Im Interview mit Julius von thyssenkrupp Management Consulting.
Julius, seit Oktober 2023 Managing Director bei tkMC, bringt vielseitige Erfahrungen aus Beratung und Industrie mit. Er verantwortet die Bereiche Talent Acquisition, Knowledge Management und IT. Im Gespräch verrät er, wie tkMC die eigene Dekarbonisierung vorantreibt und das Thema strategisch als Asset nutzt.
Julius, gibt es ehemals nicht klimafreundliche Tätigkeiten oder Projekte der tkMC, die ihr bereits heute nachhaltig gestaltet habt?
Bei tkMC setzen wir uns kontinuierlich dafür ein, klimafreundlicher zu werden, sowohl in unserem Unternehmen als auch im gesamten Konzern. Bereits vor einigen Jahren haben wir begonnen, unseren Corporate Carbon Footprint, der durch unsere Beratungstätigkeit entsteht, zu berechnen und vom TÜV zertifizieren zu lassen. Jedes Jahr kompensieren wir die anfallenden Emissionen mit Emissionszertifikaten. Doch das allein reicht uns nicht aus.
Wir haben zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, um klimafreundlichere Entscheidungen zu treffen. So haben wir Geschäftsreisen dort reduziert, wo es möglich ist, und setzen verstärkt auf Videokonferenzen und Remote-Arbeit. Zudem fördern wir die Nutzung umweltfreundlicherer Reisemittel wie die Bahn anstelle von Flugzeug oder Auto. Nachhaltigkeit ist bei uns ein kontinuierlich präsentes Thema, das durch Formate wie „Sustainability Moments“, interne Projekte und andere Initiativen gefördert wird, um klimafreundlichere Entscheidungen zu unterstützen.
Der Reiseanteil bei Berater:innen kann sehr hoch ausfallen: Würdest du sagen, dass weniger Geschäftsreisen ein sinnvolles Ziel sind, oder geht dies auf Kosten der Zusammenarbeit mit den Kunden?
Die Reduzierung des Reiseanteils bei Berater:innen ist ein sinnvolles Ziel, das sowohl aus Nachhaltigkeits- als auch aus Effizienzgründen angestrebt werden sollte. Bei uns verfolgen wir einen hybriden Ansatz, der die Vorteile digitaler Technologien und virtueller Zusammenarbeit nutzt, um Geschäftsreisen auf ein notwendiges Maß zu reduzieren.
Digitale Tools ermöglichen es uns, mit unseren Kund:innen zu kommunizieren, komplexe Themen zu bearbeiten und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten – oft genauso effizient wie bei persönlichen Treffen.
Gleichzeitig ist uns bewusst, dass es Situationen gibt, in denen persönliche Interaktionen entscheidend sind – sei es in der Anfangsphase eines Projekts, bei der Entwicklung von Strategien oder bei besonders sensiblen Themen. Der persönliche Kontakt bleibt eine wertvolle Komponente, um Vertrauen aufzubauen und eine tiefergehende Zusammenarbeit zu fördern. Consulting ist ein People Business – daher achten wir darauf, Geschäftsreisen gezielt und mit Bedacht einzusetzen, sodass sie den maximalen Mehrwert bieten, ohne unnötig Ressourcen zu beanspruchen.
Zusammengefasst streben wir eine Balance an: Weniger Reisen dort, wo es möglich ist, und gezielte persönliche Meetings dort, wo sie den größten Nutzen für die Zusammenarbeit bringen. Dieser Ansatz hat es uns ermöglicht, die Anzahl an Reisen zu reduzieren und sowohl die Bedürfnisse unserer Kund:innen als auch unsere eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erfüllen.
"Bei tkMC setzen wir uns kontinuierlich dafür ein, klimafreundlicher zu werden, sowohl in unserem Unternehmen als auch im gesamten Konzern."
Julius, Managing Director bei tkMC
Nachdem wir erfahren haben, wie tkMC klimafreundlichere Entscheidungen für sich selbst trifft: Wie unterstützt tkMC thyssenkrupp bei der Erreichung ihrer Klimaneutralitätsziele und der Reduktion von Emissionen?
thyssenkrupp, unsere Muttergesellschaft und unser Kunde, hat sich im Rahmen der „Science Based Targets initiative“ (SBTi) verpflichtet, ihre Emissionen so zu senken, dass sie mit dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens kompatibel sind. Spätestens bis 2050 plant thyssenkrupp also klimaneutral zu sein und wir als tkMC unterstützen dabei.
