Herr Dr. Eireiner, stellen Sie sich unseren Leserinnen und Lesern bitte kurz vor.
Ich habe an der TU München Elektrotechnik studiert und im Anschluss daran promoviert. Während meines Studiums war ich auch Student am Center for Digital Technology and Management, einem Gemeinschaftsprogramm der LMU und der TU München. Nach meiner Promotion habe ich mit Freunden in Berlin ein Internet-Startup gegründet, das wir nach 2 Jahren verkaufen konnten. Nach meiner Tätigkeit als Unternehmer habe ich vor 3,5 Jahren in die Unternehmensberatung gewechselt und bin aktuell Manager mit dem Schwerpunkt Banken.
Privat liebe ich gutes Essen mit Freunden, treibe sehr gerne Sport, insbesondere Kickboxen und Laufen, und fahre an sonnigen Tagen Motorrad.
Warum wollten Sie Unternehmensberater werden? Was interessiert Sie an Ihrem Beruf?
In erster Linie wollte ich mich weiterentwickeln und hatte Lust auf etwas Neues. Vor der Beratung war ich CTO eines Internet-Startups, nach zwei sehr intensiven Jahren und dem Verkauf wollte ich etwas Neues ausprobieren, das mich persönlich und fachlich weiterbringt, mir Spaß macht und mein Profil eines Ingenieurs erweitert. Die Unternehmensberatung war für mich die perfekte Wahl, da ich hier in interdisziplinären Teams interessante Herausforderungen meist abseits des klassischen Ingenieurberufsfeldes bearbeiten kann. Und ich darf sagen, bis jetzt habe ich meine Entscheidung zu keinem Zeitpunkt bereut.
Was ist die kreativste Bewerbung, die Sie jemals erhalten haben?
Die kreativste Bewerbungsunterlage, die ich sehen durfte, kam von einem Kandidat der seinen Lebenslauf als mathematische Formel beschrieben hat. Insbesondere seinen Schlusssatz, dass sich sein Leben nicht in einer einfachen Formel darstellen lässt und er sich deswegen gerne persönlich vorstellen möchte, fand ich sehr sympathisch.
Nach welcher Art von Bewerbern sucht Bain & Company?
Neben exzellenten akademischen Leistungen – egal welcher Studienrichtung – und relevanter Auslands- und Praxiserfahrung, sollte der Bewerber begeisterungsfähig, analytisch und kommunikativ stark sowie ein echter Teamplayer sein. Neben diesen eher klassischen Auswahlkriterien ist uns bei Bewerbern eine spannende Persönlichkeit wichtig, auch mit Ecken und Kanten. Der persönliche Fit eines Bewerbers, der sogenannte „Bain Fit“, ist für uns ein zentrales Auswahlkriterium. Hier geht es nicht in erster Linie darum, das ausgefallenste Praktikum oder soziale Engagement zu präsentieren. Es ist viel mehr der Gesamteindruck einer Person, der entscheidet. Hat jemand etwas zu sagen? Steht er für seine Überzeugungen ein?
Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es bei Bain & Company?
Bachelorabsolventen bieten wir ein Förderprogramm an, bei dem sie einen Master an einer renommierten Hochschule weltweit machen können. Bachelor- und Masterabsolventen haben darüber hinaus die Möglichkeit, sich nach 2 bis 3 Jahren eine Auszeit für eine Promotion oder einen attraktiven MBA zu nehmen. Beides wird finanziell unterstützt. Berufsbegleitend bietet Bain & Company eine Vielzahl nationaler und internationaler Trainings an, entsprechend der jeweiligen Karrierestufe vom Associate Consultant bis zum Partner. Diese decken die unterschiedlichsten Bereiche ab, angefangen von Kommunikation, Projektmanagement, Personalführung bis hin zu fachlichen Spezialthemen. Insbesondere die internationalen Trainings sind natürlich sehr beliebt, da man hier Kollegen und Freunde aus anderen Ländern kennenlernt bzw. wiedertrifft. Auch durch die Wahl des Trainingsstandortes ist immer sichergestellt, dass der Spaß abseits der fachlichen Themen nicht zu kurz kommt.
Gibt es drei Dinge, die Bain & Company in der Riege der Unternehmensberatungen einzigartig machen?
