Im Berater-Alltag erwarten dich Kollegen, die du immer wieder triffst: Vom Debattierer über den Unternehmer bis zum Richter. Jeder nimmt im Lauf seiner Karriere Rollen an und entwickelt ganz eigene Soft Skills. Es gibt Reihen von Stereotypen: Wichtig ist, deinen eigenen Stil zu finden und situativ anzupassen.
1. „Der Debattierer“: Words, words, words
Wir gehen nicht ins Detail. Das mag der Debattierer nicht. Lauschen wir lieber seinen blitzschnellen Ausführungen. Originell und mit Charme bringt er uns in überzeugenden Reden das „Große Ganze“ näher. Streiten lohnt sich hier nicht: Die Argumente gehen ihm nicht aus. Dem advocatus diaboli fällt immer noch ein rhetorischer Kniff ein, der uns schmunzelnd vergessen lässt, worum es eigentlich gerade ging.
Mit anderen Worten und einem kleinen Augenzwinkern: Debattierer sind die geborenen Consultants. Oft die Lokomotive im Team, spielt er in der Projektleitung zu Höchstformen auf. Unhaltbar und, ja, doch nicht richtig zu fassen: Diskussion kommt vor Fakten. Unter vier Augen springt er gern zu unverfänglichen Themen. Und wahrt so den Schein. Zwar wird es die Momente peinlicher Stille mit ihm nicht geben, aber auf seine Hilfe bei der Analyse warten wir lange. Angewiesen ist auch aufs Team im Backoffice.
2. „Der Unternehmer“: Aktion vs. Analyse
Der Unternehmer ist ein echter Macher. Seine Hands-On-Mentalität ist beeindruckend, er ist der Mittelpunkt, er handelt und entscheidet. Dafür darf man ihm nicht mit Analysedaten, abstrakten Konzepten oder – bewahre – Nebenwirkungen kommen. Klar ist: wir alle wären meist gern mehr „Unternehmer“ mit der Fähigkeit, das Eis bei jeder Verhandlung zu brechen. Aber eben auch nicht immer. Denn die Gefahr seines Prinzips „Aktion vor Analyse“ birgt Risiken.
Consulting bedeutet genaues Hinsehen. Und es lohnt sich, auch einmal ganz still zuzuhören. Statt Plaudern und Aktionismus. Zwischen dem Unternehmer und den stilleren Akteuren der Unternehmensberatung – Controller, Analysten, Planer, Strategiker – kann es schnell zur Krise kommen. Bremst ihn da jemand aus? Har er jemanden übergangen? Ging ein Spruch zu weit? Dabei kann es hier eigentlich unglaublich konstruktive Seilschaften geben. Das Duo von Unternehmer und Analyst ist bei guter Zusammenarbeit im Consulting unschlagbar: Action auf der sicheren Basis gut kalkulierter Zahlen.
3. „Der Spediteur“: Logik & Logistik
Was wäre die Welt ohne den detaillierten Durchblick des Spediteurs? Der Logik verpflichtet und der Norm bewusst nennen wir ihn gern pedantisch – und da kann sein Pflichtbewusstsein in der Tat schnell nerven. Andererseits hält er auch „die Welt in Ordnung“: Dank ihm werden Abläufe gesichert, Traditionen gewahrt und Rechtsvorschriften wie auch die Etikette eingehalten. Den Geburtstag des Klienten hat er ebenso gespeichert wie neue Entwicklungen im Unternehmensrecht. Schwäche? Wo die Liebe zu sehr ins Detail und in mathematisch-logische Zusammenhänge geht, da fehlen Kreativität und Pioniergeist.
Die Unternehmensberatung braucht nicht nur gute Analysten, sondern manchmal einen verrückten „Spin“ – für den Spediteur ein unvorstellbarer Kontrollverlust. Doch auch wenn ein Projekt durch seine Neigung zur Ordnung in die Länge gezogen wird, leidet es darunter nicht. Im Team hat seine logistische Kompetenz daher einen festen und notwendigen Platz. Vielleicht eignet sich dieser bodenständige Charakter nicht für die Gipfelstürmerposition im Consulting – angewiesen sind wir alle auf ihn, auf jeden Fall.
