Wie sieht die Arbeit in einer Non-Governmental Organization heutzutage aus und welche Studiengänge sind in der Branche besonders gefragt? Die überraschende Antwort liefert dir der Erfahrungsbericht von Werner Daur von Amnesty International.
Am Anfang stellt sich die Frage: Was genau ist das, eine NGO? Laut der deutschen Welthungerhilfe kann man sie grundsätzlich als nichtstaatliche Organisationen bezeichnen, die häufig an Stellen eingreifen, an denen dringend benötigte Unterstützung nicht geleistet werden kann oder will.
Sie sollen die Bedeutung des Miteinanders der Zivilgesellschaft auf globaler Ebene erhöhen und Themen wie Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte zur Sprache bringen. Neben Greenpeace zählt auch Amnesty International wohl zu den bekanntesten Vertretern. Die Anforderungen an die Mitarbeiter sind weitreichend, Softskills sind neben den eigentlichen Kernkompetenzen ein sehr wichtiger Bestandteil. Vor allem Kenntnisse politischer Entscheidungsprozesse, Analysefähigkeiten, Verhandlungskompetenzen sowie kommunikative als auch rhetorische Fähigkeiten sind oft Grundvoraussetzung. Entwicklung des Bereiches in den letzten Jahren. In den letzten Jahren zeichnete sich eine erhebliche Zunahme des Interesses bei Hochschulabsolventen und auch bei Berufstätigen an Vollzeitstellen bei NGOs ab.
Dies belegen auch die Absolventenzahlen der School for International Management and Business Studies (SIMB). Im Rahmen ihrer akademischen Fernlehre wird hier ein MBA in General Management mit Spezialisierung des Europäischen NPO- und NGO- Management angeboten, welcher bisher 2000 Absolventen hervorgebracht hat.
BWLer, Naturwissenschaftler, Politiker, Ingenieure - bei einer NGO werden alle gebraucht
Einer der wichtigsten Gründe für die Zunahme des Interesses liegt darin begründet, dass viele Absolventen als auch Arbeitnehmer auf der Suche nach Arbeit sind, die für das weitere Leben qualifiziert, dabei aber der Nachhaltigkeits– und Weltverbesserungsgedanke nicht zu kurz kommt.
Internationalität ist sehr gefragt, denn NGOs sind weltweit eher breit aufgestellt. Beides bieten die Jobangebote der NGOs, was gepaart mit einer hohen Internationalität ein sehr attraktives Stellenangebot ergibt. Darüber hinaus ist die enge und kreative Zusammenarbeit von Kollegen aller Fachrichtungen wie Betriebs- und Volkswirte, Naturwissenschaftler, Ingenieure, als auch Politik- und Sozialwissenschaftler ein typisches Merkmal solcher Organisationen.
Es darf jedoch nicht verschwiegen werden, dass die großen internationalen NGOs die meisten Mitarbeiter in ihren Zentralbüros (New York, London) benötigen. Zudem fallen viele Tätigkeiten nicht auf nationaler, sondern eher auf internationaler Ebene an. Dies setzt bei einem geplanten Engagement eine sehr starke Flexibilität voraus. Die Vergütung ist bei vergleichbaren Tätigkeiten in Beratungen und Industrie höher. Vor allem bei Anstellungen in einer deutschen Geschäftsstelle wird meistens unterdurchschnittliches Gehalt bezahlt.
Anders sieht es in den Zentralbüros aus, welche sich meist im Ausland befinden. Hier ist die Vergütung wesentlich besser. Nichtsdestotrotz ist die Nachfrage wie auch das Angebot an Jobs in NGOs sehr gefragt und für High Potentials mehr als nur eine Alternative, denn hier spürt man, wie durch das hohe Engagement eines jeden Einzelnen in der Gruppe eine hohes Gruppenpotential entsteht.
Was die 1968er Bewegung, Amnesty International und Hochschulabvolenten verbindet
Zum Thema „Arbeit bei NGOs“ interviewten wir Herr Werner Daur, der seit 1975 für AMNESTY INTERNATIONAL arbeitet. In dieser Zeit hat er zahlreiche ehrenamtliche Führungsaufgaben auf regionaler und nationaler Ebene wahrgenommen – lange genug, um sich ein deutliches Bild von der Organisation zu machen.Die Quelle des inneren Antriebs.
Seine Jugend war für Herrn Daur in eine Zeit voller „leidenschaftlicher politischer Diskussion“, wie etwa die 1968er Bewegung und der Streit um Willy BrandtsOstpolitik. Sich für AMNESTY zu engagieren war für ihn der innere Drang, klein anzufangen und Verbesserungen für einzelne Menschen zu erreichen. Weniger diskutieren, mehr handeln. Genau dies stellt den Antrieb für ihn dar: „Der entspringt dem Wunsch, an der Verbesserung der Welt mitzuarbeiten.“ Ein Hobby zum reinen Vergnügen wollte er nicht, daher entschied er sich, bei der Sicherstellung der Menschenrechte auf der Welt einen Beitrag zu leisten.
Einer der Gründe für seinen Eintritt in AMNESTY war die Empörung über den brutalen Umgang mit manchen Völkern. Die menschenunwürdige Behandlung von unterdrückten Frauen mit der Legitimation der “Kriegsführung”, wie sie einst in Teilen Afrikas zu finden war, brachte ihn und Gleichgesinnte seinerzeit gemeinsam in Bewegung.
Engagement
„Ich kann einfach nicht sagen, das ist weit weg und geht mich nichts an. Es sind Menschen wie ich, es betrifft mich.“ Die Fähigkeit, die man für eine ehrenamtliche Arbeit mit sich bringen muss? Willensstärke. Der Wille für eine bessere Welt etwas leisten zu wollen. Bei AMNESTY ist das Berufsangebot sehr groß, die Organisation ist breit gefächert. Es wird sich daher für jeden etwas finden, Hauptsache man engagiert sich dafür.
Was Herr Daur Interessenten mit auf den Weg geben will: „Wenn man etwas unternimmt, kommt es ab und zu mal vor, dass man nichts erreicht. Wenn man nichts unternimmt, ist es absolut sicher, dass man nichts erreicht!“
Wenn du dich ehrenamtlich in einem sehr angenehmen Arbeitsklima engagieren möchtest, in einer international agierenden Organisation mitwirken willst, deine Kernkompetenzen zu verbessern beabsichtigst und dabei einen Beitrag zur Weltverbesserung leisten möchtest, dann bist du hier richtig.
Angemessenes Gehalt und moralische Befriedigung - die Vorteile der sozialen Branche
Die Anforderungen für Hochschulabsolventen sind ideal. Das Einzige, was man konkret bemängeln könnte, sind die im Vergleich mit der Industrie unterdurchschnittlichen Gehälter bei gleichem Leistungsniveau. Doch muss man sich keine Sorgen machen, dass man verhungert, denn auch bei NGOs können Führungskräfte mit dem Gehalt gut leben. Die Genugtuung, die man bei dieser Arbeit erfährt erfüllt einen im Vergleich zur rauen Welt des Kapitalismus. Wenn jeder versucht, seinen Beitrag für eine Verbesserung dieser Welt zu leisten, wird diese ein besserer Ort zum Leben – für uns alle.
Das Interview führte Enactus. Enactus ist eine nicht-staatliche, unpolitische Non-Profit-Organisation, die 1975 in den USA gegründet wurde. Mittlerweile ist die Studenteninitiative Enactus weltweit in 47 Ländern an über 1.800 Universitäten tätig und damit eine der größten internationalen Studierendenorganisationen der Welt.