squeaker.net-Interview mit Philipp Ottink, Analyst bei DB Management Consulting, zum Thema Bewerbungen und Karrieretipps im Consulting. »Als Berater nimmt man häufig die Rolle eines Coaches ein«
Philipp Ottink (29) wohnt in Berlin und hat Wirtschaftsingenieurwesen mit Fachrichtung Maschinenbau (M.Sc.) an der RWTH Aachen studiert. Nach seinem Studium ist er als Analyst in der Practice Operations bei DB Management Consulting eingestiegen.
Wie hast du dich auf das Bewerbungsverfahren vorbereitet?
Ich habe mir selbst Antworten zu möglichen Fragestellungen im Persönlichkeitsteil überlegt und gleichzeitig mehrere Übungs-Cases mit Freunden durchgespielt. Ich rate jedoch dazu, es nicht zu übertreiben. Auf Fragen und Aufgabenstellungen sollte nicht nur strukturiert, sondern auch individuell und kreativ reagiert werden können.
Würdest du uns eine typische Frage aus deinem Bewerbungsverfahren verraten?
Eine typische Frage aus meinem Bewerbungsgespräch war: »Welche Frage stellen Sie als erstes, wenn der Kunde Ihnen gegenüber aussagt, dass er sein Personal in der Fertigung um 20 % reduzieren möchte?« Eine richtige Antwort darauf lautet: »Wie viel Personal beschäftigen Sie derzeit in der Fertigung?«
Welche Kompetenzen, die im Studium selten erlernt werden, benötigen Einsteiger im Consulting?
Damit ein Projekt gelingt, muss man in der Lage sein, die unterschiedlichen Interessen aller Stakeholder zu berücksichtigen und die Agenda des Einzelnen zu kennen und zu verstehen. Als Berater nimmt man dabei häufig die Rolle eines Coaches ein. Dabei gilt es außerdem alle Akteure regelmäßig in ihrer Routine zu hinterfragen und neue Lösungen zu entwickeln. Dies ist in der Arbeitswelt von morgen genauso wichtig wie in der von gestern.
“New Work” im Consulting steht auch für “New Pay”: Wie weit geht die Mitbestimmung beim Gehalt?
Man sollte sich vor dem Bewerbungsgespräch mit den eigenen Gehaltsvorstellungen befassen. In Konzernen sind Gehälter von Berufseinsteigern i.d.R. an tarifliche Regelungen gekoppelt. Mit einschlägiger Erfahrung als Praktikant in der Beratung hast du jedoch einen Hebel bei der Verhandlung.
In der idealen Consulting-Welt können Berater sogar die nötige App selbst programmieren. Welche Kompetenzen verlangen die Kunden?
Die Fähigkeit zu programmieren ist heute durchaus gefragt, gehört allerdings nicht zu den wichtigsten Qualifikationen eines Beraters. In erster Linie verlangt der Kunde von dir, dass du in »seinem« Arbeitsumfeld vorausdenkend agierst. Du solltest nicht nur Lösungen für seine formulierten Probleme finden, sondern auch den Blick für andere zusammenhängende Schwachstellen mitbringen. Dies gelingt, indem du die richtigen Fragen stellst und neugierig bist!
Berater sitzen mit dem Kunden in einem Boot. Was sind häufige Fehler im Umgang mit Kunden und wie sollten Einsteiger definitiv nicht auftreten?
Ein authentisches Auftreten ist sehr wichtig. Den einen typischen Einsteigerfehler gibt es allerdings nicht. Mir hat es in ersten Meetings mit dem Kunden geholfen, neben meinem erfahrenen Kollegen zunächst die Beobachterrolle einzunehmen, um ein Gefühl für den Kunden und sein Problem zu entwickeln. Manche Kunden möchten sich zu Beginn eines Meetings noch kurz über Neuigkeiten austauschen, andere steigen ohne Umschweife in die Zahlen, Daten und Fakten des Projekts ein.
Welchen Karrieretipp hast du für angehende Berater und Beraterinnen?
Neben deiner sehr guten Arbeit als Berater beim Kunden vor Ort, ist es essentiell, dass du bei den Partnern Aufmerksamkeit erzielst. Stell deine letzten Projektergebnisse beispielsweise in einem abteilungsübergreifenden Jour-Fixe vor. Dein Engagement zeigt, dass du dein Wissen aus dem Projekt mit anderen teilen möchtest und so den Blick für das große Ganze hast.