Hallo Corinna! Danke, dass du dir die Zeit nimmst, uns in diesem Interview ein paar Fragen zu beantworten. Mit deiner Erfahrung und deinen Tipps, möchten wir anderen Squeakern auf ihrem Karriereweg helfen. Erzählst du uns kurz etwas über dich, dein Studium, sowie deine Berufserfahrung und deine nächsten Karriereziele?
Hallo, vielen Dank für die Einladung zum Interview. Ich heiße Corinna, bin 24 Jahre alt und Masterstudentin im 2. Semester an der ESB Reutlingen. Mein Karriere-Fokus lag lange Zeit auf Consulting. Dadurch habe ich wertvolle Erfahrungen, bspw. als Associate im Technology Consulting bei PwC, gesammelt. Neben meiner Festanstellung habe ich verschiedene Praktika im Management- und IT-Consulting absolviert, welche meinen langfristigen Karrierezielen entsprochen haben.
Dennoch habe ich mich für eine neue Herausforderung abseits vom geradlinigen Consulting-Karriereweg entschieden: Vor einem halben Jahr habe ich als duale Studentin im strategischen Vertrieb bei IBM begonnen. Diesen Richtungswechsel habe ich bewusst gewählt, denn dieser ermöglicht mir meine Fähigkeiten zu diversifizieren. Im Vertrieb habe ich die Möglichkeit mir neben strategischem Denken eine breite Palette an Soft Skills anzueignen. Themen, welche mich bereits im Consulting tangiert haben, betrachte ich im Vertrieb aus einer anderen Perspektive. Das macht für mich den Vertrieb spannend! Mit meiner Entscheidung zum Studiengang “Strategic Sales Management” bin ich zufrieden und kann es allen interessierten Squeakern empfehlen.
Consulting & Case-Interview
Schön, dich kennenzulernen, Corinna. Steigen wir direkt mit der ersten Frage ein: Wie lauten deine 3 Tipps zum Case-Interview?
Mein wichtigster Survival-Tipp im Case-Interview lautet eindeutig: Struktur. Insbesondere im Strategy Consulting werden Bewerber mit mehreren Case-Situationen konfrontiert, in denen sie sich mit der Branche und/oder der Thematik kaum vertraut fühlen. Hier gilt es Ruhe zu bewahren, denn in der Regel ist jeder Case mithilfe einer guten Struktur lösbar. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Fragetechnik. Wer fragt, der führt. Gezielte Fragen helfen die konkreten Herausforderungen sowie Beweggründe des Case-Partners zu verstehen und daraus sinnvolle Maßnahmen abzuleiten. Andernfalls droht die Gefahr, den Kern des Cases zu verfehlen.
Ein gleichermaßen wichtiger Tipp ist aktives Zuhören. In der Realität geben Kunden nicht alle Informationen auf Anhieb preis. Dies spiegelt sich auch im Case-Interview wider. Der Case enthält Lücken, an welche sich der Kandidat herantasten muss. Die beste Strategie, um mit dieser Situation umzugehen, ist gezieltes Nachhaken. Um Missverständnisse zu vermeiden, kann der Kandidat die Aussagen des Interviewers in eigenen Worten zusammenzufassen. Es sollten möglichst früh Schwerpunkte mit dem Interviewer gesetzt werden, um nicht Gefahr zu laufen, dem hohen Zeitdruck zu verfallen.
Ein offener, kommunikativer Austausch mit dem Interviewer ist die halbe Miete. Je nachvollziehbarer die Gedankengänge des Kandidaten sind, desto höher sind die Chancen auf ein erfolgreiches Case-Interview. Wichtig ist, dass Schlussfolgerungen immer auf Grundlage von Fakten oder nachvollziehbaren Annahmen basieren. Im Zweifel sollte der Kandidat einmal zu viel nachhaken, statt voreilige Rückschlüsse zu treffen. Sofern der Interviewer Zusatzmaterialien zur Verfügung stellt, sollten diese kritisch hinterfragt werden.
Mein letzter Tipp, den ich betonen möchte: Übung ist alles! Oftmals wird unterschätzt, wie wichtig eine aktive Vorbereitung auf Case-Interviews ist. Für meine Interviews habe ich mehrere Wochen vor dem Bewerbertag angefangen, Case Studies mit meinen Peers durchzuspielen. Eine Vielzahl von Case Studies durchzulesen und nachzuvollziehen reicht aus meiner Sicht nicht aus. Das Zusammenspiel aller Elemente – aktives Zuhören, gezieltes Fragen, eine schnelle Strukturierung und Priorisierung der Inhalte – sollte aus dem Stegreif kommen.
Consulting & Kompetenzen
Corinna, was denkst du, welche Kompetenzen Beratungen in 2021 verlangen?
