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Für uns ist Pride an 365 Tagen im Jahr

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Consulting for Graduates
08.11.2024
Köln
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Im Interview mit Tim Eberhard von Capgemini Invent.

Tim Eberhard – Senior Director, Capgemini Invent. Focus on mobility- and automotive business and a strong passion for sales strategy, innovation and transformation.

Viele Unternehmen tauchen ihr Logo im Juni in Regenbogenfarben. // Klar, Sichtbarkeit ist wichtig. Doch reicht das, oder ist mehr gefragt?

Das Aufbringen von Regenbogenfarben auf Firmenlogos während des Pride Months, ist ein erster wichtiger Schritt, um die Verbundenheit mit der LGBTQIA+ Community zu zeigen. Man läuft aber auch Gefahr, nur Rainbow-Washing zu betreiben. Regenbogenlogos reichen aber definitiv nicht aus: Um tatsächlich Sichtbarkeit bzw. Relevanz für die LGBTQIA+ Community zu bewirken, müssen Unternehmen dies ganzheitlich nach außen kommunizieren und glaubwürdig in ihrer Kultur verwurzelt haben. Es sollte eine nachhaltige Veränderung für die LGBTQIA+ Community
geschaffen werden und dies sollte nicht auf einen Monat begrenzt sein. Von mir aus können einige Logos auch gerne ständig in Regenbogenfarben bleiben – sieht bei einigen ganz gut aus. 🙂

Wie wichtig sind Austausch, Vernetzung und Offenheit?

Gelebter Austausch, gelebte Vernetzung und gelebte Offenheit sind fundamental – besonders für die LGBTQIA+ Community, die sehrfacettenreich ist. Es gibt nicht den klassischen „LGBTQIA+ Archetyp“, sondern jede:r hat seine/ihre eigene persönliche Geschichte – und das ist auch gut so. Verständnis füreinander entsteht dadurch, dass man miteinander vernetzt ist, einander zuhört und voneinander lernt. Gelebte Vernetzung hilft, um Diversitygruppen ein Gemeinschaftsgefühl zu geben, damit man sich gegenseitig unterstützt und füreinander da ist.
Das Wichtigste dabei ist gelebte Offenheit: Von und für die LGBTQIA+ Community und andere Communities. Nur so schaffen wir eine tolerantere, vielfältigere und inklusivere Kultur und erwecken Diversität zum Leben – übrigens, besonders im Beratungsumfeld eine der wichtigsten Zutaten für Erfolg. Beste Lösungen für unsere Kund:innen entstehen nicht durch Beratungsroboter:innen, sondern durch kreative und intelligente Menschen.

Welche Rolle spielt der Pride Month für Ihr Unternehmen?

Ich freue mich immer auf den Pride Month bei uns, gerade weil wir ihn schon zelebrierten, bevor es trendy wurde.
Bei Capgemini Invent machen wir mehr, als Regenbogensticker auf unsere Laptops zu kleben und die Offices bunt zu schmücken: Eben, weil in unserer Unternehmenskultur das Thema so tief verwurzelt ist, wollen wir mit inhaltlichen Botschaften glänzen: Dabei feiern wir einerseits, dass die LGBTQIA+ Community schon viel erreicht hat. Wir möchten andererseits auch ganz klar aufzeigen, dass noch einiges zu tun ist, ehe man von vollumfänglicher Gleichberechtigung sprechen kann.
Der Pride Month ist natürlich der Monat, in dem wir erinnern, dass Solidarität und Unterstützung unglaublich wichtig sind, damit jeder Mensch frei und unabhängig von der jeweiligen sexuellen Orientierung und/oder Geschlechtsidentität leben kann.
Konkret haben wir diesen Juni einige Events geplant: Bspw. sind wir auf entsprechenden Jobmessen, wie der „Sticks and Stones“ und „Rainbow Day Karrieremesse“, weil wir die Power von queeren Menschen bei Capgemini Invent erkannt haben und weil wir diese mit offenen Armen empfangen. Und natürlich feiern wir auch den CSD (Christopher Street Day), welcher durch unsere Capgemini LGBTQIA+ Initiative bereits mit großer Vorfreude geplant wird. Das sind natürlich nur die Highlights, denn wir beschränken uns nicht nur auf den Pride Month: Für uns ist Pride an 365 Tagen im Jahr. Wir haben eine riesige Anzahl an kontinuierlichen Aktivitäten, um Capgemini Invent stetig inklusiver und bunter zu gestalten, auf die ich echt stolz bin.