Unser Ansatz kombiniert strategische Planung mit operativer Umsetzung, um eine langfristig klimafreundliche und zukunftssichere Ausrichtung zu gewährleisten. Wir entwickeln individuelle Nachhaltigkeitsstrategien, die sich an internationalen Standards wie den Sustainable Development Goals und dem Green Deal der EU orientieren. Dabei erstellen wir detaillierte Klimaschutz-Roadmaps, die klare Ziele und Maßnahmen zur CO₂-Reduktion definieren und ESG-Kriterien in die Unternehmensstrategie integrieren.
Ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit ist die Identifikation von CO₂-intensiven Prozessen und die Entwicklung konkreter Lösungen zur Reduktion oder Eliminierung von Emissionen. Wir beraten bei der Einführung klimafreundlicher Technologien wie der Nutzung erneuerbarer Energien, der Implementierung von Wasserstofflösungen oder energieeffizienten Produktionsmethoden. Darüber hinaus optimieren wir Lieferketten durch die Einführung grüner Materialien und die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks in der Logistik. Innovation spielt ebenfalls eine zentrale Rolle: Wir unterstützen bei der Evaluierung und Implementierung zukunftsweisender Technologien wie Kreislaufwirtschaftsmodellen, CO₂-Abscheidung und -Speicherung sowie digitaler Tools zur besseren Nachverfolgung und Optimierung von Ressourcen.
Neben den technologischen und strategischen Aspekten legen wir großen Wert auf die Schulung und Einbindung von Mitarbeitenden. Angesichts zunehmender regulatorischer Anforderungen unterstützen wir thyssenkrupp darüber hinaus bei der Implementierung von Nachhaltigkeits-Reportingsystemen und der Einhaltung von Standards.
Unsere Erfahrung zeigt, dass ein ganzheitlicher Ansatz entscheidend ist, um Nachhaltigkeit erfolgreich zu verankern, das heißt, Nachhaltigkeit muss integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie sein. Der Einsatz neuer Technologien, die Einbindung aller relevanten Stakeholder und eine kontinuierliche Überprüfung der Fortschritte stellen sicher, dass die Maßnahmen wirksam und anpassungsfähig bleiben. So helfen wir thyssenkrupp, nicht nur ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit in einer zunehmend klimabewussten Wirtschaft zu stärken.
Wie triffst du persönlich die „richtigen“ Entscheidungen, wenn du einen Kompromiss zwischen Nachhaltigkeit und Unternehmenserfolg finden musst?
Es erscheint zunächst schwer, das richtige Gleichgewicht zwischen Nachhaltigkeit und Unternehmenserfolg zu finden. Allerdings bin ich überzeugt davon, dass es keinen Widerspruch zwischen den beiden Blickwinkeln geben sollte.
Als Wirtschaftsunternehmen ist es das Ziel einen Mehrwert für die Kund:innen zu schaffen und langfristig wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Und genau das, lässt sich durch eine Kombination aus Nachhaltigkeits- und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung erreichen. Konkret bedeutet dies, dass ich Entscheidungen zwischen Nachhaltigkeit und Unternehmenserfolg nach folgenden Prinzipien treffe:
- Langfristige Perspektive: Ich betrachte Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil des langfristigen Unternehmenserfolgs. Kurzfristige Gewinnmaximierung auf Kosten der Nachhaltigkeit lehne ich ab.
- Stakeholder-Ansatz: Ich berücksichtige die Interessen aller relevanten Stakeholder – Mitarbeitenden, Kund:innen, Investoren, Gesellschaft und Umwelt. Ein ausgewogener Ansatz schafft Mehrwert für alle Beteiligten.
- Datenbasierte Entscheidungen: Ich nutze Kennzahlen und Analysen, um die Auswirkungen verschiedener Optionen auf Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zu quantifizieren. So lassen sich fundierte Entscheidungen treffen.
- Innovationsorientierung: Ich suche aktiv nach innovativen Lösungen, die Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit verbinden. Oft ergeben sich durch neue Technologien oder Geschäftsmodelle Win-Win-Situationen.
- Transparenz und Kommunikation: Ich kommuniziere Entscheidungen und deren Begründung offen. Transparenz schafft Vertrauen und Akzeptanz bei allen Stakeholdern.
- Kontinuierliche Verbesserung: Ich betrachte Nachhaltigkeit als fortlaufenden Prozess. Auch kleine Schritte in die richtige Richtung sind wertvoll und werden konsequent umgesetzt.
- Risikomanagement: Ich berücksichtige Nachhaltigkeitsrisiken explizit in Entscheidungen, da diese zunehmend auch finanzielle Risiken darstellen.
Diese Prinzipien helfen mir und uns als tkMC, ausgewogene Entscheidungen zu treffen, die sowohl Nachhaltigkeit als auch den Unternehmenserfolg fördern. Letztlich sehe ich keinen grundsätzlichen Widerspruch zwischen beiden Zielen, sondern strebe danach, sie in Einklang zu bringen.