Beim Start ins Jurastudium brauchen viele Studenten Hilfe bei ihrer Studien-Organisation. Unsere Insider-Tipps zur Studienstrukturierung für Erstsemester und Jura-Studenten im Grundstudium unterstützen dich bei der ‘Herausforderung Jura’.
Bei der Strukturierung des Jurastudiums brauchen Jura-Einsteiger Hilfe. In den seltensten Fällen wirst du eine konkrete Vorstellung der rechtswissenschaftlichen Inhalte haben, bevor du ein paar Semester studiert hast – geschweige denn vor Aufnahme des Jurastudiums. Daher haben wir einige Tipps gesammelt, die für Studienanfänger und für Studenten der ersten Semester hilfreich sind.
Orientierungslosigkeit bei Jurastudenten
Das Jurastudium empfindest du am Anfang vielleicht als Qual. Dafür gibt es mehrere Gründe: Neben dem hohen Lernaufwand ist der wahrscheinlich wichtigste, dass die zentrale Fähigkeit eines erfolgreichen Absolventen des Ersten Staatsexamens ein ganzheitlicher Überblick über das Recht ist. Während du also ohne jegliche Kenntnisse in der ersten Vorlesung sitzt, wirst du von einem Professor, der diesen Überblick seit Jahrzehnten hat, mit Details überhäuft, die du überhaupt nicht verorten kannst und durch die sich dir anfangs auch kein Überblick erschließt. Viele Jurastudenten haben daher ihre ersten juristischen „Aha-Erlebnisse“ erst in der Examensvorbereitung oder kurz davor. Du brauchst in jedem Fall einen langen Atem und echte Begeisterung für das Fach Jura.
Bewusste Entscheidung für das Jurastudium
Eine entscheidende Frage beantwortet dir nämlich auch die optimale Studienstruktur anfangs nicht: ob dir Jura wirklich liegt und Spaß macht. Viele machen den Fehler, Jura aus Verlegenheit zu studieren („auch etwas Handfestes, aber nicht so langweilig wie BWL“), oder wollen unbedingt Anwalt werden und vergessen aufgrund dieser Zukunftsvision den harten Kampf durch die mindestens 7 Jahre lange juristische Ausbildung. Diese Studienanfänger brechen oft nach 2 Semestern frustriert ab. Viele merken aufgrund der suboptimalen Studienstruktur erst kurz vor dem Examen, dass sie das falsche Fach studiert haben. Das ist rausgeschmissenes Geld und vertane Zeit.
Insgesamt können wir dir nur ans Herz legen, vor Studienbeginn eine bewusste Entscheidung für das Jurastudium zu treffen. Versuche also, möglichst viele verschiedene Vorlesungen in möglichst wenigen verschiedenen Rechtsgebieten zu besuchen, um in einzelnen Bereichen schnell einen Überblick zu bekommen. Wer sich trotzdem unsicher ist, sollte eines der vielen Vorbereitungsangebote wahrnehmen.
Orientierungshilfe für das Jurastudium und juristische Berufe
Wer sich die Entscheidung für oder gegen das Jurastudium erleichtern möchte, sollte einen der (allerdings kostenpflichtigen) Orientierungskurse während der Sommerferien absolvieren. So bietet die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius den so genannten Schülercampus Jura an, bei dem neben ersten Studieneinblicken auch einzelne Berufsbilder, z. B. durch Rechtsanwälte und Richter, vermittelt werden. So erhält man eine gute Vorstellung vom Jurastudium, den Jobaussichten und Karrierechancen für Juristen. Der Schülercampus Jura kostet 370 Euro, dauert 7 Tage und beinhaltet den Orientierungskurs sowie die Unterbringung in Hamburg.
Checkliste für einen erfolgreichen Start als Jurastudent
- Habe ich eine Vorstellung, worum es bei Jura geht und was das Studium beinhaltet?
- Habe ich mich auch über andere Studiengänge informiert? Wenn ja, warum will ich Jura studieren?
- Fällt es mir leicht, komplexe Texte schnell zu lesen und zu verstehen?
- Bin ich sprachbegabt?
- Kann ich strukturiert denken? War ich gut in Mathematik oder Latein?
Im Hinblick auf deine juristische Begabung ist der Auswahltest der Bucerius Law School ein guter Indikator. Selbst wenn du gar nicht dort studieren willst, empfiehlt sich daher auf jeden Fall eine Teilnahme.
Direkte Hilfe bei der Studienstrukturierung
Wer nicht nur eine Vorstellung von den Studieninhalten und den späteren Berufschancen bekommen möchte, sondern sich darüber hinaus im Hinblick auf die oben angesprochenen Schwierigkeiten bei der Studiengestaltung einen ersten Überblick verschaffen will, kann einen juristischen Vorbereitungs- und Orientierungskurs von Headstarter absolvieren. Kostenpunkt: 299 Euro für 5 Tage an mehreren Standorten in Deutschland. Hierbei wird sich ausschließlich auf das Studium selbst, nicht jedoch auf spätere Berufsbilder konzentriert und neben einer Vorstellung von den Anforderungen des Jurastudiums gleichzeitig eine Orientierung für die ersten Semester gegeben.