"Regenbogenlogos reichen definitiv nicht aus: Um tatsächlich Sichtbarkeit bzw. Relevanz für die LGBTQIA+ Community zu bewirken, müssen Unternehmen dies ganzheitlich nach außen kommunizieren und glaubwürdig in ihrer Kultur verwurzelt haben."

Wie schafft ihr Unternehmen eine LGBTQIA+ -freundliche Atmosphäre und engagiert sich für die LGBTQIA+ -Community?

Wie erwähnt hat Capgemini Invent die Kraft von Diversität erkannt. Wir sind sehr aktiv, um ein möglichst vielfältiges Berater:innenteam aufzubauen. Wir fördern das Recruiting von Mitarbeiter:innen, mit verschiedenen Erfahrungen und Hintergründen. Dazu gehört die LGBTQIA+ Community, aber gleiches passiert auch bei uns in unserem Frauennetzwerk oder durch Prisma, eine Initiative, die die Sichtbarkeit von Kolleg:innen mit unterschiedlichsten Wurzeln stärkt.
Säulen auf die wir hier bauen sind die Kommunikation, das Engagement unserer Community, die Events und der globale Austausch mit anderen OUTfront Initiativen weltweit. Für alle Mitarbeitende bieten wir auch unzählige Trainings an, die das Bewusstsein und die Sensibilität für Vielfalt und Inklusion erhöhen. Beispielsweise haben wir ein quartalsweise stattfindendes LGBTQIA+ Awareness Training für alle, die Lust darauf haben – vom Vice President bis zum Studierenden. Und es ist schön zu sehen, wie das Interesse bzw. die Anmeldungen stetig nach oben gehen.

Gibt es eine interne Initiative?

Seit einigen Jahren haben wir unser LGBTQIA+ Netzwerk namens „OUTfront“. Mittlerweile zählen wir fast 50 Mitglieder bei DACH und 254 aktive Supporter (Allies). Die Allies, die aktiven Supporter, machen dabei einen ordentlichen zweistelligen Prozentsatz aller Berater:innen aus und zeigen deutlich, wie sehr wir Diversity bei uns leben. Die Mission von OUTfront ist klar: die Vielfalt und Inklusion bei Capgemini Invent sowie in der Gesellschaft aktiv voranzutreiben und zu fördern. Dabei stehen die Bedürfnisse von LGBTQIA+ Mitgliedern im Vordergrund. Sie zu respektieren und bestärken und ihnen einen Safe Space zu geben, ist hierbei besonders wichtig.
Wir kooperieren auch aktiv mit anderen Netzwerken und Organisationen, wie bspw. der PrOUT at Work Initiative und planen zum ersten Mal externe Events, um bspw. auf die Unterschiede und Besonderheiten der LGBTQIA+ Community in verschiedenen Generationen aufmerksam zu machen. Auch intern sind schon unzählige Events geplant, wie bspw. Panel Talks u.a. mit unserer CEO Felizitas Graeber oder unserer Queer Quiz Night, in der wir in entspannter und lustiger Atmosphäre ein wenig Aufklärungsarbeit betreiben.

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Welche Tipps haben Sie für Berufseinsteiger aus der LGBTQIA+ Community?

Das Wichtigste ist, einen Arbeitgeber zu wählen, der dich so nimmt, wie du bist. Nichts ist schlimmer, als sich zu verstellen und eine Person spielen zu müssen, die man nicht ist. Das kostet nicht nur viel Energie, sondern sorgt auch dafür, dass man sein volles Potential nicht entfalten kann.
Wenn du im Bewerbungsgespräch als weibliche Bewerberin von einem tollen Urlaub mit deiner Freundin erzählst und du das Gefühl hast, dass dein Interviewer mit seiner Fassung kämpfen muss, dann bist du in dem Unternehmen nicht richtig! Sei du selbst – es zahlt sich aus… für beide Seiten. Diversity rules!

Wie “bunt” ist der Berateralltag?

