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MBA

Interview: MBA an der Judge Business School

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08.11.2024
Köln
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Christoph Geidner entschied sich nach acht Jahren Berufserfahrung im Consulting-Bereich und anschließender Selbständigkeit für ein Vollzeit-MBA-Studium an der Judge Business School.

SQUEAKER
Warum hast du dich für ein MBA-Studium entschieden?

Ich wollte den MBA als kreative Schaffenspause nutzen. Nach der Schwangerschaft meiner Frau und der Geburt unseres Kindes wollte ich kürzer treten und dachte, dass mir eine einjährige Pause ganz gut tun würde nach acht Jahren im Consulting.

Gab es mehrere Business Schools, bei denen du dich beworben hast?

Ja, nachdem die Entscheidung für das MBA-Studium gefallen war, habe ich mich auf mehreren Messen ausgiebig informiert. Die Judge Business School stand zu Beginn meiner Recherche nicht auf der Shortlist, da sie damals noch nicht in der Top 20 des FT Rankings vertreten war. Allerdings haben mich der Vortrag und die Menschen, die ich auf der MBA-Messe kennenlernte, sowie der Interview Day in Cambridge überzeugt, dass ich hier gerne studieren würde. Beworben habe ich mich außerdem noch bei INSEADLondon Business SchoolSaid Business School – University of Oxford und dem Instituto de Empresa.

Wie hast du dich auf den GMAT vorbereitet?

Das war problematisch, da ich mich während meiner normalen Arbeit beworben habe und dementsprechend nur sehr wenig Zeit hatte, den Test vorzubereiten. Ich würde grundsätzlich jedem raten, der einen MBA-Degree ins Auge fasst, sich gründlich auf den GMAT vorzubereiten. Philosophische Diskussionen, ob der GMAT aussagekräftig ist bezüglich der Managerqualifikationen eines Bewerbers oder nicht, sind irrelevant: Der Test ist ein Eingangskriterium, bei dem man mit ein bisschen Übung gut abschneiden kann. Mehr Punkte beim GMAT bedeuten eine größere Auswahl an Hochschulen. In meinem Fall hat die Punktzahl in Kombination mit meinen anderen Bewerbungsunterlagen gereicht, um von jeder Universität, für die ich mich beworben habe, ein Angebot zu bekommen. Für jüngere Kandidaten mit wenig Berufserfahrung lohnt es sich definitiv, sich mehr Zeit für den GMAT zu nehmen. Es ist auch so, dass viele Firmen im Finanz– und Consulting-Sektor bei Bewerbern, die ein MBA-Studium erfolgreich abgeschlossen haben, die GMAT Punktzahl nochmals heranziehen, um das Bewerberbild zu bereichern. Auch in dieser Hinsicht lohnt sich also eine gute Punktzahl. 

Wie sah es mit dem TOEFL-Test aus?

Den musste ich auch ablegen. Mein Englisch war jedoch bereits stilsicher. Die ein oder andere Grammatikregel wurde nochmals aufgefrischt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand an diesem Test scheitert.

Wie hast du deine Essays geschrieben?

Das Essayschreiben nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Ich hatte mich an fünf verschiedenen Business Schools beworben und hatte den Eindruck, dass sich die Fragen nicht grundlegend verändern. Fragen nach den größten Zielen und den größten Enttäuschungen oder Fehlern kommen immer. Die Wortanzahl verändert sich jedoch – manchmal sollen die Essays 500 Wörter umfassen, bei einer anderen Hochschule sind es dann 1000. Man verbringt sehr viel Zeit damit, denselben Sachverhalt in unterschiedlicher Wortanzahl darzustellen.

Wer stellte deine Empfehlungsschreiben aus?

Die habe ich von meinem Ex-Chef aus meinem ersten Job und von Kollegen, mit denen ich, während ich selbständig war, zusammengearbeitet habe.

Hast du ein Stipendium bekommen?

Man hat mir interessanterweise ein Stipendium angeboten, obwohl ich nicht danach gefragt hatte. Nach meiner Bewerbung in Cambrigde und dem positiven Verlauf des Interviews, was übrigens in Cambrigde stattgefunden hat, wurde mir die Zusage geschickt. In Cambridge gibt es ein sogenanntes Directors Scholarship, was den Bewerbern, die besonders gut gefallen, angeboten wird: Dieses Angebot habe ich wahrgenommen.

Gibt es besonders positive oder negative Dinge, die dir in Cambridge aufgefallen sind?