Die Kompetenzen haben sich im Vergleich zum Anforderungsprofil Prä-Covid-19 nicht komplett verlagert. Allerdings haben einige Fähigkeiten an Bedeutung gewonnen. Zum Beispiel hat sich die Art und Weise, wie wir heute kommunizieren, enorm verändert. Die nahezu 100%-Remote-Kommunikation führt dazu, dass es umso wichtiger geworden ist, den Kunden gezielt abzuholen. Das ist per Videokonferenz deutlich schwieriger als Face-to-Face.
Im Consulting sind hervorragende Kommunikationsfähigkeiten das A und O, um trotz der virtuellen Distanz einen persönlichen Draht zum Kunden herzustellen. Zudem wächst durch die Umstellung auf Remote-Work die Fülle an digitalen Informationen, ob Mails, Termine, Dokumente oder Schulungen. Um nicht der Informationsflut zu verfallen, ist es wichtig von Beginn an eine geeignete Vorgehensweise zu etablieren, um Aufgaben zu strukturieren und zu priorisieren.
Consulting & Karriere
Welchen Karrieretipp kannst du an angehende Berater*innen weitergeben, die erfolgreich sein wollen?
Be essential. Insbesondere im Consulting ist es wichtig den eigenen Wert herauszustellen. Das bedeutet an der Personal Brand zu arbeiten. Ein guter Consultant hat Themen, für die er steht und für dessen Expertise er bekannt ist. Genauso wie sich Unternehmen strategisch im Markt positionieren, sollten sich Bewerber und junge Consultants im Arbeitsmarkt klar positionieren – der sogenannte “Unique Selling Point”.
Be yourself. Consulting ist berühmt-berüchtigt für seine hohen Arbeitszeiten, die größtenteils mit Kollegen und Kunden verbracht werden. Beide werden sich als Erstes die Frage stellen, ob sie mit dem Consultant so viel Zeit auf Projekten verbringen möchten. Daher kann ich nur jedem empfehlen sich authentisch zu präsentieren. Consulting ist am Ende des Tages reines People Business. Es ist die Authentizität, die uns glaubwürdig und überzeugend macht. Das schätzen nicht nur Kollegen, sondern auch Kunden.
Networking. Ein Fehler, den junge Consultants häufiger machen, ist den Blick nach Links und Rechts zu verlieren. Jedoch ist es wertvoll sich mit anderen Playern am Markt auseinanderzusetzen, um von ihnen zu lernen. Dies gilt ebenfalls intern. Eine Beratung ist eine komplexe Organisation. Der Austausch mit Kollegen aus anderen Industrien und Funktionsbereichen hilft, das Big Picture innerhalb des Unternehmens zu verstehen. Dies hat mir in meiner Consulting-Karriere viele Türen geöffnet. Meine wichtigsten Karrierechancen wurden durch mein Netzwerk ermöglicht, u.a. auch über squeaker.net.
Boston Consulting Group (BCG)
Consulting & Virtual Group Networking
Danke, für die wertvollen Tipps! Kannst du uns noch einen kurzen Einblick in den Ablauf und den Outcome des Virtual Group Networkings mit BCG geben, welches du im Rahmen des squeaker.net Adventskalenders gewonnen hast?
Danke squeaker.net für den Austausch und ein großes Danke an BCG für das Virtual Group Networking! Ich wurde nach Bekanntgabe des Gewinns von einem Recruiting Coordinator von BCG kontaktiert. Da ich bereits zu BCG einiges an Vorwissen hatte, wurden zwei Kollegen eingeladen, welche gleichzeitig Alumnis meiner Hochschule sind. Dadurch hatte der Austausch viele Dimensionen, was mir positiv in Erinnerung geblieben ist. Das Networking fand in einer informellen Afterwork-Atmosphäre statt. Dies lag auch daran, dass ich den Recruiting Coordinator bereits im Vorjahr kennengelernt hatte und wir uns auf einer persönlichen Ebene austauschen konnten.
Gut gefallen haben mir die authentischen Einblicke und insbesondere die Ehrlichkeit bei herausfordernden Fragen. Das ist das, was BCG für mich einzigartig macht: die Menschen. Man spürt die Kultur, die maßgeblich von der Diversität innerhalb der Group inspiriert wird. Dies wird von BCGlern nicht nur extrem geschätzt, sondern auch aktiv gelebt. Für mich war das Virtual Group Networking eine positive Erfahrung. Ein Networking mit BCG kann ich allen Squeakern, welche sich für Strategy Consulting interessieren, empfehlen.
Insider-Tipp von Corinna Seidel: "Es ist die Authentizität, die uns glaubwürdig und überzeugend macht. Das schätzen nicht nur Kollegen, sondern auch Kunden."