People. Passion. Results. Ich erlebe uns Bainies immer wieder als sehr „hands-on” und pragmatisch, geerdete Persönlichkeiten, die leidenschaftlich in allem sind, was sie tun. Sehr ausgeprägt empfinde ich außerdem unsere Ergebnisgetriebenheit und Erfolgsorientierung, was sich zum einen in unserem Honorar widerspiegelt, welches wir konsequent an den messbaren Erfolg von Projekten koppeln. Zum anderen ist es uns wichtig, mit dem Kunden gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, etwas zu erreichen – für die Zeit unseres Einsatzes werden wir Teil des Unternehmens, für das wir arbeiten und nehmen dementsprechend auch dessen Perspektive ein. Anders ausgedrückt – das bloße Produzieren von Konzepten und „Strategiepapieren“ reicht uns nicht.
Wenn Bain & Company eine Person wäre, welche Charakter-eigenschaften hätte sie?
Interessiert, offen, authentisch, pragmatisch, „down-to-earth“ und unternehmerisch. In anderen Worten ich würde gerne ein Bierchen mit der Person trinken gehen.
Welche neuen Trends gibt es in der Beratung und was hat sich in den letzten zehn Jahren am meisten verändert?
Branchenseitig hat in den vergangenen Jahren die Beratung von Banken und Versicherungen spürbar zugenommen. Ich gehe davon aus, dass sich dies auch in absehbarer Zukunft nicht stark ändern wird. Auch im Industriesektor ist eine Zunahme von Beratung erkennbar, sicherlich vor allem getrieben durch das Thema Internationalisierung.
Branchenunabhängig sind es globale Themen wie die wachsende Staatsverschuldung, die öffentliche Meinung sowie ein volatileres Wachstum sowohl der Märkte als auch der Unternehmen, die wesentlich stärker berücksichtigt werden müssen als noch vor ein paar Jahren. Daraus resultierend werden die Aufgabenstellungen unserer Kunden immer komplexer und anspruchsvoller.
Was sind die Hauptfaktoren, die bei einer Unternehmensgründung über Erfolg oder Misserfolg entscheiden?
Ich denke, die wichtigste Eigenschaft, die Gründer mitbringen sollten, ist Ausdauer. Ich kenne sehr wenige Startups, bei denen von Beginn an alles wie am Schnürchen geklappt hat. In so einer Situation kommt man als Gründer natürlich auch zum Nachdenken „war die Gründung die richtige Entscheidung, kann die Idee langfristig Erfolg haben, ist das richtige Team an Board, etc.“ Hier darf man den Mut und Glauben an sich und seine Idee nicht verlieren, sondern sollte diese Momente der Rückschläge vielmehr nutzen, um die eigene Idee kritisch zu hinterfragen. Man sollte immer vom Kunden aus denken. Wenn man es schafft, die Kundenwünsche klar zu verstehen und diese zu erfüllen, stellt sich der Unternehmenserfolg mit der Zeit auch ein.
Diese Herangehensweise ist nicht nur für Startups, sondern für alle Unternehmen relevant und ist auch Kernbestandteil unseres Beratungsansatzes bei Bain & Company, der den Kunden klar in den Vordergrund stellt. Ich denke, der häufigste Fehler den Startups begehen, ist, dass das Zielkundensegment zu breit definiert wird, da man Angst davor hat potentielle Kunden „auszusperren“ bzw. zu vernachlässigen. Insbesondere am Anfang ist es immens wichtig, die Kundenwünsche wirklich zu verstehen und dies ist mit einem sehr klar abgegrenzten Zielkundensegment deutlich einfacher. Die Verbreiterung der Kundenbasis kommt dann mit der Zeit von ganz alleine.
In welchen Fällen lohnt es sich, sich an eine Unternehmensberatung zu wenden?
Aus meiner Sicht gibt es viele unterschiedliche Gründe für Unterstützung durch eine Unternehmensberatung. Zu nennen sind Herausforderungen wie die strategische Neuausrichtung eines Konzerns oder der Markteintritt in neue Länder, die Fusion zweier Firmen oder das Ziel Wertschöpfungsketten effizienter zu machen, Kosten zu reduzieren oder Margen zu erhöhen. Ein wichtiger Grund kann auch sein, wenn ein Unternehmen einen unvoreingenommenen bzw. externen Blick auf einen Sachverhalt benötigt, um gegebenenfalls unternehmensinterne, konfliktäre Sichtweisen im Top-Management zu einem gemeinsamen Ergebnis zu führen. Ein weiterer Grund ist oft auch, dass Unternehmen Know-How für ein Projekt benötigen, das nicht durch die bestehende Belegschaft bereitgestellt werden kann, z.B. Projektmanagement, aber auch industriespezifisches oder –übergreifendes Fachwissen.
