Aktuelle Entwicklungen zwingen die Beratungsbranche immer wieder, sich schnell und effizient den neuen Gegebenheiten anzupassen. Wo liegen die großen Herausforderungen im Jahr 2021 und wie kann die Beratung darauf reagieren? Deloitte beantwortet diese und weitere Fragen.
Welche großen Themen beschäftigen die Beratungsbranche derzeit?
Deloitte: Wandel, Veränderung und Innovationen sind noch nie so rasant erfolgt wie in den letzten 20 Jahren. In der Beratung und bei unseren Kunden erleben wir tiefgreifende Transformationen. Das Tempo dieser Prozesse wurde durch die Pandemie noch einmal extrem beschleunigt. Im Fokus stehen dabei vor allem Digitalisierungsstrategien mit all ihren Herausforderungen, aber auch Chancen für Unternehmen. Hier spielen unterschiedliche Technologien und Lösungen eine Rolle, z.B. 5G, AI, Analytics, Cloud, SAP oder Salesforce, um nur einige zu nennen. Sie sind immer wichtiger und daher treiben wir zunehmend spannende und innovative Projekte rund um diese Themen voran. Fast alle unsere Kunden nutzen beispielsweise Cloud-Technologie als Teil ihrer Strategie, um ihre Produkte schneller auf den Markt zu bringen, die Sicherheit ihrer IT zu verstärken und ihre Geschäftsprozesse effizienter zu gestalten. Neben Digitalisierung ist vor allem Nachhaltigkeit das Top-Thema bei unseren Kunden. Während früher Kundenzentriertheit im Mittelpunkt der Unternehmenstrategien stand, rückt heute unser Planet immer mehr mit an diese Stelle.
Was müssen Berater:innen für diese Herausforderungen mitbringen?
Deloitte: Es war schon immer die Aufgabe von Beratungsunternehmen, ihre Kunden durch deren Transformationsprozesse strategisch und operativ zu begleiten – von der ersten Idee bis zur tatsächlichen Umsetzung. Bei Deloitte haben wir schon früh auf die Analyse von Trends und Entwicklungen gesetzt, um Veränderungen aktiv beeinflussen und mitgestalten zu können, statt von ihnen überrollt zu werden. Gerade technologische Entwicklungen und Veränderungen sind einschneidend und tiefgreifend. Wir haben in den letzten Jahren damit begonnen, strategische Partnerschaften mit führenden Technologie-Anbietern aufzubauen. Inzwischen arbeiten wir beispielsweise mit Apple, Amazon Web Services (AWS), Google, Salesforce, SAP, ServiceNow und vielen weiteren Playern zusammen. So können wir unsere Kunden nicht nur strategisch beraten und individuell auf sie zugeschnittene Lösungen anbieten, sondern diese auch gleich implementieren und bei Bedarf auch im operativen Betrieb unterstützen.
Berater:innen müssen das hohe Tempo mitgehen können, in dem Veränderungen erfolgen
Wie unterscheiden sich Berater:innen der Zukunft von heutigen Berater:innen?
Deloitte: Um als Beratungsunternehmen erfolgreich zu sein, werden wir in den nächsten Jahren noch stärker als bisher ganz unterschiedliche Fachbereiche, Qualifikationen und Fähigkeiten in integrierten und interdisziplinären Teams an einen Tisch bringen müssen. Die einfache Trennung von „Strategen“ und „Tekkis“ ist heute schon nicht mehr zielführend. Eine Strategie für Unternehmen zu entwickeln, geht nicht mehr ohne technologisches Verständnis. Dabei geht es nicht darum, Programme zu schreiben, aber wir sollten die Chancen und Risiken rund um die Technologien einschätzen können. Umgekehrt kann kein Technologe erfolgreich beraten, der nicht über gute Kommunikationsfähigkeiten verfügt und die strategische Bedeutung einer Technologie für den Kunden nicht versteht. Generell sind verschiedene sogenannte Soft-Skills wesentlich für unseren Beruf – auf sie wird es auch zukünftig immer mehr ankommen. Hierzu gehören u. a. Offenheit und Neugier für Neues, Teamfähigkeit, die Bereitschaft zu lernen und die Fähigkeit, sich und andere immer wieder zu motivieren. Darüber hinaus müssen Berater:innen das hohe Tempo mitgehen können, in
dem Veränderungen erfolgen. Nicht zuletzt brauchen sie Einfühlungsvermögen und Empathie, um Menschen während des gesamten Transformationsprozesses zu gewinnen, mitzunehmen und zu begeistern.
Was hat sich in der Beratung durch die Corona-Pandemie verändert?
Deloitte: Die Pandemie ist zum Treiber der digitalen Transformation geworden. Dinge, die vorher kaum denkbar schienen oder auch nicht erwünscht waren, gehören inzwischen zum Arbeitsalltag. Eine Videokonferenz mit dem Kunden anstelle eines Meetings vor Ort ist die neue Normalität. Das bringt viel mehr Flexibilität in unseren Job. Die Schattenseite ist natürlich, dass der persönliche Austausch, nicht nur mit Kunden, sondern auch innerhalb der Teams, leidet. Statt eines unkomplizierten Austauschs an der Kaffeemaschine oder eines schnell einberufenen Teammeetings bedarf es nun viel mehr Koordination und Planung.Welche Tipps haben Sie für Absolvent:innen?
Deloitte: Wir raten Interessierten, sich auf jeden Fall selbstkritisch mit den Anforderungen auseinanderzusetzen, die an gute Berater:innen gestellt werden. Gerade beim Themenkomplex der Transformation ist es besonders erfolgskritisch, vermeintliche Gegensätze miteinander in Einklang bringen zu können, d.h. einerseits analytisch und strukturiert zu denken, andererseits aber auch empathisch und kommunikationsstark im Umgang mit Menschen zu sein. Man muss schnell denken und agieren, aber auch zwischendurch innehalten und in Ruhe auf die vor einem liegende Aufgabe schauen. Um diese Gegensätze unter einen Hut zu bringen, sollten künftige Berater:innen nicht zuletzt eine große Portion Gelassenheit mitbringen.
Im Bewerbungsgespräch versuchen wir herauszufinden, ob ein:e Kandidat:in der oder die Richtige für den Job, aber auch für das Team ist. Daher ist es uns wichtig, im Bewerbungsgespräch den Menschen hinter dem CV kennenzulernen. Schließlich müssen beide Seiten zueinander passen und die Chemie muss stimmen. Wer im Gespräch nicht authentisch ist und sich hinter seinem Lebenslauf und leeren Floskeln versteckt, sammelt keine Pluspunkte.