Cambridge ist ein sehr familiärer Ort. Der Name ist relativ groß, der Ort selbst ist eher klein, vergleichbar mit einem Vorort von Köln. Dem ein oder anderen meiner Kommilitonen war das Nachtleben zu kleinstädtisch. Für mich war der Nightlife-Aspekt irrelevant, weil ich gemeinsam mit meiner Familie nach Cambridge ging. Eine Sache, die ich unterschätzt habe, als ich rüberging, war die Koordination meiner Familie. Das MBA-Studium ist sehr aufwändig und der Partner verlangt natürlich auch Aufmerksamkeit – gerade, wenn er oder sie im Studienort wohnen. Einige meiner Kommilitonen sind auch mit ihren jeweiligen Partnern nach Cambridge gezogen und mussten feststellen, dass es unter Umständen anstrengend sein kann, alles unter einen Hut zu kriegen. Dieses Phänomen ist jedoch nicht Cambridge-spezifisch, sondern eher eine Problematik des Studiums.

Besonders gut hat mir das College-System in Cambridge gefallen. Das hat nichts mit dem amerikanischen College-System zu tun: Als Universität ist man Mitglied als eins von ca. 20 Colleges. Als Student wohnt und lebt man in den Colleges. Das bedeutet, man ist mittendrin und bekommt sehr viel von anderen Studienrichtungen mit: Studiert man z.B. bei INSEAD, bekommt man Kontakt zu 800 anderen MBA-Studenten, in Cambridge bekommt man Kontakt mit Doktoranden, Atomphysikern und Sozialwissenschaftlern. Genau wie Oxford ist Cambridge extrem breit aufgestellt, gerade im Bereich der Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften. Im Gegensatz zum deutschen Bildungssystem gibt es in Cambridge kein Fach Betriebswirtschaftslehre. Zukünftige Investmentbanker studieren in Oxford oder Cambridge englische Geschichte. Besonders negativ ist mir persönlich nichts aufgefallen: Man unterschätzt sehr leicht den Aufwand, den ein solches Studium mit sich bringt.

Würdest du das Studium denn nochmal machen?

Ja. Wahrscheinlich würde ich den Zeitpunkt in meiner Karriere ein bisschen früher wählen.

Hast du eine Empfehlung für die Leser von MBA-Insider.de und squeaker.net?

Lasst euch Zeit, plant langfristig euer MBA-Studium! Um nähere Eindrücke zu erhalten, kann ich die Messen sehr empfehlen: Was gibt es für Möglichkeiten, wofür stehen die verschiedenen Schulen? Natürlich ist es auch sehr sinnvoll, sich zu überlegen, wofür man das Studium absolviert – bei mir war es ja eher eine Schaffenspause. Die GMAT-Vorbereitung sollte sehr gründlich erfolgen, da die Punktzahl entscheidend ist – ein Ergebnis von 670-700 Punkten sollte angestrebt werden. Man muss sich vor Augen führen, dass fast alle Business Schools über hervorragende Kontakte in der Wirtschaft und meistens einen sehr gut strukturierten Career Service verfügen. Natürlich sind die Kontakte von Schule zu Schule unterschiedlich. Die London Business School ist die beste Wahl, wenn man im Vereinten Königreich bleiben möchte, ähnlich verhält es sich mit Oxford und Cambridge. Das Instituto de Empresa unterhält sehr gute Kontakte nach Südamerika. Zudem hat jede Hochschule ihre Stärke in einem bestimmten Sektor, z.B. ist London sehr stark im Finance-Sektor, da das längere Studium Zeit für ein Summer Internship in einer Investmentbank lässt, während INSEAD auch stark in der Industrie und Cambridge im Consulting-Bereich ist. Die Angaben in den MBA-Broschüren können hier sehr hilfreich sein.

Wie hilft dir dein MBA Studium an der Judge Business School in deiner zukünftigen Karriere weiter?

Das kommt darauf an: Ohne den MBA wäre ich jetzt noch in meiner vorigen Rolle und würde wahrscheinlich mehr verdienen. Das Investment, das man für einen MBA tätigt, erhält man schwer im darauffolgenden Jahr zurück. Es ist eine langfristige Angelegenheit. Ich wollte eine andere Industrie kennen lernen und dabei hat der MBA auf jeden Fall geholfen. Ich nehme aktuell eine Rolle ein, für die ein MBA-Titel notwendig ist und Einstellungskriterium war. Insofern hat er geholfen. Um aber die gesäten Früchte letztendlich zu ernten, müssen wohl noch ein paar Jahre verstreichen. Genauso verhält es sich auch mit dem Netzwerk, das man im Studium aufbaut. Momentan läuft das zum größten Teil auf freundschaftlicher Ebene. Den Job, den ich zurzeit bekleide, hätte ich auch ohne Netzwerk bekommen. Cambridge ist das Zentrum der englishen Venture Capital Szene und ich konnte sehr viele Kontakte zu VCs und Start-ups aufbauen. Ich bin der festen Überzeugung, dass mir das Netzwerk mittelfristig weiterhelfen wird – ich glaube, ich habe in meinem Bereich sehr gute Verbindungen aufgebaut.

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