4. „Der Richter“: Graue Eminenz im Consulting
Das Maß der Dinge: mit Richtern verbinden wir weise Entscheidungen – und harte, aber gerechte Worte. Im Consulting findet sich die Eminenz eines „Richters“ viel zu selten, hält er doch mit seiner ausgleichenden Art die Extreme zusammen. Seinen wissenshungrigen Verstand hält er durch Zuhören und den Blick auf kleine Dinge des Lebens wach. Seine Fähigkeit, daraus Schlüsse auf Ganze zu ziehen, befähigt ihn für den Chefsessel in der Unternehmensberatung. Dabei sind Abstraktionsfähigkeit und Machtworte nur Teile seiner gewinnenden Art: Als Streitschlichter ist der Richter immer Menschenfreund – und Menschenkenner.
Die Kehrseite davon? Ohne Menschen, also ohne ein Team ist dieser Charakter beinah aufgeschmissen und seine einfühlsame Bestimmtheit geht ins Leere. Mit anderen Worten: dies ist kein Typ für die Freelancer-Welt, sondern für die großen Consulting Beratungen wie Accenture, BCG, BearingPoint und McKinsey & Company.
5. „Der General“: Wille & weg?
Noch eine Führungspersönlichkeit fürs Consulting? Ja – und aber: Denn ganz so einfach ist die Sache nicht. Die Dynamik der „Generäle“, ihre Durchsetzungsfähigkeit in Verhandlungen und ihr – bedingungsloser – Wille zu gewinnen sind perfekte Eigenschaften, um im Team oder beim Klienten das Kommando zu übernehmen. Die Kälte und Unnachgiebigkeit, die dazu gehört, lassen diese Machtfiguren aber früher oder später vereinsamen und sprichwörtlich im Regen stehen.
Für große Strukturen in Unternehmen oder in einer mannschaftsstarken Unternehmensberatung ist dieser Charakter mit seinem Selbstbewusstsein und seiner strategischen Effizienz eine Top Besetzung. Im kleineren Team und Boutique Beratungen dagegen verpufft seine charismatische Energie bis zur Bedeutungslosigkeit. Du erkennst dich hier als Charakter wieder? Well, try it like this: Vielleicht kannst du dich für den Anfang retten, indem du ein paar Gefühlsregungen zumindest – vortäuschst? Im Consulting ist der General mehr als eine dekorative Gallionsfigur – seine sprichwörtliche Ignoranz macht ihn unersetzbar, wenn es darum geht, sich über die festgefahrenen Strukturen im Consulting disruptiv hinwegzusetzen.
Das musst Du sein! Idealerweise kannst du die Stärken aller Typen in dir vereinen.
Das musst du sein! Und – welche Rolle wirst Du im Consulting annehmen? Als Berater musst du alle Charaktere mitreißen. Dein Job wird dominiert von Zusammenarbeit und mathematisch-wirtschaftlichem Know-how. Kommunikationsfähigkeit, Detailgenauigkeit und stille Eigenschaften wie Analysekompetenz oder Wortwahl bestimmen aber gleichermaßen deinen Erfolg im Consulting. Unsere Charakterstudie hat dir vielleicht die Augen geöffnet.
Das Drehbuch für deine Karriere in der Unternehmensberatung schreibst du aber selbst. Vielleicht als ganz neuer Typ Berater? Sei kreativ & fresh: Wie wäre es mit »Zugpferd«, »Adlerauge« oder einem Tausendsassa »Oktopus«? Womit wir sagen wollen: Typen im Consulting sind ja ein reizvolles Gedankenspiel. Die reale Welt fndet aber jenseits von Schubladen statt. Idealerweise kannst du die Stärken aller Typen in dir vereinen. Denn Anpassungsfähigkeit ist noch immer das erfolgreichste Konzept: Im Lauf deiner Karriere schlüpfst du in viele Rollen – mit einem immer wachsamen Blick dafür, was Klienten, Partner und dein Team gerade von dir erwarten.
Hinweis
Wird im gesamten Text die maskuline Form verwendet, erfolgt dies wegen der einfacheren Lesbarkeit und stellt keine Wertung dar. Alle Beratungen haben uns versichert, dass die Bewerberauswahl grundsätzlich geschlechtsneutral erfolgt.