Der ist verdammt bunt, weil wir uns bei Capgemini Invent und der Zusammenstellung unserer Projektteams immer die Diversityfrage stellen. Wir haben meiner Meinung nach begriffen, welche Kraft und wie viel Spaß in Diversity liegt. Nichts ist langweiliger, als Berater:innen in einem Projektteam oder als Kolleg:innen zu haben, die alle dasselbe studiert, alle dieselben Hobbies und alle vergleichbare Charakterzüge haben. Wäre ich auf so einem Projekt, würde ich meinen Job sofort ChatGPT überlassen. In der Beratung geht es um Menschen – und das macht es so spannend. Manchmal passt du selbst als perfektes Gegenstück zum Gegenüber auf Kundeseite, manchmal auch die kreative junge Berufsanfängerin.

Wie “offen” ist die Beratungsbranche wirklich?

Das ist eine spannende Frage, weil man sie immer in Kontext unserer Kultur und der des Kundenprojektes beantworten sehen muss. Und da habe ich schon sehr konservative und sehr progressive Kulturen erlebt. Es liegt dann an einem selbst, zu überlegen, wie man damit umgeht. Ich habe für mich entschlossen, ehrliche Antworten zu geben. Wenn man gefragt wird: „Wie war der Urlaub mit Ihrer Frau?“ antworte ich: „Der Urlaub mit meinem Freund auf Kreta hat wirklich Spaß gemacht.“ Natürlich sorgt das (immer weniger) an der ein oder anderen Stelle anfangs manchmal für Verwunderung, aber langfristig stärkt es die Bindung und das Vertrauensverhältnis mit dem/der Ansprechpartner:in auf Kundenseite. BTW habe ich auch noch kein einziges Mal eine schlechte Erfahrung damit gemacht – ich möchte also jede:n darin stärken, gleiches zu tun.

SQUEAKER

Welche Bedeutung hat die sexuelle Orientierung im Berateralltag?

Grundsätzlich befindet man sich im Beratungsprojekt in einem professionellen Umfeld. In diesem Umfeld sollten persönliche Ansichten und Befindlichkeiten eine sekundäre Rolle spielen. Es geht darum, geschäftlich erfolgreich zu sein. Als Team gibt man alles, um das gemeinsam zu erreichen.
Smarte Menschen wissen in diesem Zusammenhang, dass die meiste Power bei Mitarbeitenden dann entsteht, wenn sie sich wohlfühlen. Und als Teil der LGBTQIA+ Community fühle ich mich dann wohl, wenn ich so sein kann, wie ich bin und ich eben keine Energie in eine Rolle stecken muss, in der mich andere gerne sehen würden.

Welche Hürden musstest du aufgrund deiner sexuellen Orientierung überkommen, um in den Beraterberuf einzusteigen?

Ich will die Frage anders formulieren: Was würdest du deinem jüngeren Ich mitgeben, wenn du dich nochmals bewerben würdest. Die Antwort ist klar: Von Anfang an radikal ehrlich zu sich selbst sein und die Energie fokussiert auf den Erfolg bei der Projektarbeit zu richten – und das
genauso, wie ich bin und wer ich bin.
Wenn ich ein schlechtes Bauchgefühl wegen meiner Sexualität im Interview habe, dann ganz klar den Job nicht annehmen. Trotz der Karrieremöglichkeiten, trotz des Gehalts und trotz der ganzen Versprechen. Da draußen gibt es so viele Unternehmen, die sich über bunte Talente freuen – so wie beispielsweise Capgemini Invent.

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Angela Schmitz-Axe ist Director in unserem Innovation Hub, der Consulting Garage und dort u.a. verantwortlich für die Entwicklung von Innovationen für und mit unseren Kunden. Zuvor hat sie dafür die Grundlage geschaffen, indem sie das gesamte Innovationsmanagement bei Deloitte gemeinsam mit einigen Kolleg:innen von Grund auf mit aufgebaut hat.

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Ich bin Marina und seit 2020 bei BearingPoint für das People Development-Team verantwortlich. Früher war ich in den Bereichen Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung unterwegs, habe in den Themenfeldern promoviert und auch viele Jahre gearbeitet. Ich wollte dann aber doch noch mehr „mit Menschen machen“ und habe mich aufgrund meiner umfassenden didaktischen Kenntnisse und Fähigkeiten für die Personalentwicklung entschieden.

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Simone Stöckler ist Senior Consultant und arbeitet seit 2022 bei zeb. Neben ihrem Projektalltag führt sie auch Interviews mit Kandidat:innen. Wie der Bewerbungsprozess bei zeb abläuft und welche Tipps sie für Berufseinsteigerinnen hat, erzählt sie im Interview.

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