei ebenfalls eine einflussreiche Rolle ein. Niemals solltest du eine Gehaltsverhandlung zwischen Tür und Angel führen. Ein offizieller Termin ist hier unumgänglich. Zudem ist es von Vorteil, wenn der Entscheider deine Leistung möglichst präsent hat. Was nicht der Fall ist, wenn du gerade erst aus dem Urlaub zurück bist.
4. Diskussion versus Machtkampf
Falsch! Kämpfen ist in Gehaltsgesprächen fehl am Platz. Das Stichwort lautet Verhandlung, nicht Streitgespräch oder verbaler Machtkampf zwischen dir und dem Vorgesetzten! Ziel des Gesprächs ist es also nicht, eine möglichst gute Summe rauszuschlagen, um dann als jubelnder Sieger durch die Tür zu gehen. Viel mehr möchtest du dich mit deinem Gegenüber einigen und langfristig dieselbe Sprache mit ihm sprechen. Eine authentische und sachliche Argumentation hilft dir dabei, dein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren sowie eine faire und harmonische Gesprächsatmosphäre aufrechtzuerhalten.
5. Authentizität ist der beste Begleiter
Natürlich sollst du für das Gehaltsgespräch wissen, was du und deine Arbeit wert sind. Arroganz und Selbstüberschätzung solltest du für die Gehaltsverhandlung aber ganz dringend vor der Tür lassen. Dick auftragen – sei es durch deinen Auftritt oder dein Äußeres – wirken auf den Personaler unnahbar und meist abschreckend. Sei selbstbewusst, aber authentisch!
6. Wer vergleicht, wird unglücklich
7. Selbstmitleid ist keine Währung
Immer wieder argumentieren Arbeitnehmer mit ihrer wirtschaftlichen Situation, um den Vorgesetzten zu einer Gehaltserhöhung zu ermutigen. Aber weder das dritte Baby noch die hohen Unterhaltskosten noch die anstehende Scheidung werden den Entscheider dazu motivieren, dir mehr Gehalt zu geben. Ganz im Gegenteil, du wirst durch eine auf Selbstmitleid basierenden Argumentation eher auf Ablehnung stoßen. Verschwende deine Energie in dem Gespräch nicht darauf, persönliche Umstände zu erläutern, sondern konzentriere dich auf deine Stärken und hebe deine Leistungen hervor – so kannst du punkten!
8. Unterschwellige Drohungen sind tabu
Arbeitnehmer greifen zu allen Mitteln, um die genannte Gehaltssumme begründen zu können. Unterbewusst wird hier auch häufig auf unterschwellige Drohungen zurückgegriffen. Ein totaler Fehlpass, den du unbedingt vermeiden solltest. Situationen wie „Woanders kann ich deutlich mehr verdienen“ oder „Ich habe keine Motivation mehr, wenn ich diese Erhöhung nicht bekomme“, gehören zu der Art No-Gos, die dich direkt ins Aus befördern. Der Personaler kann oft nicht angemessen auf deine Drohung reagieren und fühlt sich womöglich auch persönlich angegriffen, weshalb er dir wahrscheinlich antwortet, dass du besser woanders arbeiten solltest. Durch Drohungen eröffnest du ein Machtspiel, statt den Fokus auf deine Qualifikationen, Leistungen und Ziele zu lenken – und genau darauf kommt es in der Gehaltsargumentation an!
9. Lass Zahlen sprechen
Meist bekommt der Arbeitnehmer im entscheidenden Moment den Ball zugespielt. Währenddessen solltest du weder in Schnappatmung verfallen noch mit der Faust fordernd auf den Tisch hämmern. Bleibe authentisch, konzentriert und bloß nicht zu vage. Das bedeutet auch, keine Gehaltsspannen anzugeben. Ansonsten hat dein Vorgesetzter die freie Wahl und wird sich aus wirtschaftlichen Gründen am unteren Ende der Preisspanne orientieren. Die Angabe einer Gehaltsspanne suggeriert deinem Gegenüber zudem Unsicherheit. Denke in diesem Moment immer daran, dass der Personaler durch die genannte Summe vor allem eins wissen möchte: Wie realistisch schätzt du dich und deine Leistungen selbst ein? Kannst du dich gut vermarkten und wie überzeugst du in dieser (Stress-)Situation. Hier solltest du mit einer konkreten Zahl einsteigen.
10. Sonderleistungen und Co.
Es ist nicht alles Geld was glänzt! Nicht-monetäre Gehaltskomponenten können für Arbeitnehmer in Kombination sehr attraktiv sein. Das monatliche Gehaltspaket ist Laufe der Zeit immer flexibler geworden. Neben dem Festgehalt locken Arbeitgeber Ihre Mitarbeiter mit Prämien, Dienstfahrzeugen, Weiterbildungszuschüssen oder Sachzuwendungen. Daher lohnt es sich, diese Komponenten mit ins Spiel zu bringen, um dein Gehalt alternativ aufzubessern. Achte nach der Verhandlung grundsätzlich darauf, dir alle Vereinbarungen in geschriebener Form bestätigen zu lassen. Dann gibt es später keine bösen Überraschungen.
Nicht-monetäre Gehaltskomponenten
- Trainings und Weiterbildungen
- Übernahme von Versicherungen wie Krankenzusatzversicherung, Lebensversicherung, Unfallversicherung oder Reisegepäckversicherung
- Ein Zuschuss zur Rentenversicherung, der zwar oft erst ab dem 3.-4. Arbeitsjahr startet, dann aber eine jährliche Zuzahlung zwischen 4.000-10.000 EUR sein kann
- Ein Zuschuss für die Mitgliedschaft in einem Sportverein oder in einem guten Fitness-Club
- Tankgutscheine, eine Bahncard, manchmal sogar ein eigener Firmenwagen
- Lunch-Gutscheine für externe Termine und/oder eine subventionierte Kantine
- Ein Zuschuss für die Kinderbetreuung, der bis zu 3.000 EUR im Jahr betragen kann
- Ein Mobiltelefon mit erlaubter Privatnutzung
Fazit: Bei allem Taktieren für ein gutes Gehalt solltest du eins aber immer im Hinterkopf behalten: Die Höhe des Gehalts ist nicht alles. Wenn du ein Angebot von einer Firma erhältst, bei der du gerne arbeiten möchtest, lass es nicht an der Gehaltshöhe scheitern. Gute Entwicklungschancen, angenehme Kolleginnen und Kollegen und ein guter Chef sind langfristig genauso viel wert. Und jetzt heißt es: Aufrappeln und gut gerüstet in die Gehaltsverhandlung starten!