Im Gespräch mit Fabian Bechara, Managing Director bei thyssenkrupp Management Consulting (tkMC)
Wie hätte Ihr heutiger Arbeitstag vor 20 Jahren ausgesehen?
Vor 20 Jahren habe ich noch studiert. Daher war mein „Arbeitstag“ geprägt durch Vorlesungen und die Vorbereitungen auf Prüfungen und Gruppenarbeiten. Mein Einstieg in die Beratung fand 2004 statt und ein typischer Arbeitstag war geprägt von der Arbeit bei den Kund:innen vor Ort. Im Vergleich zu heute gab es deutlich weniger technische Hilfsmittel und die persönliche Interaktion mit den Kund:innen war oft ein entscheidender Faktor.
Und wie sieht ein typischer Tag im Jahr 2021 aus?
Ein typischer Tag im Jahr 2021 ist sicherlich sehr durch die Corona-Pandemie und das daraus resultierende Homeoffice geprägt. Anstatt ins Büro oder zu den Kund:innen zu fahren, starte ich den Arbeitstag vom Arbeitszimmer aus. Ein typischer Tag charakterisiert sich durch Kundentermine zu einzelnen Projekten oder Neuaufträgen, problem solving sessions mit den verschiedenen Projektteams oder Besprechungen mit unseren Back Office Kolleg:innen, um uns als tkMC intern weiterzu-entwickeln. Leider finden all diese Termine momentan größtenteils remote per Videocall statt. Das habe ich in diesem doch sehr „besonderen“ Jahr für mich festgestellt: Der persönliche Austausch mit Kolleg:innen und Kund:innen fehlt einfach – auch wenn das Arbeiten im Homeoffice auf der anderen Seite durchaus Vorteile hinsichtlich einem flexibleren Arbeitsalltag und der Vereinbarkeit von Familie und Arbeit bietet. Auch das möchte ich nicht mehr missen – ich gehe stark davon aus, dass ein Hybridmodell das neue Arbeiten von morgen sein wird.
Wie hat sich der Bewerbungsprozess verändert und was sollte Bewerber:innen heute auszeichnen?
Meiner Meinung nach sind die Bewerber:innen heute noch besser vorbereitet und haben bis zum potenziellen Einstieg schon sehr viel in Praktika und außerschulische Aktivitäten investiert. Für mich steht aber weiterhin die Motivation und der Spaß am Beruf des:der Beraters:in im Vordergrund, ein:e optimale:r Kandidat:in kann diese Passion neben den hard facts vermitteln. Generell hat sich der Bewerbungsprozess natürlich in dem Sinne verändert, dass es nun keine klassischen Bewerbungsmappen in Papierform mehr gibt, sondern dieser Prozess komplett digital läuft und so gut wie jedes Unternehmen ein eigenes Bewerbungstool nutzt.
Wie erleben Sie die Anforderungen der Bewerber:innen heute?
Viele unserer Bewerber:innen haben sich bewusst für den Einstieg in die interne Beratung entschieden und möchten Kund:innen beraten, um zum Erfolg dieses Unternehmens beizutragen. Daher steht auch der Purpose der tkMC im Vordergrund für viele Bewerber:innen: Sie möchten ihre Fußstapfen bei einem Unternehmen hinterlassen, das gemeinsam mit Kolleg:innen am Erfolg für die Gruppe arbeitet.
Was beeindruckt Sie an der heutigen Generation der Bewerber:innen und was stört Sie?
Mich beeindruckt schon, mit welcher Gradlinigkeit und Geschwindigkeit viele Kandidat:innen durch ihre Ausbildung gehen und wie sie sich einen sehr abgestimmten Lebenslauf erarbeiten. Dies zeigt durchaus Zielstrebigkeit und spiegelt den Wunsch, Berater:in zu werden. Manchmal vermisse ich aber auch ein paar „Ausreißer“ im CV, die den Kandidat:innen dabei helfen, Lebenserfahrung zu sammeln und sich außerhalb der Uni oder Praktika zu entwickeln.
Gab es vor 20 Jahren auch schon diesen starken Drang nach Selbstverwirklichung?