Man hat eine Idee für eine Gründung im Dienstleistungsbereich. Wie kann man in diesem Fall sicher gehen, dass einem die Idee nicht gestohlen wird?
Die Eintrittsbarrieren für weitere Konkurrenten sind im Dienstleistungsbereich meistens sehr niedrig, da die Patentierung der Idee oder der Lock-In der Kunden entweder sehr schwierig oder erst gar nicht möglich sind. Ideen für ein Dienstleistungsunternehmen sind spätestens mit dessen „Go-Live“ bekannt. Somit gibt es wenige Möglichkeiten sich davor zu schützen, dass ein Investor oder Inkubator ein Unternehmen mit der gleichen oder sehr ähnlichen Idee gründet. Deswegen ist die Qualität und die Geschwindigkeit der Umsetzung der Idee die entscheidende Komponente, die zwischen Erfolg und Misserfolg entscheidet. Und hier ist es sicherlich nicht ganz einfach gegen die Gründungen etablierter Inkubatoren zu bestehen, da diese auf die Erfahrung von vielen Gründungen des Inkubators/Investors zurückgreifen können und teilweise über eine bessere Kapitalausstattung verfügen.
Welche Aufgaben stellen Sie Bewerbern während des Auswahlprozesses und wie bereitet man sich am besten vor?
Wir bieten einen zweistufigen Bewerbungsprozess. Der erste Schritt ist die schriftliche Bewerbung. Hier wird anhand der akademischen Leistung und des bisherigen Werdegangs – Praktika, Auslandserfahrung, außeruniversitäre Tätigkeiten, soziales Engagement und dem Anschreiben – überprüft, ob sich ein stimmiges Gesamtbild ergibt. Bei einem positiven Votum wird der Bewerber in eines unserer Büros für persönliche Gespräche eingeladen. In den Gesprächen werden neben den analytischen Fähigkeiten anhand sogenannter Case-Studies auch die Kommunikationsfähigkeit und der persönliche Fit des Bewerbers überprüft.
Ich empfehle jedem Bewerber, sich insbesondere beim Anschreiben seine eigenen Gedanken zu machen, um überzeugend zu erklären, warum er in der Beratung arbeiten möchte und warum er sich bei Bain bewerben möchte. Für die persönlichen Gespräche empfehle ich, insbesondere den Nicht-BWL-Studenten/-Absolventen, Case-Studies zu üben. Das fördert die Souveränität und verringert die Aufregung bei den Gesprächen ungemein.
Für mich jedoch noch wichtiger ist, dass man sich immer bewusst macht, dass einem „nur“ Menschen gegenübersitzen. Man sollte sich nicht verstellen bzw. versuchen etwas vorzuspielen, was man nicht ist. Ein Bewerber durchläuft mindestens drei Gespräche – da fällt es früher oder später auf, wenn jemand nicht authentisch ist. Wir mögen Persönlichkeiten, ein Bewerber sollte uns die Möglichkeit geben, diese kennenzulernen.
Was empfehlen Sie Berufseinsteigern?
Ich möchte mir nicht anmaßen, allgemeingültig für jeden zu sprechen. Aber ich habe mich immer sehr stark bei Entscheidungen auf mein Bauchgefühl verlassen. Bis jetzt bin ich damit sehr gut gefahren. Für mich war immer das Wichtigste, mit wem ich zusammenarbeiten werde. Neben den Vorgesetzten sind insbesondere als Berufseinsteiger die Kollegen und der „Spirit“ in einer Firma wichtig. Sie bestimmen sehr stark, ob man Spaß bei der Arbeit hat. Eine Arbeit, die einem keinen Spaß macht, kann meiner Meinung nach nicht durch Renommee und Gehalt kompensiert werden. Mindestens genauso wichtig ist aus meiner Sicht, sich selbst treu und, wie bereits erwähnt, authentisch zu bleiben. Hier erinnere ich mich immer an eine Rede von Steve Jobs an Stanford Absolventen in 2005, die er mit dem Aufruf „Stay hungry, stay foolish!“ beendete.