Felix Schwabedal, ehemaliger Partner bei Struktur Management Partner und heute Gründer und Managing Partner bei Aspera Partners, berichtet von seinen Erfahrungen und Learnings aus 20 Jahren Unternehmensberatung in der Restrukturierungsbranche.
Beim Thema Restrukturierung hält sich das Klischee vom Berater mit dem Rotstift. Wie dick muss das Fell sein, um solche Entscheidungen zu treffen?
Das Klischee trifft zu. Doch es geht nicht nur darum, Kosten zu kürzen, Bestände abzubauen und Forderungen einzutreiben. Solche Maßnahmen stabilisieren das Unternehmen nur kurzfristig. Sie müssen Teil eines langfristig wertorientierten Wachstumskonzepts sein. Unser Job erfordert kein dickeres Fell als das eines guten Arztes – wir behandeln Symptome, um Zeit für langfristige Gesundung zu schaffen.
Warstory: Ein erfolgreiches Restrukturierungsprojekt
In einem früheren Projekt hatte der Gesellschafter von heute auf morgen den langjährigen CEO entlassen, und das Team übernahm die Position für den Zeitraum des Turnarounds. Der CEO hatte gepredigt, dass nur Wachstum das Überleben sichern würde. Doch das Gegenteil war der Fall. Wir stoppten die Initiativen und leiteten eine Konsolidierung ein. Für viele Mitarbeiter wirkte es, als ob das Unternehmen liquidiert würde. Ohne Sozialkompetenz wäre ein Teufelskreis aus Angst, Misstrauen und Blockade entstanden, der tatsächlich zur Liquidation geführt hätte. Doch innerhalb von drei Monaten reduzierten sich die Verluste erheblich, was die Grundlage für den erfolgreichen Verkauf und die Weiterentwicklung des Unternehmens bildete.
Erfolgsfaktoren
Der Erfolg basierte auf einem klaren Konzept, einfacher Kommunikation und konsequenter Führung. Prinzipien wie Integrität, Verantwortung und Transparenz haben uns geholfen, Vertrauen bei den Mitarbeitern zu gewinnen.
Berater sitzen oft mit den Kunden in einem Boot. Welche Fehler passieren häufig, und wie sollten Einsteiger nicht auftreten?
Berater kommen oft in Unternehmen, die bereits einige Beratungsprojekte hinter sich haben. Die Mitarbeiter berichten dann manchmal von Beratern, die sich auf Fehler stürzen, ohne die Stärken zu berücksichtigen – das führt oft zu Ablehnung. Respekt ist entscheidend: vor der Lebensleistung des Unternehmers, dem Wissen der Geschäftsführung und dem Druck, dem das mittlere Management wie auch alle anderen Mitarbeiter ausgesetzt sind. Nur mit diesem Verständnis lassen sich Akzeptanz für neue Konzepte schaffen und diese erfolgreich umsetzen.
Junge Berater werden oft ins kalte Wasser geworfen. Wie sollten sie mit dem Scheitern umgehen?
Scheitern gehört dazu. Verantwortung zu übernehmen, fördert deine Entwicklung am schnellsten. Fehler sind unvermeidlich, aber entscheidend ist, wie du damit umgehst. Eine starke Feedbackkultur und kollegiale Unterstützung helfen dir dabei, aus Fehlern zu lernen, statt daran zu scheitern.
Warstory: Fehler in der Businessplanung
Zu Beginn meiner Karriere habe ich einige Fehler gemacht. Einmal habe ich versehentlich Wachstumsinitiativen gleich mehrfach in eine Businessplanung aufgenommen – ein klassischer Anfängerfehler. Das Ergebnis war eine Wachstumsprognose, die sogar die von Apple in den Schatten gestellt hätte. Allerdings handelte es sich um einen Maschinenbauer im Schwarzwald, nicht um ein Tech-Unternehmen aus dem Valley. Mein Projektleiter bemerkte den Fehler sofort, was mir extrem peinlich war. Die Korrektur kostete uns beide eine Nachtschicht. Aber noch in derselben Nacht haben wir im Projektbüro darüber gewitzelt, einen schnellen IPO an der NASDAQ zu planen. Solche Fehler passieren oft, vor allem in Startups. Nur dass dort manchmal niemand rechtzeitig darauf aufmerksam wird – und das Geld plötzlich ausgeht. Wichtig ist, dass du daraus lernst und dich selbst nicht zu ernst nimmst.
Welchen Tipp hast du für angehende Berater, die in die Restrukturierung einsteigen möchten?
Sei dir deiner Stärken bewusst. Niemand kann alles, aber individuelle Stärken machen ein Team wertvoll. Diese sollten in deinem Lebenslauf klar erkennbar sein. Authentizität und ein durchdachtes Motivationsschreiben sind der Schlüssel zu einem erfolgreichen Bewerbungsgespräch.
Welche Bewerberfrage hat dich im Laufe deiner Karriere besonders beeindruckt?
„Wie veränderst du Organisationen vom Manager bis zum Sachbearbeiter, ohne deren Vorgesetzter zu sein?“ Das ist tatsächlich eine große Herausforderung. Die Antwort: Menschen müssen die Veränderung wollen. Deine Aufgabe ist es, ihnen zu zeigen, warum die Ziele erstrebenswert sind und sie selbst den Weg / die Maßnahmen erarbeiten lassen.
Felix Schwabedal arbeitete bei einer führenden Strategieberatung und wechselte anschließend zu Struktur Management Partner. Heute ist er Gründer und Managing Partner von Aspera Partners. In dieser Rolle berät er mittelständische Unternehmen in existenziellen Krisen und übernimmt, wenn nötig, auch die Verantwortung als Geschäftsführer auf Zeit. Sein Fokus liegt auf der Entwicklung ganzheitlicher Lösungen, die strategische, operative und finanzielle Aspekte umfassen. Verantwortung und Teamarbeit, basierend auf individuellen Stärken, sind für ihn zentrale Prinzipien.