Markus Isermann ist Head of HR bei Struktur Management Partner. Im squeaker.net-Interview erklärt er, was Corona für deine Karriere im Consulting bedeutet und was Recruiter jetzt von dir erwarten.
Bewerber sind angesichts von Terminabsagen auf der einen und Nachrichten zu Expansionsplänen der Beratungen auf der anderen Seite verunsichert. Sind die Einstellungsphasen erst einmal „on hold“? Wie sollen sich interessierte Bewerber jetzt verhalten und vorbereiten?
Die Verunsicherung ist absolut nachvollziehbar. Diese Krise wird auch sehr viele Beratungsgesellschaften treffen. Unser Vorteil ist, dass wir führende Experten für kritische Umbruchphasen sind. Das spiegelt sich auch im Recruiting wider: bei uns ist nichts „on-hold“. Wir führen seit Mitte März die Erstgespräche in einer Videokonferenz durch und beschränken den persönlichen Kontakt auf die wenigen Kandidaten, die es bis ins Zweitgespräch mit einem unserer Partner schaffen. Hier berücksichtigen wir dann strikt die strengen Hygienevorschriften, um unsere Bewerber und uns vor möglichen Ansteckungsgefahren zu schützen. Wie sich Interessierte verhalten sollten? Bewerben und überzeugen – wie immer!
Corona & Recruiting
Trotz der Corona-Pandemie halten einige Unternehmensberatungen an ihren Plänen für weitreichende Neueinstellungen fest. Doch wie sieht Recruiting & Employer Branding in Zeiten massiver Kontakt- und Reiseeinschränkungen überhaupt aus?
Wir setzen im Employer Branding seit Jahren auf einen guten Mix aus „warmen“ Kanälen (Messen, Vorlesungen, etc.) und digitalen Kanälen. Der Strukturwandel im Recruiting erfährt mit der Corona-Pandemie eine deutliche Beschleunigung, was uns in unserer Strategie bestärkt: auf den gängigen Plattformen im Netz sowie an unseren Leuchtturm-Universitäten sichtbar zu sein. Mittelfristig bleibt aber das persönliche Kennenlernen entscheidend. Deshalb freuen wir uns darauf, bald wieder Events und Messen besuchen zu können.
Corona & Unternehmensberatung
Die Krise wird eine Verschiebung der Relevanz einzelner Branchen mit sich ziehen. Wird die Corona-Krise dem Beratungsmarkt Auftrieb geben? Können Sie hier schon vorsichtige Prognosen wagen?
Wir erwarten, dass Unternehmen, wegen der aus der Krise resultierenden Verschuldung, lange im Krisenmodus bleiben und damit an Beratungsbudgets sparen werden. Als Experten für radikale Transformationen, auch im digitalen Bereich, sowie in der ganzheitlichen Geschäftsmodel-Transformation sehen wir uns in diesem Marktumfeld als sehr gut positioniert. Wir können Studierenden nur anraten, sich an eben diesen Schnittstellen zu positionieren.
Corona & Soft Skills
Die Corona-Krise fordert nicht nur Gesundheitssysteme und Politik, sondern jeden Einzelnen von uns heraus. Mit einem hohen Maß an Eigenverantwortung, Solidarität, Kooperation, Mitgefühl, Disziplin und Rücksichtnahme. Wird sich angesichts der Krise die Bedeutung von Softskills auch im Recruiting verändern? Welche Softskills gewinnen hier an Relevanz?
Wir arbeiten seit über 35 Jahren fast ausschließlich in mittelständischen Unternehmen, die existenzielle Schwierigkeiten haben. Deshalb wissen wir seit Langem um die hohe Bedeutung kommunikativer Fähigkeiten und einer stabilen Persönlichkeit: sie sind Kern unserer DNA und damit auch Kern unseres Auswahlprozesses. Beratungen, die bislang kognitive und methodische Fähigkeiten übergewichtet haben, werden hier voraussichtlich nun ebenfalls umdenken (müssen). Über die entscheidenden Softskills könnten wir Tage sprechen – auf den Punkt: Empathie, soziolinguistische Kompetenz (kompliziertes Wort, aber googeln lohnt sich), Demut und Integrität.
Corona & Karriere-Events
Sämtliche Veranstaltungen wie Karrieremessen oder Inhouse-Events wurden abgesagt. Werden die Events nur verschoben oder bieten Sie ortsunabhängige Alternativen wie virtuelle Events und Workshops an?
Wir gehen derzeit davon aus, dass wir in Kürze das persönliche Kennenlernen auf Messen, Events und Seminaren wieder aufnehmen können, deshalb beschränken wir uns im Recruiting auf die Digitalisierung der Erstgespräche und das Bespielen unserer Instagram- und LinkedIn-Accounts. Sollte es sich herausstellen, dass das persönliche Kennenlernen dauerhaft nicht mehr möglich sein sollte, werden wir auch hier neue Wege gehen.
Corona & Home-Office
Das Erwerbsleben wurde quasi über Nacht digitalisiert. Ein Großteil arbeitet im Homeoffice. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit im Homeoffice? Auf welche Hürden sind Sie gestoßen? Hat Remote Work das Zeug, von der Notwendigkeit in der Krise zum alternativen Arbeitsmodell in der Zukunft zu werden?
Bereits letztes Jahr haben wir unseren Alltag sehr stark digitalisiert. So setzen wir die modernsten Kollaborationstools ein. Wie unsere Mitarbeiter damit im Alltag umgehen, kann man bei Instagram bei @smp.life verfolgen. Wir wachsen daran gemeinsam und sind in engem Kontakt. Es ergeben sich neue Ansätze, Ideen und sehr viele Chancen. Wir erwarten, dass persönliche Präsenz zunächst für uns entscheidend bleibt: existenzielle Gespräche mit der Geschäftsführung notleidender Unternehmen oder Change Prozesse zu führen bedarf des starken vertrauensvollen persönlichen Kontaktes.
Insider-Tipp von Markus Isermann, Head of HR bei Struktur Management Partner
"Nutzt die Zeit sinnvoll, auch wenn es zu unerwünschten Leerphasen im Lebenslauf kommen sollte. Am besten investiert ihr in die persönliche Lebens- oder Weiterbildung im weitesten Sinne. Kein Mensch wird danach fragen, warum sich mögliche Lücken im Lebenslauf in der Corona-Krise aufgetan haben. Wie Ihr die Zeit genutzt habt, aber schon. Oder: bewerbt Euch einfach bei uns!"