Du kannst dir dazu auch den Videoblog von studienwahl.tv anschauen, auf dem du eine Sendung vom 17.5.2010 mit Dr. Andreas Fijal, Prodekan für Lehre der juristischen Fakultät der freien Universität Berlin, und Sebastian Schilling, Gründer von HeadStarter, findest.
Tipps für den Aufbau des Jurastudiums
Wie strukturiert man ein Jurastudium nun optimal? Hierbei ist problematisch, dass keine Universität anfangs einen Überblick über alle Rechtsgebiete zu vermitteln versucht, gerade im Zivilrecht. Es werden nur Vorlesungen über einzelne Teilgebiete des Zivilrechts gehalten (z. B. Allgemeiner Teil BGB; Schuldrecht oder Sachenrecht), obwohl alle diese Bereiche eng miteinander zusammenhängen. Hilfreich ist es daher, alle diese 3 Vorlesungen (vielleicht noch zuzüglich gesetzliche Schuldverhältnisse) gleichzeitig zu besuchen, sofern es dir möglich ist. Soweit die Studienordnung dies zulässt, kannst du dir das auch für das 3. und 4. Semester aufsparen und dich im ersten Jahr auf öffentliches Recht und Strafrecht konzentrieren – diese Rechtsgebiete sind nämlich wesentlich einfacher zu begreifen als das Zivilrecht, auch wenn viele von euch gerade öffentliches Recht als langweilig empfinden mögen. Der Vorteil dieser Rechtsgebiete ist ihre meist einfache Strukturierung in Prüfungen (insbesondere im Strafrecht) und die Lebensnähe ihrer Fälle. So kann man sich unter den meisten öffentlich-rechtlichen und strafrechtlichen Fragestellungen konkret etwas vorstellen, während das Zivilrecht gerade am Anfang sehr abstrakt bleibt. Überdies ist es auch wesentlich leichter, den Gutachtenstil im Strafrecht zu erlernen und zu üben statt im Zivilrecht. Such auf jeden Fall den Austausch mit Kommilitonen und fertigen Juristen. Persönliche Erfahrungsberichte zu Organisation und Planung des Jurastudiums findest du auch hier bei squeaker.net.
Studienschwerpunkte setzen
Viele Studenten fragen sich, ob sie sich ihren Schwerpunkt im Hinblick auf den späteren Berufswunsch aussuchen wollen. Das kann man so pauschal nicht beantworten. Grundsätzlich ist zu empfehlen, den Schwerpunkt nach den eigenen Interessen zu wählen. Wenn du dennoch unschlüssig bist, solltest du dich nach den Durchschnittsnoten der einzelnen Schwerpunkte in den vergangenen Jahren erkundigen.
Das Schwerpunktstudium ist der universitäre Teil des gesamten Staatsexamens und macht 30% der Endnote aus. Der staatliche Teil besteht aus Klausuren und mündlicher Prüfung und macht 70% aus. Diese häufig nicht unerheblichen Unterschiede können später eine ganze Menge Druck von deinen Staatsexamensklausuren nehmen. Zwar hört man immer wieder, dass viele Kanzleien ausschließlich auf die Note im staatlichen Teil (also Klausuren und mündliche Prüfung) schauen und den Schwerpunkt ausblenden. Das trifft aber nur bei wirklich eklatantem Auseinanderfallen zwischen Schwerpunkts- und Staatsnote zu – und den meisten Unternehmen, Beratungen und nicht zuletzt dem Staat selbst sind solche Rechenspiele völlig fremd.
Auslandssemester im Jurastudium
Eine weitere wichtige Entscheidung steht für dich außerdem dann an, wenn du ein Auslandssemester, ein Praktikum im Ausland oder gar ein Auslandsjahr absolvieren möchtest. Aus rein karrieretechnischer Sicht gilt: je später der Auslandsaufenthalt, desto besser. Gehst du bereits mit einem fundierten juristischen Gesamtverständnis (also kurz nach dem Ersten Staatsexamen) ins Ausland, wirst du während dieser Zeit so gut wie nichts vergessen. Wer hingegen sein 3. und 4. Semester im Ausland verbringt, wird danach schwerer wieder in den Stoff hineinfinden. Zudem spricht für ein späteres Auslandsjahr, dass man dabei gleich einen LL.M. absolvieren kann und sich den Aufenthalt entsprechend vergoldet.
Wenn du möglichst früh ins Ausland gehen willst, kommt grundsätzlich ein Gap Year zwischen Abitur und Studium in Betracht. Auch im Hinblick auf die Studien- und Berufsentscheidung ist ein Jahr abseits von Leistungsdruck gar nicht verkehrt. Wenn dir ein Jahr zu lang ist, kannst du ohne Probleme nur ein Auslandssemester einschieben. Sinnvoll ist es vor allem kurz vor dem Schwerpunktstudium, denn dieses ist meist ziemlich anstrengend und du wirst aufgrund der dort stattfindenden Spezialisierung ohnehin ein bisschen von deinem Detailwissen einbüßen, das du hinterher wieder auffrischen musst. Auch zum Thema Auslandsaufenthalt kannst du auf squeaker.net andere Studenten und Absolventen im Forum befragen oder Erfahrungsberichte lesen.