Meiner Meinung nach ist es heute anders als früher, da wir heute durch die Start-up-Szene ganz andere Möglichkeiten sehen und die Berater:innen dies auch für sich bemerken. Entweder man gründet selber oder geht in ein bereits existierendes Start-up. Den Mitarbeitenden ähnliche Freiheiten für die persönliche Entwicklung zu geben, wird meiner Meinung nach ein wichtiger Baustein für „ältere“ Unternehmen sein, um weiterhin Talente anzuziehen und zu halten. Früher waren diese Gedanken noch nicht so stark verbreitet, man hat weniger über Selbstverwirklichung gesprochen und mehr über Lernkurven und Karrieremöglichkeiten nachgedacht.
Was können Sie aus Antworten auf Brainteaser über Bewerber:innen erfahren?
Brainteaser und Case Studies helfen uns dabei zu verstehen, wie ein:e Kandidat:in an ein Problem herangeht. Wie strukturiert nähert er:sie sich einem Problem? Wie versucht er:sie es zu lösen? Es geht nicht immer darum, die perfekte Lösung zu finden, sondern auch mal Kreativität auf dem Weg zur Lösung zu zeigen. Diese Kreativität und Struktur ist später bei vielen Projekten notwendig und hilfreich.
Welche Tipps geben Sie Einsteiger:innen für den weiteren Aufstieg?
Gerade am Anfang der Karriere sollte die Lernkurve über Dingen wie Gehalt oder Titel stehen. Die ersten Jahre sind sehr wichtig, um herauszufinden, an welchen Themen man Spaß hat und wohin man sich wahrscheinlich entwickeln möchte. „Spaß an der Arbeit“ hört sich nach einer Floskel an, aber ich bin durchaus der Meinung, dass man Spaß an seiner Arbeit haben sollte. Des Weiteren ist es wichtig, an seinen Schwächen zu arbeiten, aber in meinen Augen ist es noch wichtiger, seine Stärken stetig auszubauen und zu fördern. Daher folgende Tipps an Einsteiger:innen: Umgeben Sie sich mit Kolleg:innen, von denen Sie stetig lernen können, die Sie challengen und motivieren. Und suchen Sie sich Vorgesetzte, die Ihr Potenzial erkennen und Sie fördern möchten.
Was waren für Sie persönlich die wichtigsten Learnings ihrer Laufbahn?
Hier fallen mir drei Learnings ein: Erstens: Die besten Ergebnisse erreicht man im Team.
Zweitens: Von Fehltritten oder missglückten Projekten kann man sehr viel lernen.
Drittens: Die berufliche Laufbahn ähnelt mehr einem Marathon als einem Sprint –Entscheidungen sollten immer auf das long-term Ziel einzahlen.
Wie werden sich aktuelle Consulting-Schwerpunkte durch Digitalisierung und Klimawandel in Zukunft verschieben?
Bei tkMC liegen unsere heutigen Schwerpunkte in den Bereichen Strategy & Markets, Performance, Transformation und Digitalization. Digitalisierung ist also schon heute ein wichtiges Beratungsfeld für uns. Im Vergleich zu früher fokussieren wir uns stärker auf Effizienzsteigerung durch digitale Lösungen und Anwendungen. Wir gehen davon aus, dass Themen wie Advanced Analytics und die Übernahme von Entscheidungen durch digitale Lösungen stärker in den Fokus rücken werden. Die Digitalisierung wird aber auch noch weiter dabei helfen können, wie wir in Zukunft noch effizienter und klimafreundlicher miteinander arbeiten können. Der Klimawandel wird uns in den nächsten Jahren noch stärker beschäftigen, nicht nur im privaten Leben, sondern auch im beruflichen Kontext. Ich glaube, dass Unternehmen in Zukunft noch stärker auf Sustainibility schauen werden. Dies wird sicherlich auch zu einer Verschiebung innerhalb der Projektlandschaft führen. Wir werden uns stärker mit diesen Themen auseinandersetzen und Unternehmen dabei helfen, entweder interne Ziele zu erreichen, oder aber mit neuen Technologien und Ansätzen bestehende Kunden zu begleiten oder neue Kunden zu gewinnen.
Fabian Bechara ist seit Mai 2016 bei thyssenkrupp Management Consulting tätig. In seiner Rolle als Managing Director verantwortet er, neben seinem fachlichen Input und projektspezifischem Wissen, die Themenbereiche Human Resources, Knowledge Management, das Alumni Management sowie die tkMC-Kultur. Der zweifache Familienvater wohnt mit seiner Familie in Witten und hat einen Bachelor in Industrial Management und einen Master of Business Administration (MBA) von der University of Tennessee.